pts20030409033 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

"Der Fall Libro" im Österreichischen Gewerbeverein!

Die große Geldverbrennungsmaschine eines "begnadeten" Selbstinszenierers!


Wien (pts033/09.04.2003/12:34) "Die Megapleite der Tainment-Phantasten" war das brisante Thema der Buchpräsentation gestern abend im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV). Weit mehr als 100 am "Fall Libro" Interessierte diskutierten sehr angeregt mit Autor (und ÖGV-Syndikus) Paul Christian Jezek, "Neo-Verleger" Leo Mazakarini (Orac) und dem KSV-Experten Hans-Georg Kantner. Denn noch nie in Österreichs Wirtschaftsgeschichte hat ein Unternehmen in so kurzer Zeit so viel Geld vernichtet wie Libro: Aus mehr als zehn Milliarden Schilling Börsenkapitalisierung zu Höchstkursen in den besten Zeiten wurden lächerliche fünf Millionen Euro "Gelegenheitskaufpreis" für Josef Taus per 1. 1. 2003.

Vom damaligen Billa-Eigentümer Karl Wlaschek 1978 als Buchdiskonter gegründet, entwickelte sich das Unternehmen anfangs durchaus erfolgreich. Allerdings verlief der Verkauf von Papier- und Schreibwaren, Büchern und Tonträgern weitgehend unspektakulär, bis der Visionär André M. Rettberg ab 1996 nicht nur Anteile am Unternehmen, sondern auch definitiv die Macht übernommen hat. Es folgte Expansion pur: 1998 wurde die Buchhandelskette Amadeus gekauft und ausgebaut, 1999 stieg die "Tainment Company" mit lion.cc in den damals boomenden Internetmarkt ein und ging im selben Jahr an die Börse. Die Emission zählte bei siebenfacher Überzeichnung zu den erfolgreichsten am Wiener Finanzplatz, der Höchstkurs lag um 145 Prozent über dem Ausgabekurs von 29 Euro.

Aber bereits im Geschäftsjahr 1999/2000 rutschte Libro in die Verlustzone ab. Ab Weihnachten 2000 wurde die Liquidität knapp. Im Juni 2001 musste das "Aushängeschild der österreichischen Wirtschaft" den Ausgleich anmelden, im September war die Libro-Aktie nur noch einen Euro wert. Nach einem Kapitalschnitt war das Unternehmen schon im April 2002 wieder in Finanznöten, im Juni wurde der Konkurs angemeldet. Mit Passiva von 349 Millionen Euro legte Libro das drittgrößte Insolvenzverfahren in der österreichischen Geschichte hin. Die neuen Eigentümer rund um Josef Taus und Martin Waldhäusl versuchen derzeit, etwa 200 übrig gebliebene österreichische Filialen überlebensfähig zu machen, und werden dafür ein Vielfaches des mickrigen Kaufpreises von fünf Millionen Euro investieren müssen.

Paul Christian Jezek (im "Hauptberuf" Chefredakteur des Unternehmermagazins NEW BUSINESS) hat minutiös recherchiert, wie dieser Firmen-Ikarus in so kurzer Zeit abstürzen konnte, was aus den zeitweise mehr als zehn Milliarden Schilling Börsenwert wurde, warum sich die Telekom Austria zu Höchstpreisen mit 25 % und einer Aktie am vermeintlichen Blue Chip beteiligt hatte - und was hinter jener Sonderdividende im Ausmaß von nicht weniger als 440 Millionen Schilling steckt, die sich die Altaktionäre rund um André Rettberg im Zuge des Börsengangs genehmigt haben ...

Nach der spannenden (und zeitweise sehr aufregenden) Präsentation labten sich die Diskutanten und das fachkundige Publikum an den leckeren ÖGV-Brötchen. Gesehen wurden u. a. Univ.-Prof. Dr. Georg Brasseur, Präsident Dr. Alfred Brogyányi (Europa Treuhand Ernst & Young GmbH), GF Robert Daniel (Daniel und Partner) Mag. Elke Fuger (ÖBV), Claudia Gabler-dos Santos (CCC AG), Mag. Hadi Hashemi-Shirazi (GrECo), GF Rainer R. G. Kubicki (Creditreform), Fremdenführer-Obfrau Komm.-Rat Mara E. Martin, die beiden New Business-Geschäftsführer Oliver Olbrich und Lorin Polak, Manuela Muskovich und Michaela Riedl (beide ETM AG), Claudia Rinne (Kremayr & Scheriau) sowie Johann Schmitt von der Wiener Börse AG.

Das Buch ist seit wenigen Tagen im Buchhandel erhältlich. Die "technischen Daten":

Paul Christian Jezek, DER FALL LIBRO

Die Megapleite der Tainment-Phantasten

296 Seiten, Schwarzweiß-Illustrationen, Format: 12,5 x 20,6 cm, Efalin,

vierfarbiger Schutzumschlag, erschienen Anfang April 2003

Preis: 19,90 Euro

Verlag Orac, ISBN 3-7015-0450-4

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01-587-36/3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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