Xenotransplantation mit gentechnisch veränderten Schweinen
Untersuchungen zu Langzeitüberleben und Virussicherheit
Berlin (pte039/04.06.2004/17:05) Die Wissenschaft setzt große Hoffnungen in die Xenotransplantation, die Übertragung von Zellen und Organen von Tieren auf Menschen, um den massiven Mangel an Spendertransplantaten zu verringern. In den nächsten Jahren sollen Schweine gezüchtet werden, die mehrfach gentechnisch so verändert sind, dass ihre Zellen und Organe besser verträglich für den Menschen sind. Dieses Vorhaben wurde im Rahmen eines Symposiums im Robert Koch-Institut http://www.rki.de vorgestellt.
"Bislang verhindern die Abstoßungsreaktionen des Immunsystems, die physiologischen Unterschiede zwischen Tier- und Menschenorgan und die mögliche Übertragung von Mikroorganismen eine klinische Anwendung der Xenotransplantation", erklärte Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts. Auf dem Symposium diskutierten Transplantationsmediziner, Immunologen, Mikrobiologen, Virologen, Ethiker und Juristen neue Ergebnisse und Vorhaben zur Realisierbarkeit und Sicherheit der Xenotransplantation.
Schweine sind aufgrund ihres Stoffwechsels, der dem des Menschen sehr ähnelt, wegen der vergleichsweise großen mikrobiologischen Sicherheit und aus Kostengründen die favorisierten Spendertiere. Zuletzt konnte eine deutliche Verlängerung der Überlebenszeiten von gentechnisch veränderten Schweineorganen in Primaten erreicht werden. Im Rahmen des Symposiums wurde ein konkretes Projekt vorgestellt, bei dem die Zellen und Organe der "multitransgenen" Schweine unter Laborbedingungen auf Langzeitüberleben untersucht werden. Parallel dazu gibt es Experimente zur Virussicherheit, die ausschließen sollen, dass mit den Zellen und Organen vom Schwein krankheitsverursachende Viren auf den Menschen übertragen werden.
Ein besonderes Hindernis für die Xenotransplantation sind so genannte Porcine endogene Retroviren (PERVs), die in allen Schweinen vorhanden sind und menschliche Zellen infizieren können. Inzwischen gelang es in den USA, gentechnisch veränderte Schweine zu erzeugen, die keine PERVs mehr freisetzen. Joachim Denner vom Robert Koch-Institut führt weiter aus, dass die Forschung auf diesem Gebiet auch wichtige Impulse für die Impfstoffentwicklung bei HIV gegeben hat, das auch zur Gruppe der Retroviren zählt.
Weltweit wurden inzwischen etwa 200 Patienten mit Schweinezellen behandelt, z.B. bei einer Transplantation von Schweinehaut auf Patienten mit gravierenden Brandverletzungen oder von verkapselten Inselzellen vom Schwein auf Diabeteskranke, mit unterschiedlichem Erfolg. "Um die Chancen und Risiken der Xenotransplantation besser zu verstehen, sind weiterhin eine intensive naturwissenschaftliche Forschungstätigkeit und eine sachliche öffentliche Diskussion unabdingbar", betonte Kurth.
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