VoIP - oder die totale "Skype...ization"?
CON.ECT Informunity
WIEN (pts023/05.12.2005/13:49) Nach Jahren des auf den Business-Sektor beschränkten Einsatzes ist die Internet-Telefonie oder Voice over IP (VoIP) reif, auch den Massenmarkt zu erobern. Anbieter bringen sich für ihren Eintritt in den VoIP-Markt in Stellung. Neben dem Preis entscheidet die weitere Breitband Penetration über Erfolg oder Misserfolg.
War Voice over IP (VoIP) - die Übermittlung von Sprache über Datenleitungen mittels Internetprotokoll - bis vor kurzem eine Domäne für den Geschäftskundenbereich, scheint jetzt eine radikale Erweiterung stattzufinden. Nämlich die Eroberung des Massenmarktes: "Das ist die entscheidende Entwicklung", kommentierte Bernhard Nagiller Berater bei Arthur D. Little bei einem CON.ECT Informunity, veranstaltet von CON.ECT Eventmanagement am 1.12.05. Die von Skype entwickelte Software bietet weltweite VoIP-Nutzung quasi zum Nulltarif - und hat sich innerhalb kürzester Zeit zum "Teufel der Telekommunikationsbranche" entwickelt, so der Spitzname für die cleveren Skandinavier auf internationalen Konferenzen.
Carrier, bislang auf Geschäftskunden fokussiert, müssen sich neu in Position bringen, damit ihnen die Marktfelle nicht davonschwimmen. Forrester Research geht sogar von einer totalen Substitution herkömmlicher Sprachtelefonie durch VoIP bis 2020 aus. Unternehmensberater Nagiller dazu: "Viele meinen: Die Minute als Grundlage für Telefonie-Gebühren ist tot." Wesentlichster Treiber für VoIP-Lösungen für den Massenmarkt ist die Steigerung der Breitband-Penetration. Gemäß einer Arthur D. Little-Studie sollte sich die VoIP-Penetration in unserem Land von derzeit rund vier Prozent bis 2010 auf knapp unter 60 Prozent steigern.
"VoIP für den Massenmarkt wird in erster Linie vom Preis bestimmt. Zuvor müssen die Anbieter aber Security- und Qualitätsprobleme in den Griff bekommen", erörterte Nagiller im Rahmen eines CON.ECT Informunity Events. Doch noch würden einige Platzhirschen abwarten, doch entsprechende Rollout-Strategien sollten sie in der Tasche haben, um nicht in die Defensive zu geraten. Nagiller nannte als Beispiel die VoIP-Erfolge am Massenmarkt von Yahoo-Broadband: 90 Prozent der Kunden würden sich ebenfalls für VoIP-Dienste entscheiden; ein Fünftel des durchschnittlichen Umsatzes pro Kunden stamme bereits von VoIP. Der Internet Service Provider habe mit seinem Erfolg den Incumbent NTTCommunications gezwungen, mit VoIP-Angeboten in die Offensive zu gehen. Den hiesigen Platzhirschen - Telekom Austria und am Kabelsektor UPC Telekabel - rät er "in den Markt hineinzugehen und die Entwicklung mit entsprechenden Angeboten selbst in die Hand zu nehmen". Auch deswegen, da weitere Gefahr durch mobile VoIP-Dienste drohten. E-plus biete beispielsweise bereits eine UMTS-Flatrate mit Skype-Funktionalität an. Andere Player - gerüchteweise Google - könnten dem Beispiel folgen.
Auch Edmund Haberbusch, Leiter Produktmarketing Business Solutions bei Telekom Austria, sieht in VoIP einen Motor zur Geschäftsbelebung. Telekom Austria habe vor vier Jahren mit der Konzeption von VoIP-Geschäftsmodellen mit dem Schwerpunkt auf den Business-Bereich begonnen. Das erfolgreiche Konzept wird nun mit entsprechend angepassten Produkten auf den KMU-Bereich ausgeweitet. Für die von Telekom Austria angebotenen Dienste und Projekte gilt stets der Grundsatz:"Ja zu IP-Telefonie. Aber kein Verlust beim Quality of Service."
