pte20091117032 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

Ägypten will erste arabische Top-Level-Domain

ICANN startet Vergabe von Endungen in nicht-lateinischen Zeichen


Ägyptischer Wind weht bald auch im TLD-Bereich (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)
Ägyptischer Wind weht bald auch im TLD-Bereich (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)

Sharm El-Sheikh (pte032/17.11.2009/13:50) Das ägyptische Ministerium für Kommunikations- und Informationstechnologie http://www.mcit.gov.eg hat bekannt gegeben, dass sich das Land um die erste arabische Top-Level-Domain (TLD) im Web beworben hat. Der arabische Landesnahme, ausgesprochen "misr", wird somit in arabischen Schriftzeichen zur gültigen Domainendung im Web, das so an Internationalität gewinnt.

Der Gastgeber des diesjährigen Internet Governance Forum (IGF) http://www.intgovforum.org macht somit als erster vom gerade gestarteten IDN ccTLD Fast Track Process Gebrauch. In diesem Verfahren vergibt die internationale Domainverwaltungsbehörde ICANN http://www.icann.org erstmals länderspezifische Domain-Endungen (ccTLDs) in arabischen, chinesischen, kyrillischen und anderen nicht-lateinischen Schriftzeichen - eine Neuerung, auf die viele Länder lange gewartet hatten.

Neue Domains für große Nationen

Nicht nur Ägypten will sich eine TLD in Landessprache sichern. "Auch Russland und Saudi-Arabien haben bereits eingereicht", so Richard Wein, Geschäftsführer der österreichischen Registrierungsstelle nic.at, im Gespräch mit pressetext. Ein weiterer Staat, der als heißer Kandidat für einen entsprechenden Antrag gilt, ist China. Seit Mitte 2008 stellt dieses Land nach staatlichen Zahlen den größten Anteil an der Online-Weltbevölkerung. Ebenfalls 2008 hat die ASCII-TLD .cn das deutsche .de als meistgenutzte Domainendung der Welt abgelöst.

Insgesamt sei im Vorfeld des IGF mit Anträgen für 20 bis 40 neue ccTLDs gerechnet worden, so Wein. Ob diese Zahl letztendlich erreicht oder gar übertroffen wird, wird sich in den kommenden Tagen und Wochen herausstellen. Jedenfalls haben jetzt auch aufstrebende IT-Länder wie Indien und Südkorea oder die Technologienation Japan die Möglichkeit, eine TLD in Landessprache zu beantragen. Innerhalb der EU könnten Bulgarien, Griechenland oder Zypern von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.

Erst in Monaten Realität

Ein Antrag allein reicht freilich nicht, die landessprachlichen Domain-Träume Ägyptens und anderer Nationen wahr werden zu lassen. Die ICANN prüft die Anträge und muss eine Freigabe erteilen, bevor die neuen ccTLDs praktisch umgesetzt werden können. "Es wird wohl wenigstens vier bis sechs Monate dauern, ehe diese auch wirklich genutzt werden können", meint daher Wein. Selbst dann ist die Frage, wie schnell entsprechende Second-Level-Domains vergeben werden und somit wirklich Webseiten entstehen können.

Beim aktuellen Fast-Track-Prozess stehen ccTLDs in nicht-lateinischen Schriftzeichen im Vordergrund stehen. Langfristig wird die Internationalisierung der Domainendungen zumindest theoretisch auch die Möglichkeit eines ".österreich" eröffnen. Allerdings gibt sich Wein skeptisch, ob daran ein ausreichender dringlicher Bedarf besteht - das etablierte .at nutzt schließlich ebenfalls uns vertraute Schriftzeichen.

(Ende)
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