pts20040517021 Bildung/Karriere, Politik/Recht

Gewerbeverein: JOBS FOR YOU(TH) 04: Wie Mittel ver(sch)wendet werden!

Die arbeitgeberfinanzierte Aktion vermittelt, was Schule und Elternhaus versäumt


Wien (pts021/17.05.2004/12:02) Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) berichtete schon mehrmals über die ominöse Aktion JOBS FOR YOU(TH) 04: Am 30.12.2003 wurde ein für die Wirtschaft sündteures Absatzerl in das 128. Bundesgesetz eingeflickt: In Artikel IV ist dort - versteckt - zu lesen: " Der Insolvenz-Ausfallgeld-Fonds hat dem Bund weiters im Jahr 2004 22 Mio EUR und im Jahr 2005 5 Mio EUR an die Gebarung Arbeitsmarktpolitik zur Dotierung der Arbeitsmarktrücklage für Zwecke der Förderung der Jugendbeschäftigung im Rahmen der Initiative "JOBS FOR YOU(TH) 04 zu überweisen" Wohlgemerkt: Hier geht es um mehr als eine Drittelmilliarde Altschilling.

Vorarlberg lüftete die Nebel, wie denn die Mittelverwendung abläuft. Wobei es in den Bundesländern noch kräftige Landeszuschüsse zur Aktion gibt. Im konkreten Fall erhält dass AMS Vorarlberg aus dem Insolvenzentgeltfonds 1,57 Mio EUR; das Land schießt weitere 0,6 Mio hinzu. Zusammen somit 2,17 Mio EUR.
+ Bei 115 Jugendlichen gibt es für jeweils sechs Monate Zuschüsse zu den Lohn- und Lohnnebenkosten oder sie werden in "geschützten Werkstätten" beschäftigt. Rechnerisch ergeben sich daraus Kosten von maximal 0,5 Mio. EUR.
+ Bei weiteren 280 wird nachqualifiziert. Ohne Zertifikat versteht sich, denn hier wird Resozialisierung betrieben: Vermittlung der Grundkompetenzen "Verlässlichkeit, Flexibilität und Kulturtechniken". Es wird der Qualifikationsbedarf abgeklärt, motiviert und der Kontakt zu Unternehmen hergestellt. Lehrabbrecher reflektieren den Ausbildungsabbruch und werden über Arbeitsrecht sowie Lehrstellen-Förderungsmöglichkeiten informiert. Lehrstellensuchenden wird ein Einzelcoaching zu Teil, etc.
+ Schließlich erhalten 160 Jugendliche eine Qualifizierung mit Zertifikat: Es handelt sich um die Weiterbildung von BMS/BHS/AHS-AbsolventInnen, die aus einem der teuersten Bildungssystemen der Welt kommen und für das Berufsleben erst durch JOBS FOR YOU(TH)-Praktika wirtschaftstauglich ausgebildet werden.

In die beiden letztgenannten Qualifikationsblöcke fließen somit etwa 1,7 Mio EUR, zu fast drei Viertel von Unternehmern finanziert! Nahezu 3.900 EUR je Qualifikanten! Dieses Geld hilft am nachhaltigsten Jobs zu sichern - jene der Betreuer, Coaches und im AMS.

Das Beispiel Vorarlberg zeigt, wie zweckwidrig verwendete Arbeitgeberabgaben für Maßnahmen eingesetzt werden, um Defizite der Bildungspolitik und elterlichen Erziehung auszugleichen. Vorarlberg ist wenigstens ehrlich und transparent. Aber auch hier geht es primär darum, arbeitslose Jugendliche aus der Statistik verschwinden zu lassen. Nachhaltig kann keine der genannten Maßnahmen auch nur im Entferntesten einen einzigen Arbeitsplatz sichern.

Strukturell aber geschieht bei der Qualifikation unserer Jugend überhaupt nichts. Wie lautete doch die Antwort auf ein eingeschrieben an Arbeitsminister Bartenstein gesendetes Schreiben vom 8. März 2004, mit dem Ersuchen von seiner Ermächtigung Gebrauch zu machen, die Absetzbarkeit von 2.000 EUR Lehrlingsausbildungsprämie pro Auszubildendem im Mangelberuf Stuckateur-. und Trockenausbaulehrling anzuerkennen, bis heute, 17. Mai: Schmecks! Nicht einmal: Ist im h.o. Ministerium eingegangen!

Hier wäre nämlich ein wirkungsvoller Anreiz, einem - durch ein mörderisches Vergaberecht - gewürgten Handwerk, wenigstens wieder jene Luft zu geben, um Lehrlinge auszubilden.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01/587 36 3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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