pte20231124010 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Autisten haben fast normale Lebenserwartung

Nicht die Krankheit, sondern gesundheitliche Ungleichheiten laut Forschern verantwortlich


Autistisches Kind: Kommunikation ist deutlich erschwert (Foto: pixabay.com, Andrea Don)
Autistisches Kind: Kommunikation ist deutlich erschwert (Foto: pixabay.com, Andrea Don)

London (pte010/24.11.2023/10:35)

Menschen mit Autismus verfügen über eine verminderte Lebenserwartung. Die Anzahl der verlorenen Lebensjahre dürfte jedoch nicht so groß sein, wie bisher angenommen, wie eine neue Studie des University College London zeigt. Bei der in "The Lancet Regional Health - Europe" veröffentlichten Studie handelt es sich um die erste Untersuchung der Lebenserwartung von Autisten in Großbritannien.

17.130 Datensätze analysiert

Die Forscher haben anonymisierte Daten aus Praxen praktischer Ärzte analysiert. Bei den untersuchten Patienten wurde zwischen 1989 und 2019 eine entsprechende Diagnose gestellt. Das Sample umfasst 17.130 Personen mit Autismus, aber ohne Lernbehinderung und 6.450 Teilnehmer, die auch von einer Lernschwäche betroffen sind.

In einem ersten Schritt verglichen die Forscher diese beiden Patientengruppen mit Personen gleichen Alters und Geschlechts, bei denen kein Autismus diagnostiziert worden war. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass autistische Männer ohne Lernbehinderung über eine durchschnittliche Lebenserwartung von 74,6 Jahren verfügen.

Bei den Patientinnen ist dieser Wert mit 76,8 Jahren etwas höher. Die geschätzte Lebenserwartung bei Autisten mit einer Lernschwäche liegt bei Männern bei 71,7 Jahren und bei Frauen bei 69,6 Jahren. In Großbritannien ist die übliche Lebenserwartung mit 80 Jahren bei Männern und 83 Jahren bei Frauen deutlich höher.

Unterstützung unzureichend

Diese Ergebnisse legen jedoch auch nahe, dass die häufig genannten 16 Jahre geringerer Lebenserwartung wahrscheinlich unzutreffend sind. Laut dem leitenden Forscher Josh Stott verringert nicht der Autismus selbst die Lebenserwartung. Verantwortlich seien vielmehr gesundheitliche Ungleichheiten. Das bedeute, dass die Betroffenen oft nicht die Unterstützung und Hilfe erhalten, die sie brauchen würden.

Patienten mit Lernschwächen kann es schwerfallen, anderen zu erklären, wenn sie Schmerzen haben oder sie sich nicht wohl fühlen. Das bedeutet, dass gesundheitliche Probleme möglicherweise auch nicht erkannt werden. Laut Elizabeth O'Nions, der zweiten leitenden Wissenschaftlerin, spiegeln die Ergebnisse dieser Studie wider, dass Menschen mit Autismus überproportional von Ungleichheiten betroffen sind.

(Ende)
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