pte20230704016 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Demenz: Betroffene können noch lernen

Doktorand weist nach, dass sich Patienten sogar etwas beibringen und zusammenarbeiten können


Demenz: Patienten sind keine Kinder (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)
Demenz: Patienten sind keine Kinder (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)

Linköping (pte016/04.07.2023/10:30)

An Demenz Erkrankte verfügen trotz dessen noch über die Fähigkeit, neue Dinge zu lernen. Zu diesem Ergebnis ist die Doktorarbeit von Elias Ingebrand an der Linköping University gekommen. Damit ist die vorherrschende Überzeugung widerlegt, nach der Demenz-Patienten wie leere Hüllen sind. Ingebrand ermöglichte es zehn Betroffenen, von denen acht in Pflegeeinrichtungen lebten, erstmals Tablets zu benutzen. Unterstützend stand ein Mitarbeiter oder eine geliebte Person bereit. Die Patienten erhielten nur die Anweisung, das Tablet so zu nutzen, wie sie wollen. Rasch stellte sich heraus, dass das Gerät sie neugierig machte und sie ihre Aufmerksamkeit darauf konzentrierten.

Schritt für Schritt zum Lernerfolg

Die Studie dauerte vier bis sechs Wochen. Obwohl die Teilnehmer unter schwerem Gedächtnisverlust litten, lernten sie schrittweise, das Tablet mit mehr Selbständigkeit zu benutzen. Ingebrand geht davon aus, dass sich der Körper an die notwendigen Bewegungen auch dann erinnert, wenn die Fähigkeit, darüber zu sprechen, nicht mehr vorhanden ist. Es sei dabei jedoch von Bedeutung, das Interesse einer Person zu wecken. Ein Patient lernte den Umgang mit dem Archiv des schwedischen TV-Senders SVT und verbrachte dann viel Zeit damit, ruhig und konzentriert fernzusehen. Diese Seite des Mannes war dem Pflegepersonal bis dato unbekannt gewesen.

Ingebrand war überrascht, dass Demenz-Patienten auch ohne Unterstützung den Umgang mit dem Tablet lernen konnten. Sie arbeiteten dafür zusammen, lernten voneinander und konnten sich dabei auch auf die jeweilige Aufgabe konzentrieren. Der Experte geht davon aus, dass bisher niemand bei Demenz-Patienten eine Art der Zusammenarbeit erforscht hat. Frühere Studien hatten zwar nachgewiesen, dass Personen mit einer Demenz-Erkrankung die Fähigkeit haben, neue Dinge zu lernen. Der Studienautor betont jedoch, dass er mit seiner Arbeit gezeigt hat, dass ein Lernen auch ohne spezielle Anweisungen stattfinden kann und diese Forschungsergebnisse direkt in der Pflege umgesetzt werden können.

Nicht wie Kinder zu behandeln

"Menschen, die unter einer Demenz-Erkrankung leiden, dürfen nicht wie Kinder behandelt werden, sondern als Menschen, die immer noch einen Willen haben und über die Motivation verfügen, Dinge zu tun", so Ingebrand. Er geht davon aus, dass seine Studienergebnisse nicht nur beim Lernen mit Tablets, sondern auch für andere Arten des Lernens Gültigkeit haben.

(Ende)
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