Mercer-Experten analysieren Pensionskassenperformance 2007
Wien (pts020/21.02.2008/11:15) Seit wenigen Tagen liegen die von der Kontrollbank geprüften Performancezahlen der österreichischen Pensionskassen für 2007 vor. Die Veranlagungsergebnisse liegen laut Angabe vom Fachverband der Pensionskassen im Durchschnitt bei nur zwei Prozent, was für viele Leistungsberechtigte eine Kürzung ihrer Bezüge bedeutet. Die Turbulenzen auf den Kapitalmärkten sind jedoch nur ein Teil der Ursachen für diese enttäuschenden Performancezahlen. Die Pensionskassenexperten des internationalen Consultingunternehmens Mercer haben die Ergebnisse analysiert und sehen zum Schutze der Anwartschaftsberechtigten vor allem in der Umstellung der technischen Rahmenbedingungen sowie in der Manager-Selektion einiger Pensionskassen Handlungsbedarf.
Das vergangene Jahr war vor allem im zweiten Halbjahr von Turbulenzen auf den Kapitalmärkten und drastischen Rückgängen der Aktienindizes geprägt. Diese Abwärtstendenz hat sich direkt auf die Performance der österreichischen Pensionskassen niedergeschlagen. Nach etwas "fetteren" Jahren fiel das Ergebnis aller betrieblichen und überbetrieblichen Pensionskassen mit durchschnittlich zwei Prozent 2007 äußerst mager aus. Pech für viele Pensionsbezieher:
Laut Zahlen vom Fachverband werden rund 20% der Pensionisten eine gekürzte Pension erhalten, bei dem überwiegenden Teil der Pensionisten bleibt die Pension gleich.
Eine Analyse der Zahlen durch die Experten von Mercer Austria, eines auf betriebliche Altersvorsorge (BAV) spezialisierten Consultingunternehmens, kommt zum Ergebnis, dass die niedrigen Performancezahlen aber nicht alleine durch die Finanzkrise verursacht wurden.
Ist gute Performance tatsächlich Glückssache?
Konzentriert man sich auf die von der Österreichischen Kontrollbank geprüften Zahlen der offenen Veranlagungs- und Risikogemeinschaften (VRG) der überbetrieblichen Pensionskassen, wird klar, dass es am Markt markante Performanceunterschiede gibt.
Die Durchschnittsperformance aller offenen VRG, unabhängig von ihrer strategischen Ausrichtung, beträgt 2,9 Prozent. Damit performen zumindest die offenen VRG besser als der vom Fachverband Mitte Jänner veröffentlichte Durchschnitt von 2 Prozent.
Allerdings ist die Performancebandbreite zwischen den VRG so groß, wie schon lange nicht mehr.
Der Vergleich zeigt folgendes: Die beste offene VRG erreichte eine Performance von 5,7 Prozent. "Das im Vorjahr schwächste Ergebnis von zwei überbetrieblichen Pensionskassen lag dagegen bei 0,36 Prozent, obwohl die beste als auch die zwei schlechtesten Kassen mit einem Aktienanteil von rund 35 Prozent agierten", analysiert Michaela Plank, Pensionskassen-Expertin bei Mercer (Austria) die Vorjahreszahlen.
Managerauswahl entscheidet mit
Plank weiter: "Dieses Ergebnis zeigt für uns abermals, dass nicht nur die richtige Veranlagungsstrategie, sondern vor allem die Auswahl der Manager immer mehr an Bedeutung in der österreichischen Pensionskassenlandschaft gewinnt."
Verglichen nach den Veranlagungstypen der Österreichischen Kontrollbank veranlagen von 17 offenen VRG zwei nach dem dynamischen Prinzip (ab 40 Prozent Aktienanteil), fünf offene VRG weisen eine aktive Veranlagungsstrategie auf (Aktienquote liegt hier zwischen 32 und 39 Prozent). Ausgewogen veranlagen acht offene VRG und nur zwei offene VRG mit einer defensiven Veranlagungsausrichtung (bis zu 15 Prozent in Aktien).
Der Fachverband der Pensionskassen weist in seiner Stellungnahme zu den Performancezahlen 2007 darauf hin, dass Österreich mit seiner, im Vergleich zum internationalen Durchschnitt, niedrigen Aktienquote im Vorjahr noch "Glück" hatte.
Michaela Plank dazu: "Aus der großen Performance-Bandbreite wird klar, dass es am österreichischen Pensionskassenmarkt Veranlagungsexperten gibt, die auch bei schwierigen Kapitalmärkten eine ausreichende Performance generieren können. Aber: Gute Performance kann doch nicht Glückssache sein. Die unterschiedlichen Ergebnisse zeigen, wie immens wichtig es ist, unter Zugrundelegung von realen Ertrags- und Risikoerwartungen sowie einer passenden Veranlagungsausrichtung die richtige Managerauswahl zu treffen. Professionelle Manager-Selektion war bisher und wird auch im Jahr 2008 ein wesentliches Kriterium für eine passable Performance sein."
Hoher Rechnungszins als Performance-Hemmer
Die Unzufriedenheit mit den Ergebnissen der heimischen Pensionskassen ist laut Mercer nicht nur auf dem schlechten Veranlagungsergebnis begründet, sondern auch, dass es in vielen Veranlagungs- und Risikogemeinschaften noch immer viele Pensionskassenverträge mit hohem Rechnungszins (5 bis zu 6,5 Prozent) gibt. Für solche Verträge ist die Erreichung des Rechnungszinses sehr schwer. Somit muss zumindest bei diesen Verträgen von Pensionskürzungen ausgegangen werden.