Die Marktforscher rechnen laut Haberbusch mit einer weiteren Veränderung der Arbeitswelt: "Der heutige Mensch ist nicht mehr verwurzelt, sondern vernetzt." Die physische Anwesenheit am Arbeitsplatz werde unbedeutender. Hingegen verstärke sich der Trend zu "Ergebnis-orientierter und vom Ort unabhängiger Arbeit". Dabei sei Mobilität nicht nur ein "Wireless-Thema", sondern der Zugang erfolge nach "any device to any application"-Erfordernissen.
VoIP in Klein- und Mittelbetrieben
Es existieren mehrere Gründe, warum VoIP bislang noch nicht die breite Masse der Klein- und Mittelbetriebe erfasst hat. - etwa jenen: Dort wurde das Potenzial noch nicht erkannt. Eine pragmatische Erklärung lieferte Paul Scholda von eHouse Informationstechnologie: "Um VoIP integrieren zu können, muss man vorher einen Haufen Geld in die Hand nehmen." Warum sollte die Technologie aber dennoch genutzt werden? "Weil sie jetzt funktioniert", antwortete er sich selbst.
Der VoIP-Einsatz habe auch emanzipatorischen Charakter. Er zwinge User, über Konzeption und Funktionen ihrer Telekommunikationsanlage nachzudenken, und nicht wie bisher "ein fertiges Kasterl auf den Tisch gestellt zu bekommen". Der Nutzen: Anwender holten sich mehr Kompetenzen ins Haus. Ebenso vorteilhaft sei das Mehr an Flexibilität. Ein "ganz heißes Thema in der Praxis", speziell für die Kommunikation von mobilen Mitarbeitern, stelle SIP (Session Initiation Protocol) dar.
VoIP bringe in erster Linie Vorteile bei internationalen Verbindungen - Scholda: "Hier kann man viel Geld sparen." Sonst ortet er nur wenige Reduktionspotenziale: "Für einen lokal tätigen Dachdecker ist das kein Geschäft." Wichtigstes Element einer VoIP-Integration sei die Motivation der Mitarbeiter: "Man muss ihnen klar machen, dass sie auch über das Notebook telefonieren können und sie einschulen."
Auch dort, wo die Voraussetzungen für einen sinnvollen VoIP-Einsatz gegeben sind, ist anfängliche Skepsis zu überwinden. Scholda´s Tipp: "Verkaufen Sie immer eine Kommunikationslösung und nie eine Telefonanlage."
RTR-Richtlinien für VoIP-Anbieter
Das wesentliche Spezifikum des Internet-Modells und darauf basierenden Diensten - so auch VoIP - besteht in der Trennung von Transport und Dienst. "Diese Trennung ist technisch und kommerziell", erläutert Ernst Langmantel, Leiter Technik bei der Regulierungsbehörde RTR den Paradigmenwechsel zum klassischen Telefonbereich. Der Internetzugang mit globaler Connectivity vom ISP sei die "diensteneutrale Transportkomponente" über ein an sich "dummes" Transportnetz: "Dafür leistet der VoIP-Anbieter keinen Beitrag", erläuterte er. VoIP werde hier entkoppelt von Dritten erbracht, und zwar, ohne dass eine vertragliche Voraussetzung gegeben wäre: "Diese Leistung haben die User bereits mit ihrer Connectivity-Fee bezahlt." Internet- bzw. IP-(Zugangs-)Netze haben bei VoIP teilweise Telefoncharakter, indem sie in dienstneutralen IP-Paketen den technischen Transport der Sprachinformationen bewerkstelligen. "ISPs sind deshalb nicht automatisch Telefondienstebetreiber", so Langmantel. Exterritoriale Dienstleister - skype und dessen Epigonen - haben formal identische Rechte und Verpflichtungen wie nationale Anbieter, doch profitierten sie zunächst davon, dass "die Durchsetzung von Regulierungsmaßnahmen international noch offen ist".
