30 Jahre Ambulatorium am Fleischmarkt
Eine besondere Institution mit besonderer Erfahrung
Wien (pts001/13.05.2009/06:00) Viele kennen die Adresse, als Frau vielleicht aus eigener Erfahrung oder es ist einfach "ein Begriff": Das Ambulatorium am Fleischmarkt. Seit 30 Jahren geht es dort um ein sensibles Thema - den Schwangerschaftsabbruch.
1979 - 2009
Bereits 1973 wurde die rechtliche Grundlage für die Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs geschaffen. Unter Federführung von Johanna Dohnal, spätere Bundesministerin für Frauenangelegenheiten wurde die sogenannte Fristenregelung im Parlament beschlossen. Das Gesetz trat Anfang 1975 in Kraft und somit war die Zeit der "Engelmacherinnen" vorbei.
Kurz darauf, 1976, wurde zunächst in einer kleinen Ordination der Grundstein für das Ambulatorium am Fleischmarkt gelegt und somit fanden erstmals in Österreich Schwangerschaftsabbrüche auf rechtlicher Grundlage und nach modernen medizinischen Richtlinien statt. Die Nachfrage wurde größer und schon 1979 wurde das Ambulatorium an seinem heutigen Standort am Fleischmarkt 26 in der Wiener Innenstadt gegründet. Seit damals ist es als private Tagesklinik und Krankenanstalt registriert. Im Mai 2006 wurde aus dem "Ambulatorium am Fleischmarkt" das heutige pro:woman Ambulatorium.
10 Jahre Partnerschaft mit Marie Stopes International
1999, zwanzig Jahre nach der Gründung, wurde das Ambulatorium in das Netzwerk der weltweit tätigen Organisation "Marie Stopes International (MSI)" aufgenommen. MSI, benannt nach der britischen Frauenrechtlerin Marie Stopes, gibt dem Haus wichtige medizinische Impulse auf internationalem Niveau. Als Non-Profit-Organisation ist MSI eine der größten weltweit tätigen Netzwerke, die sich im Gesundheitssektor für Frauen, im Speziellen in der reproduktiven Medizin und Familienplanung, engagieren.
Schwangerschaftsabbruch: ein heikles Thema
Der Schwangerschaftsabbruch war und ist Inhalt einer breiten Debatte. Das pro:woman Ambulatorium hat in Österreich wohl die meiste Erfahrung damit. Hat es in den 70er Jahren ausschließlich den operativen Schwangerschaftsabbruch in Vollnarkose gegeben, stehen Frauen heute mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Beim operativen Eingriff können leichtere Narkosevarianten gewählt werden und seit nunmehr 10 Jahren steht die medikamentöse Form des Schwangerschaftsabbruches zur Verfügung. "Eine Variante, für die sich immer mehr Frauen entscheiden - im ersten Quartal 2009 waren es mehr als 25 % aller Schwangerschaftsabbrüche, die nach dieser Methode durchgeführt wurden", so Elke Graf, Geschäftsleiterin von pro:woman.
Vom medizinischen Standpunkt aus gibt es keine bevorzugte Variante. Beide Möglichkeiten haben im Normalfall, sofern sie von erfahrenen ÄrztInnen ausgeführt werden, keine gesundheitlichen Folgen und keine Auswirkung auf spätere Schwangerschaften und Geburten.
Immer häufiger bei jungen Frauen
Das Durchschnittsalter der Frauen, die im Ambulatorium betreut werden, liegt bei 32,3 Jahren. Eine besorgniserregende Entwicklung zeigt die Altersverteilung: Waren 2005 noch 4 % der Klientinnen zwischen 14 und 19 Jahre alt, stieg der Anteil dieser Altersgruppe im Jahr 2007 auf 11 % und im vergangenen Jahr bereits auf 12 %. Eine Verdreifachung innerhalb von 4 Jahren! Der Grund dafür: Das Verhütungsverhalten ist erschreckend mangelhaft. Keine oder ungeeignete Verhütung sind häufig der Grund für eine ungewollte Schwangerschaft. Das Wissen um Verhütungsmittel, aber auch den eigenen Körper und die eigene Fruchtbarkeit ist äußerst gering und führt sehr oft zur ungeplanten Schwangerschaft bei jungen Mädchen. Der erste Sex führt auf diese Weise oft direkt in die Klinik am Fleischmarkt.
Sofortmaßnahmen sind gefragt!
Gefordert sind sowohl Eltern als auch öffentliche Institutionen, das System der Aufklärung endlich auf eine nachhaltige und zeitgemäße Basis zu stellen. Pädagogische Ansätze, die auch die Diskussion über die Bereiche Partnerschaft, Geschlechterrollenverteilung und sexuelle Verantwortung ermöglichen, müssen dringend entwickelt werden. Der Schwangerschaftsabbruch kann nie völlig verhindert werden, aber Abbruchsraten könnten mit geeigneten präventiven Maßnahmen wesentlich reduziert werden.
17,5 Millionen Euro Ausgaben pro Jahr
Frauen geben in Österreich rund 17,5 Millionen Euro pro Jahr für Schwangerschaftsabbrüche aus! Stellt die öffentliche Hand nur 10 % davon für Sexualpädagogischen Unterricht zur Verfügung, könnten bis zu 70 SexualpädagogInnen beschäftigt und rund 350.000 Jugendliche professionell angesprochen und informiert werden! Elke Graf: "Richtige Sexualerziehung hat eindeutig einen positiven Effekt auf den Wissensstand, das Risikobewusstsein und in der Kommunikation mit den Sexualpartnern."
(Ende)Aussender: | pro:woman Ambulatorium |
Ansprechpartner: | Elke Graf |
Tel.: | 01 / 512 96 31-140 |
E-Mail: | elke.graf@prowoman.at |