pts20170920010 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Neuer Demenztest ermöglicht Diagnose in 15 Minuten

XXIII WCN 2017 in Kyoto, Japan vom 16. bis 21. September 2017


Kyoto (pts010/20.09.2017/09:00) Ein nur 15-minütiges Telefongespräch reicht aus, mental gesunde Menschen zuverlässig von Patienten mit leichten kognitiven Störungen zu unterscheiden und leichte Demenzformen von einer manifesten Alzheimer-Erkrankung zu differenzieren. Das ist das Ergebnis einer vergleichenden Studie aus Indien, die auf dem XXIII. Weltkongress für Neurologie vorgestellt wurde. Dieses wissenschaftliche Großereignis findet von 16. bis 21. September in Kyoto statt. Untersucht wurde dabei ein neues Monitoringverfahren, das ein Team indischer Neurologen und Psychologen für Follow-Up-Untersuchungen entwickelt hatte.

Solche laufenden Nachuntersuchungen sind gerade bei neurologischen Defiziten - egal ob es sich dabei um milde Formen von kognitiven Störungen oder eine ausgeprägte Alzheimer-Erkrankung handelt - besonders wichtig. Zwar verfügen Experten bereits jetzt über ein breites Spektrum an Testinstrumenten, mit denen sich die diversen Krankheitsformen nicht nur unterscheiden sondern auch das Fortschreiten der Erkrankung zuverlässig feststellen lassen. Allerdings sind derartige Tests aufwendig und können die Gesundheitssysteme insbesondere in bevölkerungsreichen und weniger entwickelten Weltregionen leicht überfordern.

Um das Spektrum solcher Evaluierungsinstrumente zu erweitern, haben die indischen Experten einen neuartigen Test entwickelt, der sich auch in einem kurzen Telefongespräch durchführen lässt. Der sogenannte FACT-Test (FACT= fifteen-minute assessment of cognition over the telephone) besteht aus 27 Items, mit denen sich Aufmerksamkeit, Orientierung, Gedächtnisleistung, sprachliche Fähigkeiten sowie die Handlungsfähigkeit der befragten Personen ermitteln lassen sollen. "Unser Ziel war es herauszufinden, ob wir in nur 15 Minuten auch bei Menschen, die von sich aus nicht ins Krankenhaus kommen können, das Vorliegen einer Demenz feststellen können", erklärt Studienautorin Dr. Ratnavalli Ellajosyula vom Manipal Hospital in Bangalore.

Um festzustellen, ob FACT ähnlich zuverlässig ist wie etablierte Testverfahren, haben die indischen Wissenschaftler den Fragebogen unter Studienbedingungen getestet. Dafür wurden 22 Patienten mit milden kognitiven Störungen, 20 weitere mit Alzheimer-Diagnose sowie 23, nach Alter und Bildungsgrad dazu passende gesunde Teilnehmer am Telefon interviewt. Die teilnehmenden Patienten waren eine Woche davor im Krankenhaus einem bewährten Testverfahren (Addenbrookes Cognitive Examination, ACE III) unterzogen worden.

Die vorgelegten Resultate stimmen die Entwickler optimistisch: "Wir konnten zeigen, dass FACT ein mit ACE III vergleichbares und effizientes Instrument zur Feststellung leichter kognitiver Störungen und zum Monitoring von Alzheimer-Patienten ist", so Dr. Ellajosyula. "Das eröffnet neue Möglichkeiten für den klinischen Alltag und die Forschung im Bereich der frühen Intervention und beim Monitoring des fortschreitenden Verfalls kognitiver Fähigkeiten."

Die Forscher gehen davon aus, dass FACT in Zukunft in epidemiologischen Studien als Screening-Instrument eingesetzt werden könnte. "Damit könnte man das Problem vermeiden, dass Menschen bei persönlichen Befragungen unkooperativ oder nicht anzutreffen sind. In Indien sind Mobiltelefone in allen Bevölkerungsgruppen weit verbreitet", so Dr. Ellajosyula. "FACT kann außerdem vielfältig verwendet werden: Zur Diagnose milder kognitiver Beeinträchtigungen, zur Beobachtung, ob diese sich zu einer Alzheimer-Erkrankungen weiterentwickeln, um das Fortschreiten der Krankheit zu messen und sogar um zu evaluieren, wie Patienten auf eine Medikation, zum Beispiel im Rahmen einer Studie, ansprechen. Weitere Studien sind erforderlich und wir hoffen, dass der Test auch in anderen Ländern eingesetzt wird, insbesondere in Regionen mit wenig Ressourcen."

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