pte20240729003 Handel/Dienstleistungen, Bauen/Wohnen

USA: Immo-Sofortkäufer drehen Rassismus

In Charlotte, North Carolina, erhalten weiße Hausbesitzer deutlich weniger als schwarze Verkäufer


Zum Verkauf stehendes Haus: Sofortkäufer machen es leicht (Foto: pixabay.com, Paul Brennan)
Zum Verkauf stehendes Haus: Sofortkäufer machen es leicht (Foto: pixabay.com, Paul Brennan)

Seattle (pte003/29.07.2024/06:10)

Sofortkäufer, in den USA auch bekannt als "iBuyers", sind nicht selten rassistischer Diskriminierung ausgesetzt. Sie kaufen und verkaufen Immobilien mittels automatisierter Modelle, um so die Preise festzulegen. Unternehmen wie Opendoor oder Offerpad können Bargeldangebote binnen weniger Stunden abwickeln. Derzeit entfallen auf diese Sofortkäufer mehr als fünf Prozent des Immobilienmarkts in manchen US-Städten. Da eine neue Technologie häufig bestehende gesellschaftliche Vorurteile wiederholt oder sogar verschärft, wollten Forscher der University of Washington dem nachgehen.

Breite Datenanalyse

Konkret wollten die Forscher herausfinden, wie sich iBuyers auf die gut dokumentierten rassistischen Vorurteile bei Hausbewertungen auswirkt. Vor allem ist es den Wissenschaftlern um die Vorurteile gegen schwarze Hausbesitzer gegangen. In der Folge hat sich das Team auf Charlotte, North Carolina, konzentriert. Hier sind geschätzte 35 Prozent der Bevölkerung schwarz. 2021 entfielen zudem mehr als acht Prozent des Marktanteils auf iBuyers.

Basierend auf der Analyse der Immobilientransaktionen in Mecklenburg County über einen Zeitraum von fünf Jahren, konnten die Forscher belegen, dass iBuyers im Schnitt gerechtete Preise für schwarze und weiße Verkäufer machten. Das wiederum ist großteils darauf zurückzuführen, dass diese Sofortkäufer den weißen Verkäufern durchschnittlich deutlich weniger bezahlten als ein Einzelkäufer es getan hätte. Zudem zeigte sich, dass iBuyers deutlich weniger wahrscheinlich Immobilien an einzelne Käufer weitervermittelten.

Diese Unternehmen verkauften Häuser viel eher an Institutionen wie große Vermietungsunternehmen, die ihrerseits mit hohen Räumungsraten und Mietwucher in Verbindung gebracht werden. Laut dem leitenden Wissenschaftler Isaac Slaughter geschieht es sehr leicht, dass sich ein Bias in automatisierte Modelle einschleicht, wenn die Daten mit den sie trainiert wurden, ebenfalls voreingenommen sind.

Kein gezieltes Eingreifen

Daher haben die Forscher 50.000 öffentlich zugängliche Aufzeichnungen über eine Eigentumsübertragung für die Region Mecklenburg Count ausgewählt - und zwar für den Zeitraum 2018 bis 2023. Bei der letzten Erhebung lebten hier 1,1 Mio. Menschen. Diese Daten wurden mit den Wählerlisten in North Carolina verglichen. Jede dieser Listen enthält auch Angaben zur Ethnie einer Person. Die Überprüfung von 50 Faktoren, wie die Größe der Immobilie und die Kriminalitätsrate in der Nachbarschaft, zeigt, dass Immobilien mit weißen Eigentümern an private Käufer um 36.051 Dollar (33.158 Euro) mehr erzielten.

Wurden die Verkäufe jedoch über iBuyers abgewickelt, verringerte sich dieser Unterschied auf 4.436 Dollar. Verantwortlich dafür ist, dass die Sofortkäufer schwarzen Hausbesitzern im Schnitt 4.376 Dollar mehr bezahlten und weißen Verkäufern aber 27.239 Dollar weniger. Seniorautor Nic Weber betont jedoch, dass es kaum einen Grund geben dürfte anzunehmen, dass es sich bei diesem Phänomen um ein gezieltes Eingreifen handelt. Laut dem Erstautor Slaughter bieten Sofortkäufer eine Dienstleistung an. "Sie machen den Verkauf eines Hauses schneller und einfacher."

(Ende)
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