pts20041202049 Politik/Recht, Handel/Dienstleistungen

Schulden: Anstieg um mehr als 50 Prozent binnen eines Jahres!

Die Sorglosigkeit der Schuldner wird immer größer!


Wien (pts049/02.12.2004/15:35) Der Inkassoverband Österreich ermittelt einmal jährlich (Stichtag der neuesten Umfrage war der 31.12.03) die Höhe aller bei seinen Mitgliedsbetrieben eingegangenen Aufträge sowie den Auftragsstand als auch die von Inkassounternehmen des Verbandes erfolgreich einkassierten Beträge.

Der Inkasso-Erfolg der Mitgliedsbetriebe konnte gegenüber dem Vergleichszeitraum des Jahres 2002 um 42,28 Mio. gesteigert werden. Insgesamt betrugen die einkassierten Beträge im Jahr 2002 121,3 Mio. Euro, im Jahr 2003 163,58 Mio. Euro.

"Säumige Zahlungen bedeuten für Unternehmen verringerte Liquidität, verringerte Leistungskraft und stellen eine bedeutende Erschwernis für die heimische Wirtschaft dar", erklärt Manfred Ratz, Präsident von Inkassoverband Österreich.

Die Tendenz ist steigend: So bearbeiteten im Jahr 2002 die Mitgliedsbetriebe von Inkassoverband Österreich insgesamt 1 Mio. Aufträge, während im Jahr 2003 eine 50-prozentige Steigerung auf 1,574 Mio. Aufträge zu verzeichnen war.

"Nicht nur bei der Zahl der Aufträge ist eine besorgniserregende Steigerung festzustellen, sondern auch bei der Gesamtsumme aller offenen Aufträge inklusive der Klagefälle, denn diese betragen derzeit 2,048 Mrd. Euro", erklärt Präsident Manfred Ratz. Dies bedeutet annähernd einen Anstieg um 62 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Jahres 2002, damals betrug die Summe 1.27 Mrd. Euro.

Im Jahr 2003 gingen 792.050 neue Aufträge bei den Mitgliedsunternehmen ein. Das Volumen des Auftragseingangs betrug 746,92 Mio. Euro, was einer Steigerung um rund 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, denn 2002 betrug diese Summe 479,8 Mio. Euro.

Inkassounternehmen: PPP-Modelle für die Optimierung des öffentlichen Forderungsmanagements

PPP-Modelle bewähren sich bereits erfolgreich als alternative Wege zur zügigen und kostengünstigen Modernisierung der öffentlichen Infrastruktur. "Aufbauend auf die positiven Erfahrungen in diesem Bereich hat der Inkassoverband Österreich eine Lösung angedacht, die für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation darstellt", erklärt Manfred Ratz, Präsident von Inkassoverband Österreich.

PPP bedeutet Teilprivatisierung in Form einer befristeten Übertragung von einzelnen Aufgabenbereichen durch die öffentliche Hand auf Privatunternehmen. "Inkassounternehmen sind seit Jahrzehnten zur Zufriedenheit ihrer Kunden im Mahnwesen tätig", erklärt Präsident Manfred Ratz "und sind natürlich auch in der Lage öffentliches Forderungsmanagement genauso effizient wie das private zu betreiben." Dieses würde öffentlichen Körperschaften wie auch bisher schon Unternehmen mehr Liquidität verschaffen.

"Das PPP-Modell würde eine umfassende Umstellung des öffentlichen Forderungsmanagements bedeuten", erklärt Präsident Manfred Ratz. In diesem Zusammenhang verweist er auf den Umstand, dass bereits jetzt schon vereinzelt Gemeinden die Dienstleistungen von Inkassounternehmen in Anspruch nehmen, um öffentliche Forderungen schnell, sicher und kostengünstig abzuwickeln.

Weitere Aufgabenfelder für privates Inkasso von öffentlichem Forderungsmanagement sieht Präsident Manfred Ratz in der Einbringung von ausbleibenden Abgaben für kommunale Dienstleistungen wie Wasser- und Kanalgebühren.

Die private Betreibung des Mahnwesens durch darauf spezialisierte Unternehmen bietet eine Vielzahl von Vorteilen. Einerseits kann sich eine öffentliche Körperschaft oder ein Unternehmen auf die jeweilige Kernkompetenz konzentrieren und weiß andererseits das Inkasso in guten Händen. Im Falle von Zahlungsverzug verfügt ein Inkassounternehmen über die notwendigen technischen, administrativen und personellen Ressourcen, damit Gläubiger so schnell wie möglich zu ihren berechtigten Forderungen kommen.

Die öffentliche Verwaltung hinkt, was das Outsourcing des Mahnwesens betrifft, hinter privaten Unternehmen hinterher, die bereits seit Jahrzehnten das Mahnwesen und Inkasso zu ihrer Zufriedenheit von Inkassounternehmen durchführen lassen. "Wir stellen", erklärt Präsident Manfred Ratz, "einen diesbezüglichen Nachholbedarf im Bereich der öffentlichen Verwaltung fest."

