Gewerbeverein: Jetzt übernimmt sich die EU mit dem "Größeren Europa"
Wir haben noch nicht einmal die Aufnahme der Zehn, da geht's schon weiter
Wien (pts002/10.07.2003/08:25) Mag schon sein, dass der Europäischen Rat von Thessaloniki auch über ein "Größeres Europa" diskutierte. Aber die Hyperaktivität der EU-Kommission ist schon sehr merkwürdig. Mediziner würden - wie bei zappeligen Kindern - das Medikament Ritalin von Novartis zur Ruhigstellung verordnen - so der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV).
Ob wir Osteuropa und die südliche Mittelmeeranrainer so einfach verdauen, wo niemand auch nur annähernd die Kosten des anstehenden - ÖGV-seitig notwendig erachteten - Erweiterungsprozesses ermessen kann, ist kaum vorstellbar. Dass man Kroatien nun nach einigen Jahren Wohlverhaltens nach dem Ableben des Diktators - so wie die Slowakei - in die Erweiterung am 1.5.2004 noch hätte einbeziehen können, wäre denkbar. Aber dann muss vorläufig Schluss sein.
Es war notwendig, dass Anfang der 90er die fünf neuen Länder - in einem zeitlichen "window of opportunity" - mit Deutschland vereinigt wurden. Dass die Wirtschaft Deutschlands auch heute deswegen noch stottert und Österreich mit drinnen hängt, sollte doch zu denken geben.
Die EU hat keinerlei Erfahrung mit der schlagartigen Aufnahme einer derartigen Bevölkerungsmenge mit extrem niedrigen Einkommen - wie dies bei der kommenden Erweiterungsrunde passiert. Jetzt ist der Integrationsprozess einmal gründlich umzusetzen. Die Erfahrungen, die man dabei gewinnt, möge man dann für das Projekt "Größeres Europa" einbringen.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die EU zu üppig mit Personalressourcen ausgestattet ist, wenn zum Vertiefungs- und Erweiterungsprozess nun noch der "Weitererweiterungsprozess" überdacht wird. Damit verbunden sind aber falsche Hoffnungen, die man bei den "Groß-Europa"-Kandidaten erwecken könnte.
Vielleicht sollte die EU einmal die anstehenden Hausaufgaben abarbeiten - den Traum vom geeinten Europa vom Atlantik bis zum Ural Charles de Gaulles sollte man vorläufig wieder den Schulbuch-Geografen und Feuilletonisten überlassen!
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