pte20240531010 Forschung/Entwicklung, Unternehmen/Wirtschaft

Tabakfirmen: Finanzierte Forschung weiter in Fachmedien

Frontorganisationen der Branche und Diversifizierung erschweren Nachweis laut neuer Studie deutlich


Rauchen: Industrie unterwandert die Forschung (Foto:  pixabay.com, vicky gharat)
Rauchen: Industrie unterwandert die Forschung (Foto: pixabay.com, vicky gharat)

Amsterdam (pte010/31.05.2024/10:30)

Von Tabakherstellern finanzierte Forschung wird immer noch in häufig zitierten medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie von The Investigative Desk und der Fachzeitschrift British Medical Journal (BMJ) gekommen. Denn obwohl die Tabakindustrie über eine Tradition der Untergrabung der Wissenschaft verfügt, haben die meisten führenden medizinischen Fachzeitschriften keine Richtlinien, die die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen untersagen, die gesamt oder teils von dieser Branche finanziert wurde.

Förderquellen schwer zu finden

Selbst wenn Verlage, Autoren und Universitäten bereit sind, diese Bindungen zur Tabakindustrie einzuschränken, fällt es ihnen schwer, die Förderquellen zu identifizieren. Der Grund: Tabakhersteller haben Frontorganisationen gegründet und es ist zu einer Diversifizierung gekommen, vor allem hinsichtlich der Pharmaindustrie oder der Gesundheitstechnologie. Zu diesen Investitionen zählen Behandlungen für Krankheiten, die durch das Rauchen verursacht oder verschlimmert werden, wie etwa Lungenkrebs, Herzerkrankungen und Asthma.

Für die aktuelle Studie wurde die PubMed-Datenbank überprüft. Es konnten in der Folge hunderte Beziehungen zwischen Tochterunternehmen von Big Tobacco und der medizinischen Forschung nachgewiesen werden. Zusätzlich wurde die Tabakpolitik von zehn führenden allgemeinen Medizinzeitschriften und zehn Fachjournalen untersucht, die alle auf einen der drei therapeutischen Bereiche spezialisiert waren, die vor allem durch das Rauchen beeinflusst werden.

Von 40 Zeitschriften verfügten nur 20 Prozent über eine Strategie, die Studien untersagte, die ganz oder teilweise von der Tabakindustrie finanziert wurden. Von den zehn Publikationen im Bereich Atemwegsmedizin verfügten sechs über entsprechende Vorgaben. Im Fachgebiet Krebs sicherte sich nur eine Fachzeitschrift entsprechend ab. Im Bereich der Kardiologie lag dieser Wert bei null. Von den zehn allgemeinen Zeitschriften im allgemeinen Bereich der Medizin verfügte nur das BMJ über derartige Vorgaben.

BMJ setzt ein Zeichen

Das British Medical Journal hat jetzt seine aus dem Jahr 2013 stammende Tabakpolitik auf den neuesten Stand gebracht. Es wird nicht nur Forschung ausgeschlossen, die von der Tabakindustrie finanziert wird. Zusätzlich werden auch Studien abgelehnt, bei denen die Autoren über persönliche und finanzielle Bindungen zur Tabakindustrie verfügen. Die Herausgeber betonen, dass dieser Schritt die Veröffentlichung von Inhalten verringern soll, die die Gefahren des Rauchens verharmlosen oder die Schaffung einer rauchfreien Welt behindern. Damit haben auch die Herausgeber mehr Raum für Inhalte, die unabhängiger und zuverlässiger sind. Diese Forschungsergebnisse wurden im BMJ veröffentlicht.

(Ende)
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