Umwelt bestimmt gesellschaftliche Normen
Forscher ermitteln den Grad von Strenge und Toleranz in 33 Ländern
Ungezwungen: Nicht überall ohne Probleme (Foto: aboutpixel.de/S. Brentrup) |
Koblenz (pte004/10.06.2011/06:20) Ein internationales Forscherteam hat untersucht, warum manche Gesellschaften toleranter sind als andere. "Beispielsweise ist das Essen im Freien oder das Lachen im Freien in vielen Kulturen tabuisiert", sagt Manfred Schmitt, Professor für Persönlichkeitspsychologie an der Universität Koblenz-Landau, in einem pressetext-Gespräch. Das toleranteste der 33 untersuchten Länder ist die Ukraine. Das strengste Land ist Pakistan.
"Als Gründe für einen strengeren Umgang mit Normen ergaben sich eine hohe Bevölkerungsdichte, knappe Ressourcen, häufige Naturkatastrophen, Unruhen oder Krankheiten und Epidemien. Durch solche soziale Belastungen werde das das alltägliche Leben erschwert. "Verletzt in einem solchen Sozialverband jemand eine Norm, hat das gravierende Auswirkungen im Gegensatz zu Gesellschaften, die nicht oder weniger unter Druck stehen", erklärt Schmitt.
Normen schlagen sich beim Individuum nieder
Der Grad an Toleranz oder Strenge wird mit der Zeit Bestandteil einer Kultur. Die Vermittlung der Normen geht über die Erziehung, die Schule oder eine Religion auf nachfolgende Generationen über. Schließlich schlägt sich die Norm in der individuellen Psyche nieder. "Das Entwickeln von Normen ist ein träger Prozess, der sich über mehrere Generationen nicht verändert", sagt Schmitt.
Dennoch könne es zu Verschiebungen aufgrund von gravierenden Anlässen kommen. Wie etwa in den USA, wo nach den Terroranschlägen vom 11. September das Bedürfnis nach Sicherheit und somit der Ruf nach strengeren Regeln und Sicherheitsvorkehrungen lauter wurde. Die Forscher hatten das Ziel, zu verstehen, was sich hinter toleranten und strengen Gesellschaften verbirgt. "Dies Wissen kann interkulturelles Verständnis fördern und dazu beitragen, dass wir weniger wertend anderen Kulturen gegenüber sind", so Schmitt.
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