Kostenwahrheit

Inkassounternehmen können eine Entlastung der Allgemeinheit gewährleisten, da säumigen Schuldnern die durch ihren Zahlungsverzug tatsächlich anfallenden Kosten in Rechnung gestellt werden. "Die kostenmäßige Durchsetzung des Verursacherprinzips", erklärt Präsident Manfred Ratz, "können wir deshalb garantieren, da Inkassounternehmen als Private eine weit effizientere Kostenrechung führen müssen, als dies öffentliche Einrichtungen zu tun in der Lage sind." Dies sorgt für mehr Gerechtigkeit, Entlastung der Allgemeinheit und trägt zu mehr Akzeptanz durch die Bürger bei.

Überlastete Justizbehörden

Vor allem für den öffentlichen Bereich macht eine umfassende Lösung des Mahnwesens Sinn, denn dadurch kommt es zu einem effizienten Forderungsmanagement und zu einer administrativen Entlastung der Körperschaften und Gerichte. "Optimierte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und der Inkassowirtschaft schafft auch für Justizbehörden eine Win-Win-Situation", erklärt Präsident Manfred Ratz, "denn dadurch könnten auch sie - trotz geringer werdenden Personalstands - von derzeit bestehender Überlastung befreit werden.

Inkassounternehmen sind - bei Ausbleiben von Zahlungen - in der Lage, ohne Zeitverlust mit ihrer Kernkompetenz zu punkten und Schuldner mit allen gesetzlichen Mitteln zur Zahlung zu bewegen. Was, wie die Statistik des vergangenen Jahres beweist, zur Zufriedenheit der Gläubiger bewerkstelligt wird. So konnten die im Inkassoverband Österreich organisierten Unternehmen im Jahr 2003 163,58 Mio. Euro - um 42,28 Mio Euro mehr als im Jahr 2002 - für Gläubiger inkassieren.

Als außerordentlich notwendig sieht Präsident Manfred Ratz eine einheitliche gesetzliche Regelung für das öffentlichen Forderungsmanagement in diesem Bereich, da zur Zeit nur ein kleiner Teil unter die Rechtshoheit des Bundes fällt. "Ich bin davon überzeugt", meint Präsident Manfred Ratz, "eine Änderung auf Bundesebene würde auch Vorbildwirkung für Länder und Gemeinden haben, denn die Privatisierung des Forderungsmanagements hätte zur Folge, dass auch die Liquidität öffentlicher Stellen ein Stück verbessert werden könnte."

EINSCHÄTZUNGEN DES INKASSOVERBANDES

Aus der Mitgliederbefragung des Österreichischen Inkassoverbandes (Stand September 2004) geht hervor - wie der Präsident des Inkassoverbandes Österreich Manfred Ratz und Pressereferent Gerald Waffek präsentierten -, dass für das Nichtzahlen von fälligen Rechnungen bei privaten Schuldnern alle im Dachverband Inkassoverband Österreich vereinten Unternehmen Überschuldung und Arbeitslosigkeit als Ursache nannten. Gefolgt von dem Umstand des vorsätzlichen Nichtzahlens, das als Ursache von 37,5 Prozent genannt wurde.

Als Hauptursache privater Schulden sieht Präsident Manfred Ratz den Handy-Boom, Versandhaus-Bestellungen, überzogene Gehaltskonten, Leasingschulden und nicht leistbare Freizeitaktivitäten. Darüber hinaus besteht bei vielen Menschen nach wie vor nur wenig "Gefühl" für den Euro, was dazu führt, dass sich viele von ziffernmäßig kleinen Beträgen zu in Summe übermäßigen Ausgaben verleiten lassen.

Bei gewerblichen Schuldnern meinten 95,8 der befragten Inkassounternehmen, dass Schulden auf Überschuldung sowie Umsatzschwäche zurückzuführen sind. Rund 70 Prozent der befragten Inkassounternehmen meinten, dass auch das bewusste Ausnützen der Zahlungsziele sowie Überschreitung derselben für schlechte Zahlungsmoral verantwortlich zu machen ist. Rund 29 Prozent der Unternehmen sehen als Ursache dafür aber auch vorsätzliches Nichtzahlen.

Derzeit haben nach Einschätzung der befragten Inkassounternehmen folgende Gruppen die größten Zahlungsprobleme zu verzeichnen: Die Bauwirtschaft (von der Hälfte aller Inkassounternehmen genannt), gefolgt von Textilwirtschaft, EDV und neuen Medien sowie den Privaten (von 45,8 Prozent aller Inkassounternehmen genannt). An dritter Stelle findet sich die Lebens- und Genussmittelindustrie, die von 41,6 Prozent aller Inkassounternehmen genannt wurden.

Für nächstes Jahr erwarten die Mitglieder des Inkassoverbandes Österreich zu 95,8 Prozent ein Ansteigen der privaten und zu 79,1 Prozent ein Ansteigen der gewerblichen Insolvenzen.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Manfred Lechner
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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