Autobauer mit Technik-Mix gegen CO2
Roland Berger Studie untersucht Auswirkungen der neuen EU-Emissionsrichtlinie
Wien (pts010/16.08.2007/10:00) Angesichts der weltweit zunehmenden Umweltverschmutzung und klimatischer Veränderungen stehen westliche Automobilhersteller unter massivem Druck. Die Öffentlichkeit fordert umweltfreundlichere Autos, die EU schreibt ab 2012 CO2-Emissions-Höchstwerte von 130g/km vor. Die internationale Strategieberatung Roland Berger Strategy Consultants stellt in ihrer aktuellen Studie "Solving the powertrain challenge" ("Das Antriebsproblem lösen") die Herausforderungen dar, die bezüglich Emissionsstandards auf die Automobilindustrie zukommen.
"Es gibt zwei Alternativen, um den CO2-Ausstoß zu senken: Entweder man nutzt umweltfreundlichere Treibstoffe oder man senkt den Kraftstoffverbrauch, indem man die Energieeffizienz des Fahrzeugs erhöht", erklärt Rupert Petry, Managing Partner und Automotive-Experte im Wiener Büro von Roland Berger. In Frage kommende alternative Kraftstoffe sind vor allem komprimiertes Erdgas und flüssiges Petroleumgas, die beide etwa 10 bis 20 Prozent weniger CO2 abgeben, und so genannte Biokraftstoffe, mit denen sich der Kohlendioxidausstoß um etwa 40 bis 80 Prozent verringern lässt. Um die Energieleistung des Motors (bzw. des Verbrennungsprozesses) zu verbessern, arbeitet man in erster Linie mit der Voll-Hybridtechnik: Indem Bremsenergie zurückgewonnen und der Betriebspunkt des Motors optimiert wird, lassen sich bis zu 20 Prozent des CO2-Ausstoßes heutiger Verbrennungsmotoren einsparen.
Hybridtechnik kein Allheilmittel
Doch mit Voll-Hybridtechnik, Gas- und Biokraftstoffen alleine lässt sich eine CO2-Reduktion von aktuell 161g/km auf das anvisierte Ziel von 130g/km nicht erreichen. "Unsere Studie dürfte den Glauben erschüttern, dass Hybridfahrzeuge alle Emissionsprobleme lösen werden. Die angestrebten Ziele werden nur durch den gemeinsamen Einsatz verschiedenster Technologien zu erreichen sein", so Petry. Die Automobilindustrie verfolgt daher eine Reihe verschiedener Ansätze, um Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor weiter zu optimieren. Neben der Reduzierung des Gesamtgewichts steht vor allem die Verringerung des Motorvolumens im Vordergrund. Kostengünstigere und kleineren Motoren werden in Zukunft eine größere Rolle spielen. Auch Start-Stopp-Systeme mit verbesserter Funktionalität und "power on demand" für Zusatzaggregate werden bald zur Standardausstattung zählen.
"Das Emissionsziel 130g/km ist erreichbar, aber zu einem hohen Preis", sagt der Automotive-Experte. Die Kosten liegen im Durchschnitt bei 500 bis 1000 Euro pro Auto. "Das Problem ist, dass Kunden nicht bereit sind, für nachhaltige Produkte auch mehr zu bezahlen - was zu einem guten Teil daran liegt, dass Nachhaltigkeit in der Marketingkommunikation und Markenpositionierung bislang kaum ein Thema war. Nur Toyota wirbt mit Umweltschutzargumenten für sein Hybridauto", stellt Petry fest.
Automobilhersteller brauchen Strukturwandel
Den meisten Automobilproduzenten fehlt es jedoch an firmeninterner Kompetenz, mit der sie den neuen Herausforderungen begegnen könnten. Das Motorenportfolio vieler - vor allem deutscher - Hersteller ist darüber hinaus hoch komplex und bindet sehr viele Ressourcen. Auch haben die wenigsten OEMs ihre Organisation angepasst und übergreifende Abteilungen und Technologiezentren für Benzin- und Dieselmotoren eingerichtet. Es fehlt eine ganzheitliche Betrachtung des Fahrzeugs, die zur Optimierung seines Energiemanagements erforderlich ist. "Die Herausforderungen, mit denen die Autobauer heute konfrontiert sind, haben wenig mit der Entwicklung neuartiger Technologien zu tun. Es geht vielmehr darum, traditionelle Unternehmensstrukturen und Denkweisen aufzubrechen", erläutert der Strategieberater.
Höherer Kostendruck, aber auch neue Wachstumschancen für Zulieferer
Automobilzulieferer können vor allem mit einer verstärkten Nachfrage nach innovativen Antriebstechnologien und neuen Komponenten wie Turboladern rechnen. Die höheren Kosten für die Herstellung umweltfreundlicherer Autos - vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung - können aber nur teilweise an den Kunden weitergegeben werden. "Nicht alle Zulieferer werden diese Belastung verkraften, der Markt wird sich weiter konsolidieren. Die Unternehmen sollten ihre Strategien überdenken und ihre Innovationsfähigkeit hinterfragen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein", empfiehlt Petry. An Stelle des traditionellen Machtkampfs zwischen Herstellern und Zulieferern sieht er die gemeinsame Entwicklung kostengünstigerer technischer Lösungen zur Reduzierung der Schadstoffemissionen.
Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 33 Büros in 23 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 1.700 Mitarbeiter haben im Jahr 2006 einen Honorarumsatz von rund 555 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von mehr als 140 Partnern.
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