pte20210520003 Sport/Events, Bildung/Karriere

"Fairness ist der beste Weg zum Erfolg"

Jugendforum der Europäische Toleranzgespräche 2021 fordert Fairplay in der Gesellschaft


Jugendforum der Europäischen Toleranzgespräche 2021 (Bild: youtube.com)
Jugendforum der Europäischen Toleranzgespräche 2021 (Bild: youtube.com)

Fresach/Villach (pte003/20.05.2021/06:00)

„Egal ob im persönlichen Umfeld, in Politik und Wirtschaft oder im Sport - Fairness ist ein wichtiges Grundprinzip für das gesellschaftliche Zusammenleben und der beste Weg zum Erfolg für uns Menschen". So das Fazit einer anregenden Eröffnungsdiskussion im Jugendforum der 7. Europäischen Toleranzgespräche http://fresach.org , bei der Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten mit Politikern und Spitzensportlern im Online-Chat die Herausforderungen und Chancen für ein Fairplay in der Welt von heute und morgen erörterten.

[b]Fairness als evolutionäre Strategie[/b]

„Fairness ist etwas, das sich auf verschiedenen Ebenen abspielt: auf persönlicher, gesellschaftlicher bis hin zu einer globalen Ebene", erklärte Elisabeth Oberzaucher, Verhaltensforscherin vom Department für Evolutionäre Anthropologie der Universit Wien http://anthropology.at, in ihrem Einstiegsvortrag. Dass ein faires Handeln der beste Weg zum Erfolg ist, habe schon die evolutionsbiologische Entwicklung gezeigt. „Kooperation ist essentiell für die Entstehung sozialer Strukturen. Das Prinzip 'wie du mir, so ich dir' ist eine wichtige evolutionäre Strategie und ein Basismechanismus unseres Zusammenlebens", ergänzte die Forscherin.

Was ein faires Verhalten ist und was nicht, könnten sogar Tiere problemlos erkennen, wie Oberzaucher anhand eines kurzen Videoclips mit Affen veranschaulichte. Schwieriger werde diese Unterscheidung allerdings dann, wenn man mit völlig neuen Herausforderungen konfrontiert wird, die sich nicht mehr mit rein evolutionär entstandenen Mechanismen einordnen lassen. „Bei vielen Dingen, die im Zuge der Globalisierung, Urbanisierung oder auch der Corona-Pandemie wichtig sind, funktioniert unser Bauchgefühl nicht mehr. Hier braucht es übergeordnete Mechanismen und kritisches Denken, um für faire Verhältnisse zu sorgen", betonte die Wissenschafterin.

[b]"Ältere müssen das vorleben"[/b]

„Fairness ist ein Gewinn und ein Wert, den es zu verteidigen und zu pflegen gilt", versicherte die Psychologin und Verhaltenstherapeutin Margarethe Prinz-Büchl http://selbstkompetenz.at. Dieser sei jedoch nicht in irgendwelchen Gesetzestexten zu finden, sondern sei stets Ausdruck einer bestimmten persönlichen Haltung gegenüber seinen Mitmenschen. Wie genau das funktioniert, müsse die ältere Generation der jüngeren vorleben. „Wir Erwachsenen müssen den Kindern zeigen, welche konkreten Vorteile es bringt, fair zu sein. Ohne die Jugend werden wir bei der Stärkung der Fairness nicht weiterkommen. Wir müssen ihr Lust auf eine faire Zukunft machen", forderte die Expertin.

[b]Recht und Gerechtigkeit[/b]

„Fairness ist vor allem der Wunsch nach Gerechtigkeit. Recht und Gerechtigkeit sind aber nicht unbedingt ident", bestätigte der Rechtsanwalt Gabriel Lansky http://lansky.at die Einschätzung seiner Vorrednerin. Die Frage, die es in diesem Zusammenhang zu beantworten gelte, ist, ob gesetzliche Rahmenbedingungen wirklich eine faire Welt schaffen können. „Es gibt viele rechtsphilosophische Theorien dazu. Manche Leute glauben, dass in dem modernen neoliberal geprägten Wirtschaftssystem eher das Gegenteil der Fall ist und dass oft wirtschaftliche Interessen über Fairness gestellt werden", schilderte der Jurist.

Fest stehe jedenfalls, dass Gesetze genauso wie die Politik und Wirtschaft nicht per se fair sind. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass jeder Einzelne bei sich selbst anfängt und sich bemüht, Fairness in den persönlichen Beziehungen zueinander herzustellen", gab sich Lansky überzeugt. Denn auf der politischen Bühne sei dieses Thema in letzter Zeit eher in den Hintergrund gedrängt worden. „Im Prinzip ist jeder Kampf um Grund- und Menschenrechte im Gerichtssaal in gewisser Weise immer auch ein Kampf um Fairness. Das ist ein ewiger Kampf und zentraler Motor aller Rechtsreformen", so der Anwalt: „Wir können uns diesem Ziel nur stückchenweise nähern".

