Handelsstreit mit EU: "USA schaden sich selber"
EU-Staaten gewinnen Handelskrieg, wenn er erst gar nicht geführt wird
USA versus EU: Zeit tickt für Europa (Foto: pixelio.de, Timo Klostermeier) |
Düsseldorf (pte020/28.05.2018/13:30) Im Handelsstreit mit den USA spielt die Zeit der EU in die Karten, wie eine Analyse des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung http://boeckler.de zeigt. Die Gründe dafür: eine möglicherweise negative gesamtwirtschaftliche Bilanz der USA sowie die Abhängigkeit der US-Wirtschaft von europäischem Stahl und Aluminium. In der Vergangenheit haben sich die USA schon einmal selbst mit ihren Zöllen geschadet, so das Fazit der Studienautoren.
"Interessen selbstbewusst vertreten"
"Europa könnte den Handelskrieg gewinnen, indem es ihn nicht führt", schreibt Forschungsleiterin Sabine Stephan. Die Außenhandelsexpertin fügt als Beispiel die vom damaligen US-Präsidenten George W. Bush im Jahre 2002 eingeführten Zölle und Importquoten an: Diese sorgten dafür, dass in einem Zeitraum von zwei Jahren 200.000 Industriearbeitsplätze in den USA verloren gingen, weil stahlverarbeitende Unternehmen und die Baubranche auf verteuerte Produkte zurückgreifen mussten. Automobil- und Bauindustrie erhöhten damals den Druck auf die Regierung, von Zoll-Experimenten abzusehen - mit Erfolg.
Laut Stephan geht es Washington bei dem Streit nicht um tiefschürfende Reformen, sondern um "punktuelle Verbesserungen zu ihren Gunsten, die US-Präsident Trump im Wahlkampf für die Midterm Elections im Herbst als handelspolitische Erfolge vermarkten kann". Deshalb können die Europäer "ihre Interessen ebenso selbstbewusst vertreten wie die amerikanische Seite", wie die Expertin erklärt. Denkbar wäre ein Abkommen, in dem sich die EU verpflichtet, mengenmäßig etwas weniger Stahl und Aluminium in die USA zu exportieren, im Gegenzug aber von Zöllen verschont bliebe, so Stephan.
Deeskalation ist Basis weiterer Agreements
Aus dem Handelskonflikt von 2002 zieht Stephan deshalb eine weitere Parallele zur jetzigen Situation: Damals hatten die EU-Länder von den USA zollfreie Kontingente erhalten, die wiederum geringere Exportmengen mit sich brachten. Die finanziellen Ausfälle waren damals geringer als die mengenmäßige Reduzierung der exportierten Waren, da steigende Preise für Stahl in den USA Profit für europäische Lieferanten brachte.
Stephan fasst zusammen: "Für die EU käme es darauf an, eine vorteilhafte Quote auszuhandeln, um von Importzöllen befreit zu sein." Ein Vermeiden der Eskalation könne in der Folge den zweiten Schritt bedeuten, die USA an den Verhandlungstisch zu holen. Dann, so Stephan, könnte die EU einen konsequenten Zollabbau im transatlantischen Warenverkehr vorschlagen. "Das hätte zwei Vorteile: Zum einen entzöge man mit solch einem Vorschlag dem US-Präsidenten den Boden für weitere handelspolitische Maßnahmen. Zum anderen müssten dann auch die USA Zugeständnisse machen und der Mythos von der einseitigen Benachteiligung der USA durch die Zölle der EU würde entzaubert."
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