Lokales Antibiotikum stoppt Zeckenkrankheit
Gel gibt Hoffnung auf einfachere Vorbeugung der Lyme-Borreliose
Zecke: Neuer Schutz vor Borreliose derzeit im Test (Foto: Flickr/Kirkhart) |
München (pte011/16.09.2011/11:45) Ein lokal aufgetragenes Antibiotikum könnte künftig beim Menschen die Entwicklung einer Lyme-Borreliose nach einem Zeckenstich verhindern. Forscher der LMU München http://www.uni-muenchen.de , des Leipziger Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie (IZI) und der Züricher Pharmafirma Ixodes AG testen derzeit ein Gel, das bis zu drei Tage nach Zeckenbiss auf die Einstichstelle aufgetragen wird und dabei Borrelien-Erreger abtötet. "Gemeinsam mit guter Aufklärung und täglichem Zecken-Check verspricht das Gel bei rechtzeitigem Beginn der Behandlung gute Erfolge", so Studienleiter Reinhard Straubinger gegenüber pressetext.
Lokal statt systemisch
Die Lyme-Borreliose ist hierzulande die mit Abstand häufigste von Zecken übertragene Infektionskrankheit. "Findet man eine Zecke bereits auf der Haut, sollte sie möglichst rasch abgenommen werden. Manche heben das Tier auf und lassen es auf Borrelien untersuchen. Verläuft dieser Test positiv, stellt sich die Frage, was man tun soll", erklärt der Münchner Veterinärbakteriologe. Nur mancherorts ist zur Vorbeugung einer Infektion die mehrwöchige orale Einnahme von Doxycyclin, Amoxicillin oder Cefuroxim üblich, deren Nebenwirkungen etwa die bakterielle Besiedelung des Darms stark stören können.
Speziell in den ersten drei Tagen nach dem Stich reicht jedoch nach der Zeckentfernung ein lokal aufgetragenes Antibiotikum als vorbeugende Maßnahme. Azithromycin bietet sich hier an, zeigen die Forscher im "Journal of Antimicrobial Chemotherapy". "Die Borrelien sitzen noch einige Tage nach dem Stich nur in einer rund Zwei-Euro-Münze-großen Region der Haut und vermehren sich, ehe sie mit der Besiedelung des Körpers beginnen. Das drei Tage lang per Gel aufgetropfte Antibiotikum trocknet unter einem Pflaster ein, dringt in die Haut und tötet die Borrelien, ohne dabei systemisch zu wirken", berichtet Straubinger.
Verlässliche Abwehr
Ein Azithromycin-Gel wurde am IZI Fraunhofer entwickelt und an der LMU München bisher im Tierversuch getestet. Bisher erfolgreich - denn bei allen Versuchstieren verhinderte die Anwendung eine Infektion nach Stichen Borreliose-infizierter Zecken. Auch die ersten Tests an Menschen verliefen positiv und ohne Nebenwirkungen selbst für die Haut. Derzeit suchen die Forscher nach Freiwilligen mit frischen Zeckenstichen für die Phase-III-Studie http://www.zeckenstudie.com . Bei Erfolg rechnet Straubinger mit einer Zulassung für 2013.
Später als drei Tage ab Stich verliert das Gel allerdings seine Schutzwirkung, erklärt der Experte. "Ein Antikörper-Nachweis ist ab drei Wochen nach Zeckenstich möglich. Die meisten lassen es darauf ankommen, ob binnen sechs bis acht Wochen akute Borreliose-Symptome auftreten - etwa Wanderröte-Hautausschlag, Gelenksentzündungen oder neurologische Veränderungen, sowie speziell bei Kindern blaue Stellen an Ohrläppchen oder Nasenflügel. Selbst dann bestehen noch sehr gute Erfolgschancen, um eine chronische Borreliose zu verhindern."
Abstract der Originalstudie unter http://jac.oxfordjournals.org/content/early/2011/09/14/jac.dkr371.abstract
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