ptp20240910010 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

Die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Wie die aktuellen Rahmenbedingungen die Rechtsbranche unter Druck setzen

Fachkräftemangel bei Juristen, vor allem REFA, Digitalisierung der Kanzlei, KI


Wien (ptp010/10.09.2024/08:40)

Digitalisierung, Personalknappheit, wachsende Konkurrenz aus dem Ausland, Compliance-Anforderungen und Gewinnorientierung setzen die Rechtsbranche immer mehr unter Druck.

Denn die Rechtsbranche wird gerade durch Rahmenbedingungen geprägt, die alles andere als einfach sind. Da ist zum einen der Fachkräftemangel der Juristen, den einer Umfrage zufolge Anfang 2022 zwei Drittel aller Branchenvertreter schmerzhaft wahrnehmen. Und der betrifft administratives Personal, REFAs und Anwälte gleichermaßen. Keine Hierarchiestufe bleibt davon verschont. Auch kein Marktsegment, wenngleich der KMU-Bereich (50 bis 249 Mitarbeitende) am heftigsten betroffen ist. Zum anderen müssen Qualität, Tempo, Kundenservice und Honorare gleichbleiben, besser: gesteigert werden. Der Druck seitens der Senior-Partner und der Klienten wird eindeutig größer.

Digitalisierung der Kanzlei

Eigentlich sollte alles ganz einfach sein: Die Digitalisierung der Kanzleien hat in den vergangenen Jahren einen kräftigen Push erlebt. Hybrides Arbeiten, weniger Wegzeiten, Cloud-Lösungen, einfachere Tools für Kollaboration, Home Office für REFA… Das ist mittlerweile Standard. Und damit sollten die Arbeitsbedingungen zugunsten der Menschen massiv vereinfachen. Und doch beschleicht oftmals das Gefühl, dass es so einfach nicht ist. Denn, seien wir doch ehrlich, hybrides Arbeiten klingt in der Theorie ganz verlockend, aber so ganz angekommen darin sind noch nicht alle VertreterInnen der traditionellen Rechtswelt.

KI für Juristen
Schließlich kann die Einführung neuer digitaler Technologien ganz schön disruptiv sein. Und kaum hat man sich daran gewöhnt, steht die Künstliche Intelligenz vor der Tür. KI für Juristen ist ein Thema, das einfach nicht mehr wegzudiskutieren ist. Und so arbeiten viele AnwältInnen und VertreterInnen der Rechtsbranche eher im Survival Modus als in der Ommmmmm-Balance.

Bereits vor der Pandemie deckte die American Bar Association auf, dass 28% aller AnwältInnen unter gesundheitlichen Belastungen leiden, die eindeutig auf ihr berufliches Umfeld zurückführen sind. Man spricht dort von "chronischem Stress" und "Depressionen", beides Diagnosen, die der professionellen Erfüllung von Aufgaben diametral entgegenstehen. Doch damit nicht genug. Bereits drei Jahre später (2021) ist diese Zahl um ein Drittel auf 37 Prozent gestiegen.

Fachkräftemangel bei Juristen und REFA

Das erklärt die Personalveränderung in der Branche. In Zahlen auf Deutschland umgemünzt bedeutet das sehr konkret: 2022/23 erzielten die 100 größten Wirtschaftskanzleien Deutschlands einen Umsatz von 8,9 Milliarden Euro, das entspricht einem Plus von rund zehn Prozent gegenüber 2021. Die Personalzahl stieg im selben Zeitraum um einen Wert im unteren einstelligen Prozentbereich. Die Zahl der Rechtsanwaltsfachangestellten, REFA, etwa ist von 4300 in 2209 auf 2600 in 2023 gesunken. Man sieht bereits an diesen Zahlen sehr deutlich, wie die Schere aufgeht, und man kann davon ausgehen, dass sie sich in Österreich und der Schweiz nicht viel anders gestaltet.

(Ende)
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