pte20230927009 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Schizophrenie: Mehr Raucher mit Niedrig-BMI

Norwegische Forscher weisen genetischen Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach


Schizophrenie: genetische Überlappungen erforscht (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)
Schizophrenie: genetische Überlappungen erforscht (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)

Oslo (pte009/27.09.2023/10:30)

Schizophrene verfügen über eine genetische Neigung zum Rauchen und über ein verringertes genetisches Risiko für Fettleibigkeit, zeigt eine Studie unter der Leitung von Linn Rødevand vom Norwegian Center for Mental Disorders Research. Damit ist eine genetische Überlappung zwischen Schizophrenie und Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, vor allem BMI und Rauchen, erwiesen. Diese Ergebnisse betonen auch die Wichtigkeit von Umweltfaktoren bei der Entstehung von Fettleibigkeit und anderen Begleiterkrankungen von Herz-Kreislauf-Leiden.

Genetische Überlappung

Die Schizophrenie ihrerseits steht mit einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang. Die Forscher wollten die genetische Überlappung zwischen den beiden Krankheiten näher untersuchen. Dafür haben sie die Ergebnisse einer erst kürzlich veröffentlichten genomweiten Assoziationsstudie analysiert, um die Zahl der geteilten genetischen Varianten zu schätzen und spezifische geteilte Genorte festzustellen.

Die Ergebnisse zeigen umfassende genetische Überlappungen zwischen Schizophrenie und den Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das gilt vor allem für den Beginn des Rauchens und den BMI. Zusätzlich konnten mehrere geteilte Genorte zwischen der Schizophrenie und dem Taille-Hüft-Verhältnis, dem systolischen und diastolischen Blutdruck, Typ-2-Diabetes, Lipiden sowie einer koronaren Herzkrankheit festgestellt werden. Details sind im "American Journal of Psychiatry" nachzulesen.

Rauchen macht süchtiger

Die genetische Überlappung zwischen einer Schizophrenie und dem Rauchverhalten könnte bedeuten, dass die Betroffenen von den süchtig machenden Eigenschaften des Nikotins stärker betroffen sind. Das bedeutet, dass die Patienten größere verstärkende Wirkung der Auswirkungen von Nikotin und in der Folge auch schwerere Entzugserscheinungen während einer Abstinenz erleben. Zusätzlich könnte das Rauchen auch eine Art von Selbstmedikation sein, um die genetisch determinierte Dysfunktion von nAChRs auszugleichen.

Im Einklang mit früheren Belegen für eine höhere Verbreitung eines niedrigen BMI vor dem Auftreten einer Schizophrenie, weisen die aktuellen Ergebnisse darauf hin, dass hier eine genetische Prädisposition vorliegt. Jedoch tritt Fettleibigkeit bei Schizophrenie-Patienten häufiger auf als in der allgemeinen Bevölkerung. Daher dürften andere Faktoren eine wichtige Rolle bei der Gewichtszunahme spielen. Dazu gehören auch die nachteiligen Folgen von Antipsychotika und Symptomen, Depressionen und sozioökonomische Herausforderungen, die zu einem ungesunden Lebensstil beitragen. Zusätzlich spielen genetische Faktoren eine wichtige Rolle bei der durch die Medikamente verursachten Gewichtszunahme.

Die bei Schizophrenie und Lipiden, Blutdruck, das Taille-Hüft-Verhältnis, Typ-2-Diabetes und koronaren Herzkrankheiten überlappenden Genorte verfügen jedoch über gemischte Wirkungsrichtungen. Das bedeutet, dass nur eine Hälfte der genetischen Varianten, die eine Schizophrenie beeinflussen, mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko in Zusammenhang stehen und die andere Hälfte mit einem verringerten Risiko. Dies könnte bedeuten, dass Untergruppen von Schizophrenie-Patienten eine unterschiedliche genetische Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Diese könnte wiederum den Unterschieden bei den Begleiterkrankungen zugrunde liegen.

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