Hier geht es in erster Linie darum, die Belegschaft bzw. den Betriebsrat zu informieren, dass ein hoch gewählter Rechnungszins langfristig nicht erreicht werden kann. Ein hoher Rechnungszins bringt zwar eine hohe Anfangspension mit sich, aber die Wahrscheinlichkeit in Zukunft Pensionsvalorisierungen zu erhalten, ist ziemlich gering. Würde man die Rechnungszinse nur marginal senken, wäre zumindest die Wahrscheinlichkeit eine gleich bleibende Pension zu erreichen, höher.
Folgendes Beispiel zeigt sehr gut, dass im Falle von einem Rechnungszins in der Höhe von 6,5 Prozent sowie bei weiterer Finanzierung der Mindestertragrücklage, eine um einiges höhere Performance notwendig wäre:
Rechnungszins 6,5 %
Dotation Mindestertragsrücklage 0,6 %
Umstellung der Rechnungsgrundlagen 0,7 %
Summe 7,8 %
Aus diesem Szenario ergibt sich eine notwendige Performance in der Höhe von zumindest 7,8 Prozent um eine Pensionskürzung abzufangen. Diese Ergebnisse sind auf Basis der derzeitigen Kapitalmärkte auch mittelfristig bzw. langfristig nicht erreichbar.
Weitere Änderungen aus Sicht der Experten sind notwendig
Eine weiterer Schritt hin zu einem adäquaten Veranlagungsergebnis wäre es, die bestehenden Pensionskassenverträge nicht nur bei den Kosten- und Kündigungsbestimmungen, sondern auch bei den technischen Rahmenbedingungen den aktuellen Gegebenheiten anzupassen.
Hier sehen die Mercer-Experten dringenden Handlungsbedarf in den VRG idente Rahmenbedingungen zu schaffen. In VRG, die sowohl geringe als auch hohe Rechnungszinse (Bandbreite oft von 2 bis 6,5 Prozent) definiert haben, ist es für das Veranlagungsteam der Pensionskasse schwer, eine optimale Veranlagungsstrategie zu finden. Konzentriert sich die Pensionskasse auf Verträge mit hohem Rechnungszins und geht somit ein hohes Risiko ein, ist diese Strategie gleichzeitig für Verträge mit geringem Rechnungszins nicht die passende.
Plank empfiehlt: "Am idealsten wäre es, die Bandbreiten der Rechnungszinse so gering wie möglich zu halten, um für jeden Arbeitgeber in der VRG die ideale Veranlagungsstrategie zu finden."
Folgende Änderungen fordern die Experten von Mercer in diesem Zusammenhang:
* Umstrukturierung der Veranlagungs- und Risikogemeinschaften hinsichtlich geringerer Bandbreiten an Rechnungszinsen
* Versuch der Senkung der hohen Rechnungszinse
* Hauptaugenmerk der Pensionskassen sollte vor allem auf Manager Selektion und Risikomanagement gelegt werden
Plank abschließend: "Im Sinne der Pensionssicherung sollten die Pensionskassen einerseits ihre Veranlagungsstrategien kontrollieren und vor allem ihr Hauptaugenmerk auf die Manager-Selektion richten, andererseits sollten vor allem Verträge mit hohem Rechnungszins umgestellt werden. Sonst heißt es womöglich auch 2008 wieder Pensionskürzungen sind leider unumgänglich."
Einen genauen Einblick in die Österreichische Pensionskassenlandschaft wird Mercer mit seiner Pensionskassenstudie 2008 geben, die eine detaillierte Marktanalyse von Pensionskassenmodellen in Österreich, unterteilt nach Branchen und Regionen, umfasst. Das Hauptaugenmerk der Studie liegt aber vor allem auf dem europäischen Vergleich. Es wird der Frage nachgegangen, wie konkurrenzfähig die österreichischen Pensionskassen im Europavergleich sind. Die Studie ist ab Juli erhältlich.
Informationen zu Mercer
Mercer, einer der weltweit größten Beratungsfirmen, hilft Unternehmen messbare Geschäftsergebnisse durch ihre Mitarbeiter zu erzielen. Mit mehr als 17.000 Mitarbeitern in 180 Städten und 40 Ländern verbindet Mercer lokales Wissen mit globaler Präsenz, um Human Resource Lösungen zu entwickeln und zu implementieren. Das Unternehmen setzt jährlich rund 2,9 Mrd. US-Dollar mit Beratungsleistungen um. Mercer ist ein Tochterunternehmen der Beratungsgruppe Marsh & Mc Lennan. Der konzernweite Umsatz betrug 2006 rund 11 Mrd. US-Dollar.
Die Tätigkeitsschwerpunkte von Mercer (Austria) GmbH liegen in den Bereichen Retirement Consulting (betriebliche Vorsorge), Investment Consulting (Optimierung von Pensionskassenverträgen und deren Veranlagungen) sowie Information Products Solutions (Vergütungsberatung). Im Jahr 2006 konnte mit 18 MitarbeiterInnen ein Umsatz von rund 2,1 Mio. EUR erwirtschaftet werden. Mercer betreut in Österreich rund 800 Kunden - darunter eine Vielzahl der Top-100-Unternehmen des Landes.
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