Buch digital: Self-Publisher fordern Verlage heraus
Autoren werden zu Rivalen der Verleger - Umdenken im Marketing nötig
R. Möllers: "Einseitiges Sender-Empfänger-Modell aufgebrochen" (Foto: Facebook) |
Leipzig (pte014/13.03.2015/13:55) Die größte Herausforderung für die Verlagswelt bleibt der mit der Digitalisierung einhergehende radikale Wandel im Marketing und Vertrieb der traditionellen Verlage. "In dieser Phase braucht es ein Ende der gutsherrlichen Marketingstrategien", erklärt Verleger und Internetunternehmer Ralph Möllers, Chef von book2look http://book2look.com , im Gespräch mit pressetext auf der aktuell stattfindenden Leipziger Buchmesse.
Keine Verlage für Self-Publisher
Insbesondere auf die Möglichkeiten, die das digitale Verlegen in Form von E-Books eröffnet, müssen Verlage laut Möllers umgehend reagieren. Auf eigenen Self-Publishing-Plattformen können Autoren mittlerweile ihre Werke selbst publizieren. Diese sogenannten Self-Publisher oder Indie-Autoren benötigen dafür keinen Verlag mehr.
Dabei sind Herstellung und Vertrieb von E-Books für die Verlage selbst kein Problem. Allerdings tut sich die Branche nach wie vor schwer damit, die veränderte Marketing- und Vertriebsstruktur zu verstehen. Statt über das Feuilleton an die Leser übermittelt, werden Rezensionen nun von den Lesern selbst erstellt und über Blogs, soziale Medien oder Verkaufsplattformen verbreitet. "Das einseitige Sender-Empfänger-Modell ist dadurch aufgebrochen", unterstreicht Möllers auf Nachfrage von pressetext.
E-Books von Verlagen oft zu teuer
Dem Branchenkenner nach werden die Autoren selbst zur Konkurrenz für die Verlage, die sich fragen, wozu sie den Verlag überhaupt noch brauchen. "Die Verlage verlieren Leser an die Self-Publisher", meint Möllers. Das liege auch an den Preisen. Viele Verlage seien noch nicht bereit, ihre E-Books zum halben Preis der Hardcover-Version anzubieten. Die Self-Publisher bringen ihre Werke dagegen zu Preisen zwischen 0,99 bis 3,99 Euro auf den Markt.
Möllers beobachtet auf dem Indie-Markt eine zunehmende Professionalisierung. Auch das sorge neben dem attraktiven Preismodell, das Self-Publishing-Plattformen wie Amazons Kindle Direct Publishing http://kdp.amazon.com den Indie-Autoren bieten, dafür, dass zumindest im englischsprachigen Raum ein höherer Prozentsatz der Self-Publisher vom Bücherschreiben leben könne als bei den Verlagsautoren.
Aber die Verlage reagieren. Einige arbeiten derzeit selbst an Self-Publishing-Plattformen. In Kürze soll etwa die aus mehreren deutschen Verlagen bestehende Tolino-Allianz ein solches Portal unter dem Namen Tolino Media http://tolino-media.de an den Start bringen, das Amazon Konkurrenz machen soll. Die Verlage, so das Fazit von Möllers, müssten Kontrolle abgeben und bei ihrem Marketing mehr auf Suchmaschinenoptimierung, Social Media und Multiplikatoren wie Blogger setzen.
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