Wärme aus Parkgarage heizt Gebäude
Pilotprojekt in Lausanne liefert Energie für 60 Wohnungen
Wandpaneele: So wird die Garage zur Energiequelle (Foto: epfl.ch) |
Lausanne (pte029/07.10.2021/12:30)
Egal, wie kalt es draußen ist, in Tiefgaragen bleibt es immer warm. Das liegt vor allem an der Temperatur des Erdreichs hinter den Betonwänden. Diese Wärme nutzt Enerdrape https://enerdrape.com , eine Ausgründung aus der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne https://www.epfl.ch , jetzt, um Wohungen zu beheizen. Bei einem Pilotprojekt liefert die Garage so rund ein Drittel der Energie, die fürs Heizen in 60 darüber befindlichen Wohnungen benötigt wird. Im Sommer verspricht das System auch Kühlung.
Hauchdünne Wärmetauscher
Um in Parkgaragen Wärme zu gewinnen läss,t Margaux Peltier, Chefin von Enerdrape, an den Wänden eigens für diesen Zweck entwickelte Wärmetauscher befestigen. Die blau-weißen Paneele sind 1,3 Mal 0,7 Meter groß und bestehen aus einer Metallfolie, die nicht dicker ist als eine Malerleinwand. Das garantiert eine optimale Übertragung der Wärme aus den Wänden und der Umgebung. Allerdings besteht die Gefahr, dass sie beschädigt werden.
In den Wärmetauschern zirkuliert Wasser, das auf eine Temperatur von etwa zehn Grad Celsius erwärmt wird. In einer elektrisch angetriebenen Wärmepumpe wird das Temperaturniveau angehoben, sodass es fürs Heizen reicht. Im Sommer kann diese Wärmepumpe umgangen werden, sodass das in dieser Zeit etwa zehn Grad warme Wasser kühlend wirkt und eine Klimaanlage überflüssig macht. „Die von den Paneelen eingefangene Wärmeenergie ist weder von den Jahreszeiten noch vom Wetter abhängig", sagt Peltier.
Ausweitung bei Erfolg
Das Parkhaus und die insgesamt 60 Wohnungen für das Pilotprojekt im Lausanner Stadtteil Sébeillon gehören der Immobilienfondsgesellschaft Realstone https://realstone.ch/de . Allein in diesem Viertel gehören dieser noch vier weitere Gebäude. Alberto Simonato, Direktor des Unternehmens, will alle der Gesellschaft gehörenden unterirdischen Gebäude mit der Enerdrape-Technik ausstatten lassen, wenn sich das System bewährt. So könnte ein Parkhaus mit 275 Stellplätzen folgen.
Die Technologie ist nicht auf den Einsatz in Tiefgaragen beschränkt. Es kann an den Wänden aller unterirdischen Bauwerken installiert werden, etwa in Straßen- und Eisenbahntunneln oder U-Bahn-Stationen. Freilich sollten sich in der Nähe Siedlungen oder Unternehmen befinden, die die Energie nutzen können. „Unsere Forschungen haben gezeigt, dass unsere Paneele auch dann effektiv arbeiten können, wenn sie eine rundliche Form haben, wie beispielsweise für das Innere eines Tunnels erforderlich", sagt Peltier.
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