Roland Berger: Licht und Schatten in Österreichs Insolvenzstatistik
Geringe Eigenkapitalausstattung von Unternehmen Hauptgrund für Pleiten
Wien (pts007/29.03.2006/09:00) Stetig steigende Insolvenzzahlen lassen derzeit wieder die Alarmglocken schrillen. Doch die internationale Strategieberatung Roland Berger Strategy Consultants rät zu einer differenzierteren Betrachtungsweise der Ergebnisse. Während die Summe der Insolvenzverbindlichkeiten von Unternehmen sinkt und Großinsolvenzen kontinuierlich zurückgehen, steigt der Anteil von Kleinunternehmen, die in die Pleite schlittern, markant an. Für das Beratungsunternehmen liegt der Hauptgrund dafür in der schwachen Eigenkapitalausstattung österreichischer KMU, die durchschnittlich bei nur 20% liegt.
Die Entwicklung der Insolvenzen in Österreich liest sich zwiespältig: "Einerseits ist die Zahl der Firmenpleiten von 5.643 im Jahr 2003 um 25% auf 7.056 im Jahr 2005 gestiegen. Gleichzeitig ist im gleichen Zeitraum die Zahl der neu gegründeten Unternehmen von 28.237 auf 31.625 gewachsen, was einem Plus von rund 12% entspricht. Tendenziell hat sich somit auch die Anzahl der überlebenden Unternehmen um 8,4% von 22.594 (2003) auf 24.489 im vergangenen Jahr erhöht", erklärt Rupert Petry, Partner im Wiener Büro von Roland Berger.
Der Berater fordert vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. Dazu zählt die Reform der Gewerbeordnung ebenso wie Bürokratieabbau und eine bessere Betreuung von neu gegründeten Unternehmen. "Es ist wichtig, Menschen beim Schritt in die Selbständigkeit zu unterstützen. Noch wichtiger ist aber eine kontinuierliche Betreuung in den ersten Jahren", so Petry.
Höhe der Verbindlichkeiten rückläufig
Wesentlich aussagekräftiger als die Anzahl der Unternehmenskonkurse ist für den Strategieberater die Entwicklung der Insolvenzverbindlichkeiten. "In Österreich ist die Summe der Verbindlichkeiten aller eröffneten Insolvenzen seit 2001 um 30% zurückgegangen. Belief sich der Wert vor fünf Jahren noch auf rund 3,5 Mrd. EUR, waren es 2005 nur noch etwa 2,5 Mrd. EUR", erklärt Alexander Kainer, Restrukturierungsexperte bei Roland Berger.
Großinsolvenzen haben weniger Gewicht
Hatten sich bei den drei größten Unternehmenskonkursen 2001 (Steiner, Libro, Forstinger) noch Verbindlichkeiten in der Höhe von rund 700 Mio. EUR angesammelt, lag die Summe bei den Top 3 im vergangenen Jahr (Rocco, Austria Frost, PRO Markt) nur noch bei 133,1 Mio. EUR. "Waren es vor einigen Jahren noch spektakuläre Großinsolvenzen, die die Statistiken dominierten, fällt heute vor allem die steigende Zahl von zahlungsunfähigen Klein- und Mittelbetrieben auf", so Kainer. Problematisch ist, dass dadurch besonders viele Arbeitsplätze vernichtet werden - zählen doch gerade KMU zu den Jobmotoren Österreichs. Großunternehmen hingegen stehen meist hinter einer Restrukturierungsphase und sind im internationale Vergleich recht gut aufgestellt.
"Wenn Österreich seine Insolvenzstatistik nachhaltig verbessern will, muss die Eigenkapitalausstattung heimischer KMU deutlich erhöht werden. Viele Klein- und Mittelunternehmen wären interessante Partner für Private Equity-Firmen, ein entsprechendes Angebot an Risikokapital ist aber nicht ausreichend vorhanden", sagt Rupert Petry. Unternehmen in einer Wachstumsphase und mit Restrukturierungsbedarf brauchen die Möglichkeit Risikokapital aufzunehmen.
Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 31 Büros in 22 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. Mehr als 1.600 Mitarbeiter haben im Jahr 2005 einen Honorarumsatz von rund 530 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 130 Partnern.
Weitere Informationen:
Roland Berger Strategy Consultants
Mag. Rupert Petry
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