[b]Politik braucht Fairness[/b]

„'Wie du mir, so ich dir' ist auch ein wesentliches Grundprinzip für den Umgang in der Politik", meinte Reinhart Rohr, Erster Präsident des Kärntner Landtages http://ktn.gv.at , der sich bei diesem Thema gleich direkt angesprochen fühlte. Gerade die Politiker müssten in dieser Hinsicht als gutes Beispiel vorangehen. „Es geht darum, ehrlich, fair und korrekt miteinander umzugehen und aufzupassen, das gegenseitige Vertrauen nicht zu schüttern", erläuterte Rohr. Im Moment sei das leider nicht immer Fall, auch weil zu oft persönliche Machtinteressen im Fokus stehen. „Ich hoffe, dass auf politischer Ebene wieder mehr Fairness Einzug hält. Wir können Themen wie soziale Gerechtigkeit oder Steuergerechtigkeit nur gemeinsam angehen", führte Rohr aus.

[b]Tischtennis-Weltmeister mit Fairplay-Preis[/b]

Dafür, dass sich ein faires Verhalten nicht nur in Politik und Gesellschaft auszahlen kann, sondern auch im Sport, gibt es wohl keinen besseren Beweis als den Tischtennis-Weltmeister und Paralympics-Sieger Jochen Wollmert http://bit.ly/3hGBnI6. Der gebürtige Wuppertaler, der mittlerweile auf eine lange Liste von internationalen Erfolgen zurückblicken kann, wurde für sein faires Verhalten während der Paralympics 2012 mit dem Fairplay-Preis des Deutschen Sports geehrt, weil er zwei Punkte an seine Gegner zurückgab, obwohl sie im offiziell zugesprochen worden waren.

„Spitzensport ist oft gnadenlos. Ich bin ein großer Kämpfer und möchte gewinnen, aber nur mit fairen Mitteln", stellte Wollmert gleich zu Beginn seines Vortrages klar. Fairness sei dabei gleichwohl eine Frage der Haltung als auch ein Ausdruck des Respekts für sein Gegenüber. „Das gilt für mich nicht nur im Sport, sondern auch im ganz alltäglichen Leben", betonte der Sportler: „Ich möchte meine Vorbildfunktion nutzen, um das zu vermitteln. Viele wollen fair sein, schaffen es aber nicht. Ich will sie ermutigen – gemeinsam schaffen wir das".

[b]Kompetenzen in der Schule vermitteln[/b]

Der Auffassung, dass Fairness und Ehrlichkeit eine Haltungssache ist, konnte sich auch Hannes Wolf, Fachinspektor für Bewegung und Sport der Bildungsdirektion für Kärnten http://bewegung.ksn.at, voll inhaltlich anschließen. „Uns geht es darum, diese Kompetenzen den Schülern zu vermitteln. Im Lehrplan für das Fach Sport und Bewegung ist das sogar fest verankert", ließ der Experte wissen. Die Schule sei für die Vermittlung solcher Dinge schließlich ein ganz wichtiger Ort. „Dort steht der Wettkampf nicht so im Vordergrund wie im Spitzensport. Das Ziel ist es vielmehr, Kinder zur Bewegung zu motivieren und ihnen eine positive Einstellung zum Sport näherzubringen", fasste Wolf zusammen.

[b]Schiedsrichterin appelliert zu Fairplay[/b]

Für interessante Einblicke in die Sportwelt sorgte dann abschließend auch noch Tanja Hausott. Die Villacherin, die als erste weibliche Schiedsrichterin der österreichischen Bundesliga in die hiesige Fußballgeschichte einging, berichtete im Online-Chat über ihre ganz persönlichen Erfahrungen zum Thema Fairplay. „Als Schiedsrichterin ist man klarerweise oft der Buhmann. Ich habe aber keine Sekunde meiner Karriere bereut", verriet Hausott.

Im Fußball spiele Fairness natürlich eine große Rolle. „Es gibt ein genaues Regelwerk, an das man sich halten muss. Als Schiedsrichter ist man für die Einhaltung dieser Regeln verantwortlich und muss dabei auch das Fairplay im Auge haben. Wenn das nicht funktioniert, gibt es zunächst eine Ermahnung, dann eine Verwarnung oder sogar einen Ausschluss", erklärte die Expertin das Prozedere. An die Jugend hat sie folgende Botschaft: „Haltet euch an das Fairplay. Siege sind natürlich schön, dürfen aber nicht unfair errungen werden. Das gilt im Sport genauso wie im ganzen Leben".



(Ende)
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