Die Meissener Zeichenschule: Malerei in höchster Vollendung, seit 260 Jahren
Der 2024er Kalender aus Anlass des 260. Jubiläums der Gründung der Zeichenschule Meissen
Weltbuch Verlag |
Sargans/Meissen (ptp005/19.05.2023/07:00)
Aus Anlass des 260. Jubiläums der Gründung der Zeichenschule Meissen wurde tief in deren Archiven gesucht um einige der ältesten Zeichnungen für den aktuellen Zeichenschulkalender für 2024 zu finden. So stammt das Titelbild von M. Griesbach aus dem Jahr 1926, die Frühblüher im März aus 1948 und die Zeichnung im Januar aus 1950 sowie im Mai aus 1954.
Die Zeichenschule ist der Start zu einer gezielten Ausbildung in der Meissener Porzellan-Manufaktur. Ihre Existenz trägt der Tatsache Rechnung, dass die Schulung des Zusammen-spiels von Auge und Hand eine wichtige praktische Vorbereitung auf die kunsthandwerk-lichen Berufe ist. Talent ist zwar eine gute Voraussetzung, jedoch damit allein kommt hier keiner zum Ziel. Deshalb helfen lange im Beruf arbeitende Porzellangestalterinnen und -gestalter und Porzellanmalerinnen und -maler den Lehrlingen, wichtige Erfahrungen beim Beobachten, Erkennen und Darstellen zu verinnerlichen.
Wie alles begann:
1720 kam der 24-jährige Johann Gregorius Höroldt aus Wien nach Meissen, um für die Porzellan-Manufaktur zu arbeiten. In einer sehr kurzen Zeit fand er viele Rezepturen für Keramfarben und, was das Besondere war, er verarbeitete sie auch. Höroldt führte die Porzellandekoration im 18. Jahrhundert zu einem ersten künstlerischen Höhepunkt. Mit seinem Namen verbindet die Manufaktur heute nicht nur die Erinnerung an den schaffens-reichsten Porzellanmaler des 18. Jahrhunderts – er war Schöpfer der meisten Dekore, die zwischen 1720 und 1764 zu Porzellanen der Meissener Manufaktur entstanden –, sondern auch an den Begründer des Zeichenunterrichtes. Zwar konnte man diesen Unter-richt noch nicht als systematische Ausbildung bezeichnen, jedoch war es ein erster Schritt.
Eine Verbesserung trat ein, als Johann Joachim Kaendler 1731, 25-jährig, in die Manufaktur eintrat und bald darauf, 1734, Modellmeister wurde. 1740 übernahm er die Leitung der Formgestaltung in der Manufaktur und widmete sich in diesem Zusammenhang der Ausbil-dung. Regelmäßig erteilte er Unterricht im Zeichnen und Modellieren.
1743 übernahm der Dresdener Maler und Architekt Carl Heinrich Jacob Fehling die Ausbildung der "Lehr-Purschen". Damit war er die erste Persönlichkeit, die in der Manufaktur ausschließlich Lehrtätigkeit ausübte. Gehilfen halfen, Nachfolger folgten – und so führte das Engagement einzelner schließlich zur Einrichtung einer Zeichenschule.
1764 wurde dann die als "Meißner Kunstschule" bezeichnete und der Dresdener Akademie der Künste unterstellte Zeichen-schule gegründet. Dem Hofmaler Christian Wilhelm Ernst Dietrich wurde die Leitung übertragen. Bis 1770 füllte er dieses Amt aus. Danach stand die Zeichenschule wieder unter dem direkten Einfluss der Meissener Manufaktur. Der Prozess wechselnder Unterstellungsverhältnisse wiederholte sich von 1814 bis 1836. Im Jahre 1893 wurde die Schule sogar aufgelöst und Begabte zur Dresdener Kunstgewerbeschule delegiert. Die Einsicht, dass die Ausbildung im eigenen Haus doch die günstigste Lösung ist, führte dazu, dass die Manufaktur ab 1906 die Leitung der Zeichenschule wieder selbst übernahm. Man konzentrierte sich zunehmend darauf, hervorragende Künstlerinnen und Künstler aus den eigenen Werkstätten für den Unterricht zu gewinnen.
Dieses Prinzip bestimmt bis heute die Ausbildung. Eine Generation eröffnet der nächsten ihren Schatz. Der Schatz heißt Wissen, Können, Erfahrung, Freude, Disziplin – alles das, was dazu gehört, eine Manufakturistin oder Manufakturist zu werden.
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