pte20110615032 Forschung/Entwicklung, Auto/Verkehr

Video-Überwachung hilft bei Optimierung von Infrastruktur

Fülle an Videodaten wird bislang nicht wissenschaftlich genutzt


Video: Überwachung zur Optimierung einsetzen (Foto: FlickrCC/Udo Springfeld)
Video: Überwachung zur Optimierung einsetzen (Foto: FlickrCC/Udo Springfeld)

Wien (pte032/15.06.2011/16:00) Ein Team von internationalen Verhaltensforscher arbeitet derzeit an der Optimierung von städtischer Infrastruktur. Als Werkzeug nutzen sie die Video-Überwachung im öffentlichen Raum, um an die benötigten Daten zu kommen. "Es geht aber nicht um Überwachung", betont die Anthropologin Elisabeth Oberzaucher in einem Gespräch mit pressetext. "Wir haben das Problem, dass die Städte zunehmend größer werden und gerade der öffentliche Nahverkehr mit anderen Zahlen umgehen muss als noch vor zehn Jahren", sagt die Forscherin von der Universität Wien.

Das Projekt wird mit 3,7 Mio. Euro von der Europäischen Union gefördert. Unter Federführung belgischer Forscher sind auch Wissenschafter aus Österreich, Frankreich, Italien und der Schweiz an dem EU-Projekt beteiligt. Die Forscher sollen ein System entwickeln, das abzuschätzen hilft, welchen Bedarf eine Stadt im öffentlichen Nahverkehr hat. Das System soll automatisch Alarm auslösen, wenn beispielsweise auf dem Bahnsteig etwas Ungewöhnliches passiert. 2013 soll das System nutzungsfähig sein.

Informationen nicht wirklich nutzbar

Nach dem 11. September 2001 wurden im öffentlichen Bereich zahllose Kameras installiert. Doch die Menge an Informationen, die durch Videoüberwachung entstanden ist, lässt sich nicht bewältigen. "Wir wollen herausfinden, wie die Fülle der visuellen und auditiven Information besser als bisher genutzt werden kann und ob kognitive Prozesse so modellierbar sind, dass sie automatisiert werden können", erklärt Karl Grammer, Professor am Department für Anthropologie der Universität Wien.

Zunächst müssen die Anthropologen sich mit der Frage auseinandersetzen, was bei einem Menschen "soziale Aufmerksamkeit" erzeugt. Der zurückgelassene Koffer auf dem Bahnsteig sei dabei noch ein leicht zu lösendes Problem. Dazu werden große Mengen von Videoaufnahmen von U-Bahn-Überwachungssystemen Probanden vorgeführt. Die Versuchspersonen markieren die Szenen, die ihnen auffallen.

Ziel ist nicht die Überwachung

Darüber hinaus wird das Blickverhalten mit den Inhalten der Szenen in Zusammenhang gebracht, um zu verstehen, was menschliche Aufmerksamkeit erregt. Die als ungewöhnlich bewerteten Szenen werden mithilfe computergestützter Bild- und Soundanalysen beschrieben. Die so gewonnenen Daten sind die Basis für die Entwicklung eines Computeralgorithmus. Dieser wird wiederum in das Überwachungssystem integriert.

Das Ziel sei aber nicht Überwachung, sondern Service. So könne etwa Alarm beim Betreiber ausgelöst werden, wenn jemand mit der Rolltreppe oder mit dem Fahrscheinautomaten nicht zurechtkommt. Ob das neue System irgendwann auch für Gewaltprävention eingesetzt werden kann, bleibt derzeit noch offen.

(Ende)
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