pte19990611012 in Business

Die Sex-Hotlines im TV boomen

Telekom kann Gebühren nicht einklagen


München (pte) (pte012/11.06.1999/10:12) Entspannungssuchende Herren dürfen sich freuen - zumindest die, die etliche Schilling bei den Sex-Hotlines vertelefonieren. Das OLG Stuttgart entschied kürzlich in einem entsprechenden Fall, daß die Telekom Gebühren nicht einklagen kann, weil der Telefonsex-Vertrag sittenwidrig sei. Bleibt das so, müssen sich die Telefonfirmen überlegen, das Risiko an die Anbieter der Sexnummern abzugeben - eine Gefahr für den Markt?

Bisher floriert das Geschäft, insbesondere beim DSF und bei RTL 2. Die meisten Sexspots laufen beim DSF. Von Januar bis Mai 1999 hat der Sportsender laut SC Spot Control mehr als acht mal so viel Sex-Hotlines wie im Vorjahreszeitraum ausgestrahlt, liegt in den Umsätzen aber noch hinter RTL 2. Bei Brutto-Werbepreisen von 90 bis 280 Schilling pro Sekunde nachts ist schon im August wieder eine Preiserhöhung angedacht. Auch Kabel 1 hat bei den Sexspots zugelegt. Sprecher Hans Fink will die freizügigen Offerten ("Ruf mich an!") "gar nicht schönreden", aber "es gibt kaum andere Kunden, die ab 23 Uhr werben würden". Allerdings glaubt Fink an eine Sättigungsgrenze bei den Sexspots: "Langfristig werden von den Anbietern andere Kommunikationswege wie das Internet beschritten werden."

Sat.1 hat sein Versprechen gehalten und die 0190er-Werbung seit Januar 1999, wie von RTL schon länger praktiziert, auf die Zeit nach ein Uhr nachts verbannt. Fast jedenfalls. Zwischen 23 Uhr und Mitternacht ist der Bildschirm gänzlich "sauber", zwischen Mitternacht und ein Uhr laufen 0,9 Prozent aller auf Sat.1 ausgestrahlten 0190er-Spots. Sie entfallen auf die von Verkaufschef Klaus-Peter Schulz explizit ausgenommenen samstäglichen Erotikfilme.

Die Image-Politur bescherte dem Kirch-Sender einen über 50prozentigen Verlust bei den Sex-spot-Bruttospendings gegenüber dem Vorjahreszeitraum, aber dennoch keinen Grund zur Trauer: "Wir sind von 23 bis ein Uhr ausgebucht", vermeldet Jutta Kehrer, Sprecherin von Sat.1 Sales & Services. "Und wir haben unser Image aufgebessert und Neukunden angelockt." Insgesamt sei der Bruttoumsatz von Januar bis Mai 1999 zwischen 23 und ein Uhr um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen.

Gebucht würde "kreuz und quer", Getränke- und Autokunden seien etwas stärker vertreten, weil die Late Night "relativ männeraffin ist". Guido Modenbach, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur MindShare, begrüßt die Entscheidung von Sat.1: "In der Zeit von 23 bis ein Uhr sind attraktive Zielgruppen sehr gut zu erreichen. Ideal wäre es, wenn der klassische Werbungtreibende auf noch mehr Flächen von Sexspots unbehelligt bliebe." (w&v)

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