Hitze bringt Senioren in Lebensgefahr
Körper kann sich an Temperaturschwankung nur schlecht anpassen
Ventilatoren senken das Hitzetod-Risiko um 30 Prozent (Foto: pixelio.de/Walker) |
Ottawa/Berlin (pte031/26.08.2009/13:50) Extreme Temperaturen im Sommer setzen alten Menschen, Patienten mit chronischen Krankheiten und auch Obdachlosen am meisten zu und bringen sie oft sogar in Lebensgefahr. Das berichten Forscher der Universität Ottawa http://www.uottawa.ca im Canadian Medical Association Journal. Für Menschen der Altersgruppe ab 60 Jahren erhöht sich bei Hitze das Sterberisiko um bis zu 92 Prozent, ergab die Analyse von Patientendaten. Daneben leiden Senioren im Sommer oft an Krankheiten und Verletzungen, die von Hitze ausgelöst werden, wie etwa Schlaganfall, Erschöpfung oder Hitzekrampf. Dieses Schicksal teilen alte Menschen mit Patienten, die an Fettsucht, Herzkrankheiten, Diabetes oder Atembeschwerden leiden. Alle diese Vorbedingungen reduzieren die Fähigkeit des Körpers, sich an Temperaturschwankungen anzupassen.
Warum sonst gesunde Pensionisten so schlecht gegen die Hitze gewappnet sind, zeigten physiologische Studien im Labor. Im Alter spürt der Körper die Hitze erst später und kann viel langsamer mit kühlenden Maßnahmen reagieren, wozu etwa eine Änderung der Blutverteilung im Körper und Schwitzen zählen. Weiters verzögert sich auch die Fähigkeit, Durstgefühl zu entwickeln und rasch darauf zu reagieren, und die Erholung von einer Dehydrierung des Körpers ist weit langwieriger. "Ungeklärt ist, ob die verschlechterte Wärmeregulierung den ganzen Körper betrifft oder bloß die lokalen Mechanismen des Wärmeverlustes wie Schwitzen oder Blutfluss", so Studienautor Glen Kenny. Senioren mit niedrigem Einkommen und Bildungsstand waren in der Erhebung mehr gefährdet, was die Autoren auf die schlechtere Wohnqualität zurückführen, zudem auch Menschen in sozialer Isolation. Betroffen sind auch Obdachlose, da sie besonders schlecht vor extremer Hitze geschützt sind und zusätzlich oft an körperlichen oder geistigen Problemen leiden.
"Ärzte und Gesundheitsbedienstete sollen sich des Risikos stärker bewusst werden, damit sie den Betroffenen im richtigen Umgang mit Hitze beraten können", folgern die Autoren. Klimaanlagen verringern laut Studie das Sterberisiko um 80 Prozent, Ventilatoren immerhin noch 30 Prozent. "Bisher ist der Hitzeschutz bei Senioren vor allem in Pflegeheimen ein Thema", erklärt Peter Zeman vom Deutschen Zentrum für Altersfragen http://www.dza.de gegenüber pressetext. "Das Pflegepersonal ist angewiesen, bei Hitze für eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr der Betreuten oder für deren Aufenthalt in Räumen mit kühlerer Atemluft zu sorgen." Durch solche Vorkehrungen konnten bisher Horrorszenarien wie Explosion der Hitzetoten-Zahl in Frankreich 2003 verhindert werden. "Auch die Einschränkung der Bewegung ist aufgrund der schlechteren Durchblutung bei Hitze zu empfehlen", ergänzt Klaus Ingo Giercke, Sekretär der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie http://www.dggg-online.de . "Alte Menschen, die alleine zu Hause leben, sollten sich gleichermaßen verhalten. Das ist bei Demenz und bei ambulanter Betreuung oft ein Problem, weshalb Angehörige besonders aufmerksam sein sollten."
Das Thema Hitzeschutz bei alten Menschen wird in Zukunft immer aktueller werden. Denn wenn auch infolge der globalen Erwärmung kältebedingte Todesfälle zurückgehen, steigt die Zahl der jährlichen Hitzetoten (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/080213014/ ). "Besonders in Städten ist das ein Problem, da hier die Temperaturen immer ein bis zwei Grad über dem landesweiten Schnitt liegen. Alle Alten auf Wiesen zu setzen ist leider gesellschaftlich nicht machbar", so Gierke. Der Landschaftsökologe Jürgen Breuste von der Universität Salzburg http://www.sbg.ac.at betont, dass dies entsprechende Gegenmaßnahmen auch seitens der Stadtplanung erfordere. "Grünflächen und Parks bringen für ihre Besucher, jedoch auch für die Atemluft der umliegenden Straßen Kühlung. Ihre nahe Verfügbarkeit ist somit besonders für die Gesundheit von Hitze-vorbelasteten Menschen wie etwa Pensionisten wichtig", so Breuste im pressetext-Interview.
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