pts20041026014 in Leben

1. Europäische Konferenz zur Gesundheitsförderung in Haft


Berlin (pts014/26.10.2004/16:51) In Deutschland durchlaufen jedes Jahr etwa 200.000 Menschen die Vollzugsanstalten, durchschnittlich befinden sich 80.000 Menschen in Haft.

Häftlinge aus vielen verschiedenen Nationen, die schon vor Haftantritt erheblichen gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt waren, müssen auf engstem Raum zusammenleben. 30-50 % der Gefangenen gelten als drogenerfahren oder drogenabhängig - mehr als jemals zuvor. Sie leiden nicht nur unter den körperlichen Folgen, sondern sind aufgrund der Haftbedingungen und mangelndem Zugang zu Schutzmöglichkeiten auch weit stärker als "draußen" gefährdet, sich mit Infektionskrankheiten wie HIV/Aids, Hepatitis oder Tuberkulose zu infizieren. Darüber hinaus leiden 50-75 % unter psychischen Störungen. Insgesamt steigt der Anteil kranker und behandlungsbedürftiger Gefangener stetig an, was enorme Herausforderungen für die Justizvollzugsanstalten darstellt, die mit der ärztlichen Praxis in Freiheit nicht vergleichbar sind. Ein Großteil der Arbeit des medizinischen Dienstes im Vollzug ist durch die Behandlung von Suchterkrankungen und deren Folgen gebunden - viele behandlungsbedürftige Erkrankungen bleiben daher unbehandelt.

In vielen europäischen Ländern ist es zudem so, dass die Haftanstalten quasi "Infektions-Durchlauferhitzer" sind: Gefangene infizieren sich in Haft und gehen nach Verbüßung ihrer in der Regel kurzen Haftstrafen zurück in ihr soziales Umfeld. Gesundheit und Prävention im Vollzug ist daher auch ein Thema öffentlicher Gesundheit, das bisher viel zu wenig von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

Die "Erste Europäische Konferenz zur Gesundheitsförderung in Haft", die unter der Schirmherrschaft der Bundesjustizministerin Frau Zypries steht, greift diese Probleme auf. Über 150 Experten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien kommen in Bonn zusammen, um Erfahrungen auszutauschen, Modelle "guter Praxis" zu diskutieren und Strategien zu entwickeln, um die gesundheitliche Versorgung von Gefangenen höher auf Agenda von Politik und Fachöffentlichkeit zu platzieren.

Die Konferenz wird organisiert vom Wissenschaftlichen Institut der Ärzte Deutschlands (www.wiad.de), der Deutschen AIDS-Hilfe (www.aidshilfe.de) und dem Bremer Institut für Drogenforschung (www.bisdro.uni-bremen.de). Unterstützt wird sie von der Weltgesundheitsorganisation/WHO, der Europäischen Kommission, dem Europarat, dem Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik und dem European Network on Drug and Infections Prevention in Prisons/ENDIPP.

Weitere Informationen:
Dr. Caren Weilandt, Wissenschaftliche Institut der Ärzte Deutschlands,
Tel. 0228-8104182

Veranstaltungsort
Gustav-Stresemann-Institut
Langer Graben 68
53175 Bonn
www.gsi-bonn.de

(Ende)
Aussender: Deutsche AIDS Hilfe e.V.
Ansprechpartner: Dr. Caren Weilandt
Tel.: 02288104182
E-Mail: caren.weillandt@wiad.de
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