Augsburger Mozartfest 16. - 20. Mai 2007
Augsburg präsentiert den "Schwarzen Mozart"
Augsburg (pts022/24.04.2007/11:05) Im Mittelpunkt des diesjährigen Augsburger Mozartfestes 2007 (16.-20. Mai 2007) steht Joseph de Bologne Chevalier de Saint-George, der so genannte "schwarze Mozart". Damit blättert die deutsche Mozartstadt Augsburg nach dem Mozart-Jubiläumsjahr ein weiteres spannendes Kapitel über herausragende musikalische Persönlichkeiten der Mozartzeit auf und profiliert sich einmal mehr mit einer Wiederentdeckung außergewöhnlicher Violinliteratur des 18. Jahrhunderts. Der farbige Geigenvirtuose, Komponist und Dirigent prägte das musikalische Geschehen in Paris zu einer Zeit, als große Komponisten aus ganz Europa sich in der französischen Metropole einfanden und stilistische Inspiration suchten - unter anderen auch Wolfgang Amadé Mozart und Joseph Haydn.
Die Deutsche Mozartstadt Augsburg, die Geburtsstadt Leopold Mozarts, stellt mit dem Geigenvirtuosen Saint-George erstmals die wichtigste Persönlichkeit der französischen Violinliteratur des ausgehenden 18. Jahrhunderts in den Mittelpunkt eines ganzen Festivals. Neben den Violinkonzerten, die durch große Kantabilität und melodischen Einfallsreichtum bestechen, werden in den einzigartigen Rokokosälen der Deutschen Mozartstadt Augsburg auch kammermusikalische Werke von Joseph de Bologne Chevalier de Saint-George und einigen seiner Zeitgenossen erklingen. Natürlich fehlen im Festivalprogramm die so genannten Pariser Sinfonien" von Joseph Haydn und Wolfgang Amadé Mozart ebenso wenig wie die großen Werke der französischen Komponisten Gossec, Leduc und Pleyel.
Das breite Angebot des fünftägigen Festivals reicht von den großen Abendkonzerten, umrahmt von Nachmittagsprogrammen, Matineen und täglichen Mittagskonzerten mit jungen Nachwuchskünstlern im Viermetzhof des Maximilianmuseum bis hin zu einem musikalischen Gottesdienst in der Mozartkirche katholisch Heilig Kreuz.
Eingeladen sind internationale Künstler und Ensembles, die sich für die Programmidee des Augsburger Mozartfestes auf neue Pfade des Konzertrepertoires begeben. Das Eröffnungskonzert am 16. Mai wird vom belgischen Originalklang-Ensemble "Les Agrémens" unter der Leitung von Guy van Waas gestaltet. Das international renommierte Orchester ist nach Auftritten in Frankreich, Polen, England und Österreich mit dem Konzert in der Mozartstadt Augsburg erstmals in Deutschland zu Gast.
Aus Österreich reisen die Wiener Akademie mit Martin Haselböck und dem Geiger Thomas Fheodoroff in die Deutsche Mozartstadt (18. Mai). In einem Duo-Programm werden Jos van Immerseel (Hammerklavier) und Midori Seiler (Violine) aus Belgien am 17. Mai im prachtvollen Festsaal des Schaezlerpalais zu erleben sein. Das Schweizer Quatuor ad Fontes wird am gleichen Ort am 20. Mai mit Quartetten von André-Modeste Grétry und François-Joseph Gossec die ersten französischen Kompositionen dieser Gattung vorführen. Das junge und aufstrebende Tecchler Trio aus Zürich wird mit Klaviertrios vor allem an den Wahlfranzosen und Haydnschüler Ignaz Pleyel erinnern, dessen 250. Geburtstag 2007 gefeiert wird.
Reinhard Goebel wird sich zusammen mit der Bayerischen Kammerphilharmonie auf die Sichtung und Realisierung eher unbekannter Werke am Rande der Groß-Meister-Spuren einlassen. Mit der Geigerin Yura Lee (Siegerin des Int. Violinwettbewerbs Leopold Mozart 2006) wird der Dirigent nicht nur ein Violinkonzert von Saint-George in Erinnerung bringen, sondern mit selten gespielten Werken von Simon Le Duc und Pierre-Montan Berton l'Ainé das Programm eines Pariser "Concert spirituel" wiederbeleben. Dieses Programm wurde bereits im März in einem Studio des Bayerischen Rundfunks eingespielt und zum Augsburger Mozartfest im Mai als Festival-CD der Deutschen Mozartstadt bei Oehms Classics erscheinen.
Der Hammerklavier-Spezialist Ludwig Sémerjian, der soeben mit einer Gesamteinspielung aller Mozartsonaten hervorgetreten ist, wird im intimen Rahmen des Schaezlerpalais einen Eindruck von der Klangkultur eines originalen Steinschen Hammerflügels geben. Sémerjian kommt als Gastkünstler der kanadischen Partnerregion Quebec in die Deutsche Mozartstadt.
