pts20021031005 Bildung/Karriere, Politik/Recht

Gewerbeverein: Die SPÖ-Bildungsreform ist schwer nachvollziehbar

Zwischen Wahlprogramm und Einems Bildungsideen aus 1997 gibts tiefe Brüche


Wien (pts005/31.10.2002/08:05) Liest man des Bildungsprogramm (Unterkapitel zum Wahlprogramm) der SPÖ genau, so kommt das Wort Fachhochschule (FHS) lediglich ein einziges Mal vor. Schade: FHS dienen dem raschen Durchsatz von Studenten, die sich nicht in Dissertationen ergehen wollen, sondern schnell ins Berufsleben einsteigen. Diese Absolventen haben nach wie vor intakte Berufschancen und ein geringes Arbeitslosigkeitsrisiko, was allerdings auch auf die zwangsweise Jugendlichkeit dieses Segments zurückführbar ist.

Die SPÖ gönnt der FHS im Wahlprogramm 2002 nur wenig Betätigung: "Für Berufstätige sollen darüber hinaus Angebote im Fachhochschulsektor ausgebaut und im Universitätsbereich geschaffen werden." Basta!

Da war doch der seinerzeitige Wissenschaftsminister Caspar Einem (SP) 1997 noch forscher: "Ich sehe nicht ein, warum Juristen an die Universität gehen", meinte er . Einem wollte, dass an den Universitäten in erster Linie jene Studien bestehen bleiben, die "nicht zu einer strikten Berufsausbildung, sondern zum Fachwissen auf der Höhe unserer Zeit führen". Juristen seien "Anwendungstechniker", ihre Diplomausbildung könnte an Fachhochschulen erfolgen. Das gleiche gelte für Veterinärmediziner "und im Prinzip auch für Humanmediziner", vor allem für die Zahnarzt-Ausbildung. Auch die Lehramtsstudien könnten an einer Fachhochschule vermittelt werden. Da Fachhochschulen bedürfnisorientierte Lehrgänge anbieten, seien die Aufnahmetests gerechtfertigt, so Einem.

Das war ja gar nicht so unklug, allenfalls psychologisch unvorsichtig! Man stelle sich die stolze Medizinerinnen-Mutter vor, die sagt, meine Tochter ist Mag. (FH) med.! Das nährt wenig Mutterstolz - meint der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV).

Der Zug ist in die andere Richtung abgefahren: An österreichischen Universitäten wimmelt es inzwischen von Fächern, die mittels einfachster Technik erzeugt worden sind: Zuerst wird unter Absingen von Hymnen auf die Interdisziplinarität ein altes Gebiet aufgespalten. Dann werden die Spaltprodukte mit Worten wie "Kommunikation" oder "Medien" oder "Kultur" wiederangereichert, um schließlich als Ausbildungsgänge für phantastische Karrieren offeriert zu werden.

Vielleicht lag Einem zu radikal, aber nicht falsch. Warum die SPÖ nun Kindesweglegung bei ihrem einst so hoffnungsvollen Kind FHS betreibt, bleibt offen!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01-587-36/3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
|