Gewerbeverein: Stahlbarone verhalten sich wie einstens die Ölscheichs!
Preise werden künstlich hoch gehalten, um kurzfristig abzuzocken!
Wien (pts049/07.07.2005/20:35) Die Durststrecke der großen Stahlhersteller wird länger anhalten als zunächst erwartet, teilen uns diese genüsslich mit. Seit Jahresbeginn fallen die Preise, und der Markt zeigt nach wie vor klare Abwärtstendenzen, heißt es in der Branche. Um den Preisverfall zu stoppen, fahren die Konzerne in Westeuropa ihre Produktion weiter deutlich zurück. Dazu muss man wissen, dass der Stahlpreis in den letzten Jahren um einige hundert Prozent angehoben wurde - so der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV).
Allein die Edelstahlproduktion will ThyssenKrupp, größter deutscher Stahlkonzern, im dritten Quartal um 120.000 Tonnen reduzieren - eine Drosselung um 20 Prozent. Die Herstellung von Flachstahl hatten die Duisburger bereits im zweiten Quartal um 500.000 Tonnen heruntergefahren, weitere 200.000 Tonnen sollen im dritten Quartal gekürzt werden. Auch der weltgrößte Stahlkonzern Mittal Steel aus London wird seine Produktion im dritten Quartal um eine Million Tonnen reduzieren.
2005 wird die gesamte Rohstahlproduktion in Deutschland leicht unter den Vorjahreswert von 46,4 Millionen Tonnen fallen, denn ab Oktober wollen die Konzerne wieder deutlich zulegen. 46 Millionen Tonnen sind angepeilt. Ursprünglich sollte die Durststrecke bereits im dritten Quartal beendet sein.
Neben Koks und Erz, die sich in den vergangenen Jahren um mehr als 100 Prozent verteuert haben, gehört Schrott zu den wichtigen Rohstoffen für die Stahlproduktion. Der Preis für schweren Stahlschrott war in Deutschland von 145 Euro pro Tonne im Januar 2004 zunächst auf 272 Euro im Oktober gestiegen, ist nun aber mangels Nachfrage wieder auf unter 130 Euro abgesackt. Bei der Herstellung von Oxygenstahl, etwa bei ThyssenKrupp, werden pro Tonne rund 250 Kilogramm Stahlschrott benötigt. Elektrostahl, wird zu 100 Prozent aus Schrott produziert.
Man hat den Eindruck, dass sich die Stahlproduzenten so verhalten, wie die naiven Scheichs bevor uns die beiden Ölpreisschocks trafen: Eine künstliche Verknappungsrente einfahren, koste es die Weltwirtschaft was es wolle.
Dass die Ölscheichs sich seinerzeit selbst massiven Schaden zufügten, ist heute bereits vergessen. Es könnte ja auch sein, dass die Forschung für alternative Rohstoffe etwas an Tempo zulegt.
Ob die Strategie einer künstlichen Stahlverknappung und damit einer exorbitanten Preiserhöhung mittelfristig klug war, wird sich heraus stellen. Die zahlreichen europäischen und heimischen Unternehmen, die dadurch in die Insolvenz schlitterten, werden deswegen auch nicht mehr lebendig!
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