Jahrzehntelange Grundlagenforschung kommt endlich bei den Patienten an
Zentralisierung und Sparzwang gefährden die Versorgung
Wien (pts022/13.09.2017/14:00) "In diesem Jahr können wir in der Pathologie gleich einige Entwicklungen vorstellen, die ganz konkrete Auswirkungen auf die Versorgungslage unserer Patientinnen und Patienten haben werden", sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Klimpfinger (Pathologisch- Bakteriologisches Institut, SMZ Süd Kaiser-Franz-Josef-Spital; Past President der ÖGPath/IAP Austria) bei einem Pressegespräch anlässlich der Herbsttagung der Österreichischen Gesellschaft für Pathologie und des Österreichischen Departments der International Academy of Pathology (14. bis 16. September in Velden).
"Die Grundlagen dieser Fortschritte wurden zum Teil schon vor mehr als 30 Jahren gelegt. Gerade in einem so komplexen Fachgebiet wie der Pathologie ist die Realität die, dass Jahr für Jahr ein Puzzlestein gefunden und nach und nach zu einem Gesamtbild zusammengesetzt wird." Tatsächlich beschäftige sich die moderne Pathologie weit weniger mit Toten als mit Lebenden: "Als zentrales diagnostisches Fach tragen wir, vergleichbar den bildgebenden Verfahren oder der Labormedizin, mit dazu bei, dass Menschen wieder gesund, oder besser gar nicht erst schwerer krank werden."
Fortschritte der modernen Pathologie
"Es ist erfreulich, dass wir jetzt in gleich mehreren Detailbereichen unsere seit Jahrzehnten geleistete wissenschaftliche Grundlagenarbeit in die Praxis tragen und täglich zum Wohl unserer Patientinnen und Patienten umsetzen können", sagt Prof. Klimpfinger. Einige Beispiele:
* Fortschritte bei der Liquid Biopsy oder Flüssigbiopsie: Durch die Analyse von ausgeschwemmten Tumorzellen im Blut könnten aufwändige und teilweise belastende Gewebsentnahmen zumindest in speziellen Fällen in naher Zukunft durch einfache Blutprobe ersetzt werden.
* Die klinische und molekularpathologische Expertise hat bei Eierstock-Krebs zu präzisen Diagnosen, gezielten Therapien und einer sehr deutlich abnehmenden Sterblichkeit geführt.
* Eine wichtige Neuerung wird es in der Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses geben: Der kombinierte Einsatz von HBV-Nachweis und Zelldiagnostik wird die Früherkennung verbessert.
Pathologie auf dem Weg zum Mangelfach
"Während wir auf der einen Seite gerade erleben, dass die Errungenschaften jahrzehntelanger Grundlagenforschung endlich bei den Patientinnen und Patienten ankommen, erleben wir auf der anderen, dass die Politik dabei ist, diese Fortschritte zunichte zu machen", kritisiert Prof. Klimpfinger. "Bis vor kurzem haben wir in Österreich noch über eine ausreichende Anzahl von gut ausgebildeten Pathologinnen und Pathologen verfügt. Die Österreichische Gesellschaft für Pathologie hat mit Ausbildungsschecks und einer eigenen Junior-Akademie einiges dazu beigetragen, diese Qualifikation noch weiter zu verbessern. Inzwischen stehen wir aber trotz dieser Bemühungen an der Grenze zu einem Mangelfach."
Grund dafür sei, dass überall im Land Stellen gestrichen und die Pathologie zunehmend zentralisiert und auf einige Uni-Institute reduziert wurden. Vor allem in den Bundesländern gebe es bereits große weiße Flecken in der Versorgung, sagt Prof. Klimpfinger: "Das geht nicht nur zulasten von 90 Prozent der Bevölkerung, sondern führt langfristig auch dazu, dass wir in wenigen Jahren nicht mehr genügend Fachärztinnen und -ärzte haben werden, die das Knowhow über alle wichtigen Fortschritte der modernen Pathologie weitertragen könnten."
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