pts20030718004 Politik/Recht

Deutsche AIDS-Hilfe e.V. fordert humane Drogenpolitik

Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher/innen am 21. Juli


Berlin (pts004/18.07.2003/09:00) Anlässlich des vom Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit initiierten bundesweiten Gedenktages für verstorbene Drogengebraucher/innen am 21. Juli fordert die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen auf, die positiven Entwicklungen in den Bereichen der Infektionsvermeidung und der Gesundheitsförderung bei Drogen gebrauchenden Menschen nicht durch eine rückwärtsgewandte Politik zu gefährden.

Ein Beispiel für eine solche rein ideologisch begründete Politik sei die Einstellung der auch international beachteten Spritzentauschprogramme in Niedersachsen und in Hamburg, erklärt dazu DAH-Drogenreferent Dirk Schäffer. "Dieser inhumane und fahrlässige Akt entzieht Drogen gebrauchenden Gefangenen die wichtigste Schutzmöglichkeit vor HIV/AIDS und Hepatitis", so Schäffer. Die Weigerung des Hamburger Justizministeriums, mehr als 3500 Unterschriften für die Wiedereinführung der Spritzenvergabe in Haft entgegenzunehmen, mache deutlich, mit welcher Ignoranz die Verantwortlichen diesem Thema begegnen. "Wir fordern die Umsetzung des Strafvollzugsgesetzes, in dem es in § 3 Absatz 1 heißt: 'Das Leben im Vollzug soll den allgemeinen Lebensverhältnissen soweit als möglich angeglichen werden' - Angebote zur Infektionsvermeidung, die außerhalb von Gefängnissen längst etabliert sind, müssen auch Gefangenen zugänglich sein!"

DAH-Geschäftsführerin Hannelore Knittel verweist in diesem Zusammenhang auf die Erfolge anderer Maßnahmen zur Risikosenkung: "Dass die Zahlen bei den Drogentodesfällen nun bereits seit mehreren Jahren rückläufig sind, ist unter anderem auf die von uns seit Jahren geforderte Einrichtung von Drogenkonsumräumen zurückzuführen, die Drogengebraucher(inne)n hygienische Bedingungen und professionelle Hilfe z. B. bei Drogennotfällen bieten." Die Einrichtung weiterer "Druckräume" als Angebote zur Überlebenshilfe dürfe nicht an moralischen und ideologischen Barrieren scheitern, so Knittel weiter.

Hintergrundinformationen

· Im letzten Jahr sind nach offiziellen Angaben 1513 Menschen infolge des Konsums illegaler Drogen gestorben - 17,5 % weniger als im Vorjahr -, die meisten von ihnen an einer Überdosierung.
· In einer von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Untersuchung zu Drogenkonsumräumen wurden über 5000 Drogennotfälle in diesen Einrichtungen dokumentiert, die unter anderen Konsumbedingungen zum Tode hätten führen können.

Um der vielen tausend verstorbenen Freundinnen und Freunde, Bekannten und Angehörigen zu gedenken und zugleich für eine humane Drogenpolitik zu demonstrieren, veranstalten AIDS-Hilfen, JES- und Elterngruppen rund um den 21. Juli in über 40 Städten (z. B. in Berlin, Duisburg, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Leipzig, Wuppertal) Mahnwachen, Gottesdienste, Trauermärsche und andere öffentliche Kundgebungen.

(Ende)
Aussender: Deutsche AIDS-Hilfe e.V.
Ansprechpartner: Dirk Schäffer
Tel.: 030-690087-56
E-Mail: dirk.schaeffer@dah.aidshilfe.de
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