pts20050120057 Politik/Recht, Medizin/Wellness

Gewerbeverein: EU versucht, aus uns Orthorexia nervosa-Patienten zu machen!

Bald werden nur noch Brot, Obst, Gemüse und Wasser beworben werden dürfen!


Wien (pts057/20.01.2005/21:23) Die EU-Kommission droht der Lebensmittelindustrie, an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Nahrungsprodukte zu verbieten. Sollte die Branche das Problem der Fettleibigkeit nicht innerhalb eines Jahres selbst angehen, wird die EU-Behörde Maßnahmen ergreifen. Ja, bei der Tabakwerbung und -berichterstattung hat es angefangen. Nun vermiesen die Lustfeindlichen in Brüssel sogar den Hamburger - meint man im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV).
Dabei ist erwiesen, dass die meisten jugendlichen Raucher in Frankreich zu finden sind, wo Tabakwerbung seit Jahrzehnten verboten ist. Und was bitte außer Wasser und Vollkornbrot - allenfalls noch Obst und Gemüse - ist Natur pur.

Fettleibigkeit bei Kindern wird zunehmend auch in Europa zum Problem - so die EU und damit hat sie Recht. Brüssel meint daher Selbstbeschränkung sei das Allheilmittel, wenn es um zucker-, fett- oder salzhaltige Nahrungsmittel geht. Der ÖGV sieht den zweckmäßigeren Weg darin, die Aufklärung in den Schulen und vor allem den Sportunterricht zu intensivieren. Was kulinarisch verboten ist, regt nur die Speichelproduktion an. Spätestens seit Adam und Eva sollte sich diese Binsenweisheit auch bis Brüssel durchgesprochen haben.

Die EU-Kommission kann im Rahmen ihrer Zuständigkeit für den europäischen Binnenmarkt Werbeverbote verhängen. Genau das ist natürlich das Hauptübel. Die EU sollte besser Projekte fördern, die ungesunde Lebensgewohnheiten bewusst machen und Maßnahmen dagegen empfehlen. Selbst Österreichs Lebensminister Pröll ist ein massiver Gegner von Werbeverboten, wie auch fast alle österreichischen EU-Abgeordneten.

Der Zwang zum gesunden Essen hat ja zwischenzeitlich einen Namen: Orthorexia nervosa. Im Rahmen der 6. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Psychopharmakologie und biologische Psychiatrie (ÖGPP) berichtete die renommierte Ernährungswissenschafterin Doz. Dr. Ingrid Kiefer vom Institut für Sozialmedizin der Medizinuni Wien darüber: "Bringen Sie mir einen grünen Salat, bitte. Aber nur dann, wenn er aus garantiert biologischem Anbau stammt und erst heute geerntet wurde." So oder so ähnlich könnte die Bestellung eines Menschen in einem Restaurant lauten, der an Orthorexia nervosa leidet. Menschen, die von Orthorexie betroffen sind, leiden unter dem Zwang, sich gesund zu ernähren. Sie beschäftigen sich mindestens drei Stunden täglich mit ihrer Ernährung. Im Mittelpunkt steht dabei die Gesundheit, nicht das Vergnügen am Verzehr.

Die Eurokraten mögen sich daher nicht zuviel mit ihrer zwanghaften Ernährung beschäftigen, sondern in der Mittagspause ein paar Runden ums Atomium laufen - als Vorbilder!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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