Schaukeln im Alter macht glücklich
Können Angstzustände und Depressionen "weggeschaukelt" werden?
Rochester (pte) (pte004/02.05.1998/08:00) Bewohner von Altersheimen können Angstzustände und Depressionen, die bei Altersdemenz auftreten, sozusagen "wegschaukeln" - sagt eine Studie der University of Rochester, die bei einem Kongreß der Eastern Nursing Research Society vorige Woche vorgestellt wurde. Tägliches Schaukeln im Schaukelstuhl für ein bis zwei Stunden führte in einigen Fällen sogar dazu, daß sich das emotionale Gleichgewicht der Patienten deutlich verbesserte und sie von sich aus weniger Schmerzmittel verlangten. Damit habe das Stereotyp vom glücklichen Alten im Schaukelstuhl eine wissenschaftliche Begründung bekommen, erklärt Nancy Watson, Assistant Professor an der School of Nursing in Rochester und Expertin für gerontologische Pflege-Forschung. http://www.urmc.rochester.edu/SON/
Bisher sei sehr gut erforscht worden, daß eine sanfte Schaukelbewegung einen beruhigenden Effekt auf Säuglinge hat. Mit dieser Studie sei bewiesen, daß dies auch für Senioren in emotionaler Unruhe gelte. Finanziert vom New York State Department of Health, untersuchte Watson das Verhalten von 25 Altersheimbewohnern mit der Diagnose Altersdemenz. Die Patienten wurden mit Schaukelstühlen ausgestattet und und zum Schaukeln ermutigt, aber nicht gedrängt. Watson beobachtete ihr Verhalten sechs Wochen lang, im Vergleich zu sechs Wochen, in denen der Schaukel-Mechanismus der Stühle außer Funktion gesetzt war. Im ersten Zeitraum verbesserte sich das psychologische und emotionale Wohlbefinden der meisten Patienten, so Watson. Die Pflegekräfte hätten einen dramatischen Effekt der rhythmischen Bewegung festgestellt: Wenn emotional verstörten Patienten in den Schaukelstuhl geholfen wurde, beruhigten sie sich beinahe sofort. http://www.health.state.ny.us/
Für die Studie schaukelten die Altersheimbewohner fünf Tage die Woche jeweils von einer halben bis zu zweieinhalb Stunden lang. Nicht bei allen verbesserte sich der Zustand, doch bei jenen, die am meisten schaukelten, waren die deutlichsten Unterschiede festzustellen. Verhaltensweisen wie Weinen, Ängstlichkeit, Anspannung und Depression traten bei jenen 11 Patienten, die länger als 80 Minuten täglich schaukelten, deutlich seltener auf als vorher, eine Minderung von bis zu einem Drittel war zu beobachten. Mehrere Patienten verlangten weniger Schmerzmittel als sonst - bis zu zwei bis drei Nachfragen pro Woche weniger, so Watson, und wiederum waren es jene, die am meisten schaukelten. Bei den anderen Patienten blieb die Nachfrage gleich oder stieg sogar.
Watson vermutet, daß die sanfte rhythmische Bewegung das Vestibular-System im Ohr stimuliert, das für den Gleichgewichtssinn verantwortlich ist. Auch sei das Schaukeln eine wertvolle, milde Form der körperlichen Bewegung, besonders wichtig für Altersheimbewohner, die kaum dazu gebracht werden könnten, täglich spazieren zu gehen. Die Ergebnisse der Studie haben ein großes Interesse geweckt und sogar Überlegungen zu einer "Schaukelstuhl-Therapie" laut werden lassen. [Bild der Wissenschaft, EurekAlert]
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