Allen Konzerten gemeinsam ist, dass die französischen Werke in einen spannungsreichen Bezug zu den Werken der Wiener Klassik und Mozarts gestellt werden, der sich selbst während seines Parisaufenthalts 1778 stark von der französischen Orchesterkultur und der Mode der konzertanten Sinfonie beeinflussen ließ.
Begleitend zum Festival findet in Erinnerung an den einst in Augsburg ansässigen berühmten Klavierbauer Joh. Andreas Stein erstmalig ein Meisterkurs im Fach Klavier statt. Der diesjährige Meisterkurs wird geleitet von dem Pianisten und Komponisten Professor András Hamary (Musikhochschule Würzburg), der zugleich als "composer in residence" mit einer Uraufführung durch die Neuen Vocalsolisten Stuttgart (18. Mai) beim Augsburger Mozartfest 2007 vertreten sein wird.
Hintergrund - Chevalier de Saint-George: "Der Schwarze Mozart"
Die Mozartstadt Augsburg stellt mit dem Geigenvirtuosen Saint-George zum Augsburger Mozartfest 2007 (16. - 20. Mai 2007) erstmals die wichtigste Persönlichkeit der französischen Violinliteratur des ausgehenden 18. Jahrhunderts in den Mittelpunkt eines ganzen Festivals. Kaum eine Biographie in der Musikgeschichte dieser Epoche ist schillernder und pittoresker als die des Chevalier de Saint-George, und trotzdem steht er in diesem Jahr erstmals mit seinen Werken im Zentrum eines ganzen Festivals.
Joseph de Bologne Chevalier de Saint-George wurde als Sohn eines französischen Adligen und einer schwarzen Sklavin 1745 auf der Karibikinsel Guadeloupe geboren. Im Alter von acht Jahren kam er mit seinen Eltern nach Paris. Dort absolvierte er als Spross des französischen Adels zunächst eine Fechtausbildung und brachte es darin bald zur Meisterschaft. Durch seine Erfolge in viel beachteten öffentlichen Turnieren wurde er in den Gazetten bald als bester Fechter Europas gefeiert und avancierte zum Liebling der Pariser Gesellschaft. Im Gegensatz zu seiner Karriere als Fechtmeister bleiben die Anfänge seiner musikalischen Laufbahn im Dunkeln. Doch muss auch seine musikalische Begabung früh erkannt und zielstrebig gefördert worden sein.
Schon 1772 debütierte der 27jährige Saint-George mit zwei eigenen Violinkonzerten in Paris und machte sich damit "über Nacht" als Geigenvirtuose einen Namen. Nach dem Studium der Violine bei Jean Marie Leclair und der Komposition bei François-Joseph Gossec übernahm der talentierte Geiger und Dirigent ab 1773 von Gossec die Leitung des ''Concert des Amateurs''. Als Direktor des renommierten Klangkörpers etablierte sich Saint-George insbesondere mit Violinkonzerten und der Gattung der "Symphonies concertantes" in der Pariser Musikszene.
Mehr als 15 Jahre lang spielte Saint-George eine herausragende Rolle im Pariser Musikleben und veröffentlichte zahlreiche eigene Sonaten, Violinkonzerte und Symphonien und beauftragte Joseph Haydn mit seinen sechs Pariser Sinfonien. Diese brachte er selbst als Konzertmeister des angesehenen "Concert de la Loge Olympique" auch zur Uraufführung. Beinahe hätte man dem Mulatten Saint-George sogar die Direktion der "Académie Royale de la Musique" angetragen. Dieses Vorhaben wurde jedoch durch die rassistisch motivierte Intrige einflussreicher Sängerinnen vereitelt.
Mitte der 1780er Jahre stürzte Saint-George in eine finanzielle Krise und schlug sich im wahrsten Sinne des Worte in England mit sensationellen Fechtwettkämpfen gegen den 16jährigen Transvestiten Charles de Beaumont d'Eon durch. 1792 trat er schließlich, wie viele Farbige ergriffen von der revolutionären Gesinnung seiner Zeit, in Lille der französischen Nationalgarde bei. Während der Terrorherrschaft Robespierres wurde Saint-George denunziert und zu 18 Monaten Militärhaft verurteilt. Nach seiner Freilassung unternahm er eine Reise nach San Domingo, wo er an einem antispanischen Aufstand teilnahm. 1797 kehrte er schließlich nach Paris zurück, wo er bis zu seinem Lebensabend die Konzerte des "Cercle de l'harmonie" im Palais Royal dirigierte.
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Augsburger Mozartfest 2007 (16. - 20. Mai 2007)
Ticket-Hotline: +49-(0)821- 324 4900
Das Festival im Internet: http://www.mozartstadt.de
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