Kreislaufwirtschaft ist kein Allheilmittel
Forscher kritisieren in aktueller Studie zu unklare Definition und zu wenig beachtete Fragen
Wiederverwenden: Klingt gut, hat aber Probleme (Foto: Shirley810, pixabay.com) |
Lancaster (pte001/04.10.2021/06:00)
Eine Kreislaufwirtschaft als Allheilmittel für Umweltprobleme hinstellen könnte nach hinten losgehen, warnen Forscher der Lancaster University Management School https://lancaster.ac.uk/lums , Universität Lund und des Königliche Technische Hochschule https://kth.se/en. Denn schon die Definition der Kreislaufwirtschaft sei eigentlich unklar, zudem gäbe es offene Fragen und ungeklärte Probleme. Es sei wichtig, in diversen Punkten für mehr Klarheit zu sorgen.
Viele Unklarheiten
Weg von der Wegwerfgesellschaft hin zur Kreislaufwirtschaft: Das klingt nach einem tollen Kochrezept für mehr Nachhaltigkeit. Über Kritik am Ansatz werde zu wenig gesprochen, so die Forscher. „Kritik an der Kreislaufwirtschaft stellt nicht das Konzept der Zirkularität infrage", betont Erstautor Hervé Corvellec, Professor an der Universität Lund https://lunduniversity.lu.se . Allerdings ortet das Team Ungereimtheiten, versteckte Annahmen, Agenden und unklare Konsequenzen. Es sei nötig, diese wirklich anzusprechen, damit Kreislaufwirtschaft wirklich eine nachhaltigere Entwicklung ermöglichen kann.
In einer im „Journal of Industrial Ecology" kritisieren die Forscher beispielsweise, dass das Konzept der Kreislaufwirtschaft zu diffus und weitläufig sei, um die Auswirkungen sinnvoll zu bewerten. Denn es umfasse alles von Recycling-Systemen bis hin zu Apps für die Sharing Economy. Entgegen den Aussagen von Befürwortern der Kreislaufwirtschaft sei bislang schlecht verstanden, wie sich diese wirklich auf Ressourcennutzung und Wachstum auswirkt. Das mache es schwer, die Folgen abzuschätzen, insbesondere langfristig und auf großem Maßstab. Ebenso ist für die Forscher unklar, wie genau Kreislaufwirtschaft an sich soziale Gerechtigkeit bedingen soll.
Nicht zu einfach denken
Das Team vermerkt auch, dass das Konzept of auf die Wahl zwischen linearen und zirkulären Produkten reduziert werde. Das ignoriert physikalische Gesetze zu den physikalischen Grenzen von Materialien und der Komplexität des Abfalls. Dabei seien genau diese Fragen entscheidend, wenn eine Kreislaufwirtschaft Wirklichkeit werden soll. Die Forscher halten ferner fest, dass manche Unternehmen zirkulare Ansätze nur für einen Teil ihrer Tätigkeit entwickeln. Das könne auf Probleme mit dem Hochskalieren von Pilotprojekten hindeuten.
Ziel der Studie sei aufzuzeigen, auf welche Bereichen Forschung, Politik und Wirtschaft ihre Aufmerksamkeit richten sollten, damit Fortschritte in Sachen Kreislaufwirtschaft gemacht werden können, so Alison Stowell, Lektorin an der Lancaster University Management School. „Wir hoffen, dass das bei der Entwicklung eines bescheideneren Weges zur Zirkularität helfen wird, der konkret, transparent und integrativ ist."
Zur Studie "Critiques of the circular economy": https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/jiec.13187
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