Milch hat keine Nebenwirkungen
Pharmig: Medikamente sind keine Lebensmittel
Wien (pts031/07.10.2009/14:23) Hauptverbandsvorsitzender Dr. Hans Jörg Schelling macht schlechte Witze auf Kosten von Patienten. Der gestrige Vergleich von Milch mit Medikamenten ist deplatziert und falsch. Im Supermarkt entscheidet der Konsument, welches Produkt er möchte. Er hat die Freiheit, aus dem großen Angebot eines Supermarktes sein bevorzugtes auszuwählen. Bei Medikamenten entscheidet der Arzt - in Salzburg zukünftig einzig nach dem Kriterium der Kosten - welches Mittel er verordnet. Der Patient bekommt das billigste, unabhängig davon ob es den größtmöglichen therapeutischen Nutzen erzielt oder nicht. Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber: "Könnten Patienten bei Medikamenten mitentscheiden, würden sie sich sicher nicht immer mit dem billigsten abspeisen lassen. Entgegen den Aussagen von Herrn Dr. Schelling gibt es bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln keinen freien Markt."
Salzburger Regelungen offensichtlich nicht gesetzeskonform
Die Sozialversicherung will in Salzburg ein Ökonomiegebot mit unzulässigen Regelungen umsetzen. Der Vertrag zwischen SGKK und Ärztekammer Salzburg setzt offensichtlich die Richtlinie zur ökonomischen Verschreibweise (RöV), den Erstattungskodex (EKO) und die Heilmittel-Evaluierungskommission (HEK) außer Kraft. Zitate aus Informationsveranstaltungen der SGKK belegen das: 'RöV und HEK sind in Salzburg nicht mehr gültig. Jedes Medikament, das nicht auf der Salzburger Ökonomieliste im grünen Bereich ist, ist automatisch in der No-Box'. Was bedeutet, dass es nicht mehr verschrieben werden kann. Der Vertrag zwischen SGKK und Salzburger Ärztekammer steht augenscheinlich im großen Widerspruch zu bundesweit geltendem Recht. Huber: "Es ist unzulässig, Regelungen zu treffen, die dem geltenden Erstattungsrecht widersprechen."
Billig ist nicht ökonomisch
Es ist ein Fehler anzunehmen, dass das billigste Medikament automatisch die geringsten Kosten verursachen würde. Um die Ökonomie eines Arzneimittels zu berechnen, muss man neben den Anschaffungskosten auch den Erfolg der Behandlung berücksichtigen. Huber: "Ein Patient, der mit einem passenden Medikament behandelt wird, wird schneller gesund. Das spart Kosten. Mit einfachen Milchmädchenrechnungen kommt man hier nicht weiter." Aus diesem Grund sieht die RöV ja auch vor, dass aus mehreren therapeutisch geeigneten Heilmitteln das gewählt wird, welches gesamt die geringsten Kosten verursacht. An diese Vorschrift haben sich die Ärzte im Rahmen ihrer Therapiefreiheit auch immer gehalten.
Offenheit und Ehrlichkeit
Anstatt über die Vergleichbarkeit von Milch und Arzneimitteln zu sinnieren, sollte der Hauptverband lieber alle Details zum SGKK-Vertrag veröffentlichen. Im Sinne der Transparenz müssen alle negativen Auswirkungen des Vertrages und dessen Gesetzeskonformität dargestellt werden. Dauernde Umstellungen auf das billigste Medikament verhindern Therapietreue und damit den Heilungserfolg. Huber: "Der Hauptverband hat wohl vergessen, dass vor allem ältere Menschen laufend Medikamente einnehmen müssen. Man kann diesen Personen doch nicht zumuten, monatlich von einem Medikament zum nächsten zu wechseln. Das ist unverantwortlich."
Geld für Arzneimittelinnovationen
Schon lange fordert die Pharmig, dass das Geld, das durch Generika bzw. günstige Arzneimittel gespart wird, für Arzneimittelinnovationen verwendet wird. In der Realität wird dieses Geld aber zum Stopfen von Budgetlöchern verwendet. Huber: "Ich nehme Herrn Dr. Schelling gerne beim Wort, wenn er sagt, dass das ersparte Geld für hochqualitative Arzneimittel zur Verfügung steht. Bis jetzt sind wir mit dieser Forderung immer vor verschlossenen Türen gestanden."
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