pts20050210055 Politik/Recht, Unternehmen/Wirtschaft

Gewerbeverein: Wer profitiert von Spekulationen, außer den Spekulanten?

Es muss wohl lustig sein, mit geborgtem Geld die Old Economy zu ruinieren!


Wien (pts055/10.02.2005/20:41) Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), sagte letzte Woche, es gebe innerhalb des Klubs der zehn großen Notenbanken (G10) ein "Gefühl, dass wir in einigen Fällen beobachten, dass einige Risiken nicht angemessen eingepreist werden". Er sprach von "nicht durchhaltbaren" Preissteigerungen an den Immobilienmärkten, meinte natürlich aber auch die überhitzten Rohstoffmärkte.

Nun, im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV) wundert man sich, dass die G10 gefühlsgesteuert und nicht auf Grund der Fakten agieren. Dass durch Spekulanten 2004 die Rohstoffpreise mutwillig und zum Schaden der Wirtschaft in die Höhe getrieben wurden, ist offenkundig. Jeder kleine Schlosser konnte mit ansehen, wie der Stahlpreis nie gekannte Höhen erklomm. Und sogar ferne der direkten Wirtschaft erschrak jeder Autofahrer, was einmal Volltanken kostet.

Genährt werden derartige Spekulationen insbesondere durch zu niedrige Zinsen. Das weiß man spätestens seit der Vorgeschichte der geplatzten Internetblase zu Beginn dieses Jahrhunderts.

Grund für diese Entwicklung ist nach Einschätzung vieler Experten die weltweit lockere Geldpolitik. Die niedrigen Zinsen führen dazu, dass zu viel Liquidität bereitgestellt wird. Diese entladet sich derzeit nicht wie sonst üblich in den Konsumentenpreisen, sondern treibt den Wert von Vermögensgegenständen nach oben. Daher spricht - so der ÖGV - derzeit alles für eine Anhebung der Leitzinsen, um so Liquidität abzuschöpfen.
Vor allem die US-Notenbank Fed hat gehörig Anteil an der derzeit fatalen Entwicklung, die im Gegensatz zum marginalen Arbeitsmarkteffekt nach der geplatzten Internetblase Kohorten von Arbeitslosen in der Old Economy hinter sich lassen könnte. Nach dem Platzen der seinerzeitigen Aktienblase hat die Fed die Zinsen stark gesenkt, um die Wirtschaft zu stützen. Dadurch sind aber neue Übertreibungen auf den Immobilien-, insbesondere aber den Rohstoffmärkten entstanden.

Die Mitglieder im ÖGV und seinen Partnerverbänden haben es jedenfalls satt, Opfer von Spekulanten zu sein. Eine WTO, die alles überreglementiert und dazu noch die G10 werden doch mit den ihnen zur Verfügung stehendem Instrumentarium in der Lage sein, den Markt wieder in geordnete Bahnen zu lenken.

Es kann ja nicht sein, dass Wirtschaften im herkömmlichen Sinn von irgendwelchen mit Billigstkrediten geförderten Mausklick-Hasardeuren gefährdet wird.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
|