Gewerbeverein: Bahnpostbus-Gutachten zwar merkwürdig, aber ergiebig!
Die Argumentationslinie sollte bei der ÖBB helfen, leere Züge einzustellen!
Wien (pts002/11.07.2003/07:50) Mit großem Interesse verfolgt der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) - die einzige heimische Wirtschaftsinteressensvertretung, die offen gegen Kartelle und Quasikartelle auftritt - die Argumentation aus dem Expertengutachten zur Marktbeherrschung der Fusion Postbus und Bahnbus zum "Bahnpostbus".
European Economics & Marketing Consultants sieht beim neuen Giganten trotz eines Fuhrparks von 2300 Bussen keine marktberrschende Stellung. Je nach Region wird der Moloch Marktanteile von 70 bis 90 Prozent schlucken. Es macht im ÖGV einigermaßen fassungslos, was parteipolitische Wagenburgen noch immer zu Wege bringen. Gerade wo erst das ostösterreichische Quasistrommonopol (ÖSL) von unserer Vereinigung bekämpft wurde, greifen die Monopolisten wieder einmal schamlos zu.
Die zitierte Expertise hat allerdings eine sehr interessante Begründung: Im Falle einer Preiserhöhung würden die Fahrgäste auf den motorisierten Individualverkehr ausweichen, also kann Bahnpostbus Preise nicht anheben, ohne vom Markt bestraft zu werden - demnach liegen keine kartellrechtlichen Bedenken vor.
Diese Argumentation ist äußerst hilfreich für eine ÖBB-Sanierung, vor der sich ja alle zu Tode fürchten. Bekanntlicherweise gibt es - möglicherweise sogar für die ÖBB - Strecken in Österreich, die profitabel bedient werden können.
Wenn nun die Alternative zu Öffis - noch dazu solchen, die zu 70 Prozent von Schülern frequentiert werden - der private PKW-Verkehr ist, dann kann man getrost all jene Strecken einstellen, die Defizite für die ÖBB einfahren. Notfalls können private Kleinbusse diese Strecken dann bedienen.
Der ÖGV schlägt dem für die ÖBB federführenden Sanierungsbeauftragten Kukacka vor, zuerst die profitablen Bahnstrecken zu identifizieren und diese dann sofort - wie überall sonst in der EU üblich - in einer Ausschreibung anzubieten.
Die merkwürdigsten Gutachter-Argumente haben doch manchmal etwas Gutes an sich. Es bleibt zwar ein Quasi-Monopol bestehen, aber ein - für den Steuerzahler - viel teureres kann so zerschlagen werden!
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