pts20060117037 Politik/Recht, Forschung/Entwicklung

Im ÖGV fand eine hochkarätige Diskussion zur Versorgungsforschung statt!

Ziel ist es, dem Patienten zur optimalen Behandlung zu verhelfen!


Wien (pts037/17.01.2006/22:01) Einmal mehr gelang es dem Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV) Themenführerschaft zu zeigen. Versorgungsforschung war das Thema einer viel beachteten Diskussionsveranstaltung. Salopp gesagt ist damit gemeint, wie der Patient schneller an innovative Therapien heran kommt beziehungsweise welche Behandlungsmethoden mit welcher Wirkung beim Patienten tatsächlich ankommen.

Beate Hartinger, Generaldirektor-Stellvertreterin des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger stellte die grundsätzliche Frage, wie viel der Medikamente innovativ wären und beantwortete diese gleich selbst. In den vergangenen 25 Jahren kamen nur 31 neue Wirkstoffe auf den Markt. Zumeist werden Arzneimittel nur modifiziert. Statement: "Wir brauchen nicht das hundertste Statin!"

Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber wählte einen anderen Zugang zum Thema: "Was innovativ ist, entscheidet der Patient!" Wohl kann Huber den Standpunkt der Sozialversicherung nachvollziehen, dass dort das reine Kostenkalkül zählt. Allerdings darf man nicht übersehen, dass vieles, was vom Patienten nicht akzeptiert wird zu einem massiv teureren Spitalsaufenthalt führen könnte.

Auch Gesundheitsredakteur und Buchautor Martin Rümele (Wirtschaftsblatt) sprach sehr direkt die ökonomischen Zwänge des Systems an und wies darauf hin, dass zur Sozialversicherung alle Zugang haben müssen.

Der ärztliche Leiter der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) Hartmut Pelinka ging in seinem Statement auf die notwendig enge Verzahnung von Praxis und Forschung ein. Immerhin fließen fast drei Prozent des AUVA-Budgets in die Suche nach bestmöglichen Therapien. Die AUVA selbst unterhält zwei hochkarätige Forschungseinrichtungen, die direkten Zugang zu den behandelten Ärzten haben und umgekehrt. An zwei Beispielen machte Pelinka den Nutzen der AUVA-Forschungsstrategie sichtbar:
So konnte etwa die spitalsinterne Immobilität von Schädel-Hirn-Trauma-Patienten, deren Zustandsanalyse oftmals zu erheben ist über neu in der AUVA entwickelte Marker für den Patienten komfortabel am Krankenbett gestaltet werden. Fibrinkleber, die an Schweinen in AUVA-F&E-Einrichtungen getestet wurden, haben sich in der Praxis als sehr wirkungsvoll erwiesen. Pelinka ergänzte, dass die AUVA auch Bahnbrechendes auf den Gebieten Nervenendenwachstum, Sepsis, Hautdeckung nach Verbrennungen, etc. hausintern entdeckte, um nur einige Schwerpunkte zu nennen. Was die Fortbildung der Mediziner anlangt, schwört Pelinka auf die Erkenntnisse Evidenzbasierter Medizin: Die Datenmengen von internationalen (bis hin zu chinesischen) wissenschaftlichen Veröffentlichungen werden bis auf zwei Prozent aufs Wesentliche komprimiert und können so in einer halben Stunde täglich von Ärzten aufgenommen werden. Allerdings wies Pelinka kritisch darauf hin, dass jüngere Ärzte viel weniger an Fortbildung interessiert sind, als etablierte. Es soll sogar Prämien von 150 EUR pro Tag zur motivation lernwilliger Ärzte geben.

Eva Maria Schwameis, Oberärztin im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien und niedergelassene Fachärztin für Orthopädie stellte den Ansatz der innovativen Therapie und den Zugang der Patienten dazu als Dogma grundsätzlich in Frage. Es geht ihr um die optimale Versorgung. Grundsätzlich sieht Schwameis im politischen Bereich ein Defizit. Die Dreiminuten-Medizin - ausgelöst durch den ökonomischen Druck - geht voll zu Lasten des Patienten. Die Zusammenführung von Wissenschaft, Ökonomie und Gesundheitspolitik zur Lösung von Problemen der Gesundheits- und Krankenversorgung ist für sie ein Gebot der Zeit. Schwameis setzt sich gerne mit kritisch nachfragenden Patienten auseinander, die dann auch als Eingebundene motivierter am Genesungsprozess mitwirken. Schwameis zitierte eine britische Studie, derzufolge Ärzte täglich 19 neue Publikationen studieren müssten, um state of the art zu bleiben - und das an 365 Tagen im Jahr. Im Schnitt bleibt aber durch die belastenden Arbeitsbedingungen gerade einmal eine Stunde in der Woche für Fortbildung übrig. 68 Prozent der Life Science Informationen - so Schwameis weiter eine finnische Studie zitierend - haben kein Substrat in gelisteten wissenschaftlichen Fachzeitschriften.

Fazit: Obwohl das Thema Versorgungsforschung langsam auch in Österreich wissenschaftlich betrieben wird, ist eine Verstärkung der Anstrengungen unumgänglich.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
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