pte20071010001 in Leben

Chirurgen transplantieren Lunge trotz Blutgruppen-Unverträglichkeit

Weltpremiere aus Notsituation heraus geboren - Ärzte über Erfolg erfreut


Hannover (pte001/10.10.2007/06:10) Chirurgen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) http://www.mh-hannover.de haben weltweit zum ersten Mal einer Patientin erfolgreich eine Lunge bei einer geplanten Operation transplantiert, obwohl die Blutgruppe der Empfängerin und die Blutgruppe des Spenders nicht übereinstimmten. Möglich wurde die Transplantation durch eine besondere Form der Blutwäsche, die so genannte Immunabsorption. Dabei filtert das eingesetzte Gerät die Antikörper aus dem Blut und verhindert so, dass das fremde Organ abgestoßen wird. Zusätzlich unterbinden Medikamente, dass das Immunsystem weitere Antikörper gegen die fremde Blutgruppe bildet.

Der Eingriff an der 21-jährigen Patientin war allerdings nicht von langer Hand geplant, wie der Lungenfacharzt Jens Gottlieb aus der MHH-Klinik für Pneumologie im Gespräch mit pressetext berichtet. Die an Mukoviszidose leidende Frau musste wegen eines schweren Infekts der Lunge auf der Intensivstation einer anderen Universitätsklinik künstlich beatmet werden, als plötzlich lebensbedrohliche Komplikationen auftraten. Zwar wurde von Eurotransplant http://www.eurotransplant.nl innerhalb kurzer Zeit eine Spenderlunge angeboten. Die seltene Blutgruppe AB des Spenders passte allerdings nicht mit der Blutgruppe 0 der Patientin zusammen. Das Operationsteam unter der Leitung von Professor Martin Strüber, Leitender Oberarzt in der MHH-Klinik für Herz-, Thorax, Transplantations- und Gefäßchirurgie, entschied sich dennoch für den lebensrettenden Einsatz.

"Da keine andere Lunge verfügbar war, hatten wir im Grunde keine andere Wahl, um die Patientin dennoch zu retten", erklärt Gottlieb. Überlegungen, eine Transplantation auch bei Nichtübereinstimmung der Blutgruppen durchzuführen, habe es allerdings schon länger gegeben. Ähnliche Erfahrungen habe man diesbezüglich nämlich schon bei anderen Organen wie etwa im Bereich von Nierentransplantationen gemacht. "Die Transplantation von Lungen ist jedoch besonders heikel, weil die Gefahr einer Abwehrreaktion ungleich höher ist als bei anderen Organen. Zudem muss es bei Lungentransplantationen meist sehr schnell gehen - sprich eine Blutwäsche und medikamentöse Behandlung ist erst knapp vor oder überhaupt erst während der Operation möglich", so Gottlieb.

An einen Zufall, dass die Operation geglückt ist, glaubt das Operationsteam dennoch nicht. So konnten die Ärzte genau beobachten, wie der Zustand der Patientin mit dem Ausmaß der gebildeten Antikörper korrelierte. Durch die durchgeführte Blutwäsche und die medikamentöse Behandlung, die über sieben Wochen andauerte, konnte die Anzahl der Antikörper nachweislich gesenkt werden. Dadurch wurde gewährleistet, dass das fremde Organ vom Körper der Patientin nicht abgestoßen wurde. Dem Ärzteteam zufolge befindet sich die Patientin mittlerweile auf dem Weg der Besserung und muss die einer Dialyse vergleichbare Prozedur auch nicht mehr über sich ergehen lassen. "Im Moment sieht alles danach aus, dass die Lunge nicht abgestoßen wird. Auch wurden keine Antikörper mehr gebildet, obwohl die Blutwäsche nicht mehr durchgeführt wurde", zeigt sich Gottlieb gegenüber pressetext zuversichtlich.

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