ptp20240923026 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

IT-Studie zur Digitalisierung der Kanzleien

Je größer, desto digitaler - Je kleiner, desto höher der Nachholbedarf


Wien (ptp026/23.09.2024/14:35)

Eine aktuelle Umfrage unter den IT-Leitern der deutschsprachigen Rechtsbranche bestätigt: Tradition schlägt Digitalisierung. (Noch.) Heißt: Gerade in der traditionellen Welt der JuristInnen ist das Potenzial für effizientere, digitale und oftmals KI-gestützte Abläufe besonders hoch. Dabei bergen gerade sie ein großes Potential – nämlich dem aktuellen Fachkräftemangel an Anwälten und dem sogenannten "Mittelbau" (z.B. Rechtsanwaltsfachangestellte) zu begegnen. Besonders gut im befragten Umfeld organisiert sind Consulting-Organisationen mit Rechtsberatung.

Digitalisierung der Kanzlei

Die kürzlich durchgeführte Umfrage unter CIOs im Rechtsbereich zeigt auf, dass sich größere Organisationen dem Thema Sprache als User-Interface für Diktate, Dokumentationen etc. schneller und häufiger widmen als kleinere. Das betrifft vornehmlich die befragten Unternehmensberatungen mit Rechtsbereich, von denen rund die Hälfte mit digitalen Sprachtechnologie-Lösungen arbeitet. Bei den verhältnismäßig kleineren Anwaltskanzleien arbeitet die Hälfte mit (klassischen) Diktaten, wobei aktuell nur ein Drittel diese auch digital weiterverarbeitet.

New Work in der Rechtsbranche

Diktate mit Spracherkennung zu einem Workflow zu verbinden, in vielen anderen Wirtschaftsbereichen State-of-the-Art, haben immerhin 40% der befragten IT-Leiter künftig vor. Grundsätzlich gilt: Je größer die Organisation, desto digitaler. Das liegt sicherlich auch daran, dass der Abstimmungsbedarf aufwändiger ist, vor allem Post-Corona, wenn sich flexibles und mobiles Arbeiten durchsetzt.

Diktiergeräte mit Spracherkennung

Stichwort mobiles Arbeiten: Endgeräteunabhängigkeit ist für digitale Spracherkennungslösungen schon selbstverständlich; allerdings arbeitet die Mehrheit der AnwältInnen noch mit den herkömmlichen Diktiergeräten; was sicherlich auch an deren Robustheit und Langlebigkeit liegt. Und auch hier punkten größere Einheiten mit innovativeren Interfaces; fast jede zweite Unternehmensberatung nutzt nämlich bereits Sprachdialogsysteme. Was die Speicherung der Diktate und Daten betrifft, so setzen letztere vornehmlich auf zugekaufte Cloud-Lösungen (rund 60 %).

On-Premise vs. Cloud: Cloud First

Interessant: Rund ein Viertel der interviewten CIOs arbeitet mit Gratis-Anwendungen, was besonders in punkto Sicherheit aufhorchen lässt. Schließlich arbeiten JuristInnen mit sensiblen und heiklen (Klienten)-Daten. Immerhin 60 % der Unternehmensberatungen und 50 % der Anwaltskanzleien haben gekaufte Systeme installiert, und das ist auch der Trend für die Zukunft. Individuell programmierte Anwendungen nutzen ein Fünftel (Kanzleien) respektive ein Drittel (Unternehmensberatungen). Was ebenso deutlich wurde: Die Cloud setzt sich immer mehr durch; Tendenz stark steigend. Die Nutzung von On-Premise-Lösungen bewegt sich mittlerweile im niedrigen einstelligen Bereich. Der Grund dafür: Die Sicherheit. Immer häufiger zeigt sich, dass einzelne Unternehmen gegen Cyberangriffe wesentlich (!) schlechter gerüstet sind als internationale Cloud-Anbieter.

Der Trend zur Cloud zeigt sich auch in einer US- und UK-Studie, die im gleichen Zeitraum durchgeführt wurde: Mehr als 80% der Rechtsbranche setzt auf "Cloud first" was sicherlich dem Trend zu mobilem und flexiblem Arbeiten geschuldet ist.

(Ende)
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