VoIP-Dienste werden vom österreichischen Regulator in zwei Klassen eingeteilt: "Klasse A"-Dienste ermöglichen - den Zugang vom bzw. zum öffentlichen Telefonnetz. Dies klassifiziert die RTR als "Kommunikationsdienst" und -- als Subkategorie davon - als "öffentlichen Telefondienst". "Klasse B"-Dienste sind dadurch charakterisiert, dass sie keinen Zugang vom bzw. zum PSTN ermöglichen, und werden - weil sie die Internet Connectivity (Kommunikationsdienst) zwar - wie alle anderen Internetdienste auch - als Basis für ihre Dienste nutzen, aber gegenüber den Endkunden nichtbereitstellen, weder als "Kommunikationsdienst" noch als "öffentlicher Telefondienst" eingestuft (Anm. darunter fallen die sog. "internet only"-Dienste a´la skype classic). Ein "Klasse A"-Dienst mit Gateway ins PSTN kann entweder von einem Breitbandanbieter für seine Kunden gebündelt mit dem Breitbandzugang und ggf. Garantien für Performance und Verfügbarkeit angeboten werden ("VoB" - Voice over Broadband, z.B. inode oder Kabelbetreiber, wenn sie ihre Kunden mit VoIP-basierter Technologie erreichen) oder von rein Internet-basierten Anbietern ("VoI", Voice over Internet) erfolgen.
VoIP-Anbieter der "Klasse A" sind - als Anbieter "öffentlicher Telefondienste" verpflichtet, Zugang zu Notrufen anzubieten. "Die Schwierigkeiten dabei sind das ortsabhängige Routing und die Übermittlung von Standortdaten", deren Realisierung bislang - insbesondere bei nomadischen Diensten - noch problematisch ist, erklärte Langmantel. Zudem hätte diese Dienstleister-Kategorie die von Endkunden gewohnte Notruf-Funktionalität anzustreben: "Das sagen wir den VoIP-Anbietern auch, dass sie die Endkunden über allfällige Besonderheiten jedenfalls ausreichend informieren müssen."
"Der heutige Mensch ist nicht mehr verwurzelt, sondern vernetzt." Edmund Haberbusch, Telekom Austria
Im Anschluss an das Event wurde das Entwicklungslabor von KapschCarrier Com besichtigt. Kapsch CarrierCom zählt als führender Systeminnovator von Kommunikationstechnologie-Lösungen für Betreiber von Fest-, Mobil- und Datennetzen zu den Unternehmen, die sich federführend und höchst erfolgreich mit VoIP auseinandersetzen. So wurde zum Beispiel erst vor kurzem die eigenentwickelte VoIP Lösung von Kapsch CarrierCom "MissisSIPpi Hosted IP PBX" mit dem diesjährigen tel.con Award ausgezeichnet.. Kapsch CarrierCom war weltweit als erstes Unternehmen über ENUM erreichbar und hat sich bereits sehr frühzeitig mit diesem neuen Internetstandard intensiv beschäftigt.
Die aktuellen Themenschwerpunkte 2006 für CON.ECT Informunities sind u.a. Themen wie Sicherheitsmanagement & Identitymanagement am 23. Januar 2006, IT-Governance & IT-Servicemanagement - Frühjahrssymposium am 1./2. März 2006, Requirements Engineering und Software-Testmethoden. Business Integration, Service-orientierte Architekturen oder Federated Datenmanagement. Nähere Informationen für Experten und Sponsoren unter http://www.conect.at oder unter der Tel. 01/522 36 36-36.
CON.ECT Eventmanagement, die IT- Trend- Eventagentur ( http://www.conect.at ) hat bereits über 400 Veranstaltungen im IT- und Business Bereich mit rund 21.000 Teilnehmern realisiert. Zu den zufriedenen Kunden und Kooperationspartner gehören z.B. Plattformen wie Future Network, KDZ, Austrian Security Forum oder IT Service Management Network.
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