pts20050816010 Politik/Recht, Kultur/Lifestyle

Gewerbeverein: Wenn Eltern weder für ihre Kinder, noch für sich selbst haften!

Der Radetzkymarsch im Südbahnhotel hätte zum Radetzky-Blues werden können!


Wien (pts010/16.08.2005/10:16) "Betreten der Baustelle verboten. Eltern haften für ihre Kinder" und "Der Aufenthalt im Schwenkbereich des Kranes ist verboten", so verkünden kleine - fast unleserliche - Taferln direkt beim Haupteingang des devastierten Südbahnhotels am Semmering. An die 10.000 Theaterbesucher haben sich auch diesen Sommer wieder achtlos unter dem - seit weit mehr als zehn Jahren - unbenützten Kran aufgehalten. Im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV) vermerkt man dies mit Erstaunen. Jeder Gewerbebetrieb, der solch Verhalten zulässt, bekommt eine amtlich drüber gebraten, die holde Kunst nicht.

Also pilgerten heuer nahezu 10.000 Entscheidungsträger, Ärzte, Lehrer, Politiker und andere Beispielsgeber in das morbide Südbahnhotel, um in diesem Flair Joseph Roths Radetzkymarsch zu genießen. Der Held der Romanvorlage, der junge, irre geleitete Leutnant Trotta, Enkel des Helden von Solferino stirbt dabei am Ende durch die Kugeln russischer Kosaken. Er hat sich mut- und freiwillig in diese Gefahr begeben.

Offenbar ist dieses Ende auch der Leitgedanken all jener, die sich das morbide Südbahnhotel seit Jahren im Sommer geben. Dass Jemand fordert, den ebenso abgewrackten und ungebrauchten Kran abzumontieren, hat man noch nicht vernommen. Die Verantwortung scheint man mit den Taferln "Betreten der Baustelle verboten. Eltern haften für ihre Kinder" und "Der Aufenthalt im
Schwenkbereich des Kranes ist verboten" noch vor der Garderobe abgegeben zu haben.

Der ÖGV fordert, dass Theateraufführungen so gestaltet werden, dass die Besucher nicht gefährdet sind, auch wenn sie persönlich dem Motto "No risc, no fun" frönen. Es mag schon sein, dass der Kran in dessen Schwenkbereich der Aufenthalt verboten, aber notwendig zum Betreten der Spielstätte ist, von einem Zivilingenieur geprüft wurde. Nur: Kann ein Baukran, der sommers und winters seinen Ausleger als Wetterfahne permanent im Kreis dreht, wirklich noch als sicher betrachtet werden?

Also, auch 2006 das morbide Südbahnhotel weiter bespielen. Aber den nutzlosen, schrottreifen und wahrscheinlich gefährlichen Baukran aber bitte vorher abmontieren. Sonst kracht der Ausleger einmal auf das Hoteldach und es gibt zahlreiche Verletzte oder gar Tote. Wie sagte doch ein Arbeitsinspektor, als man ihn fragte, ob er sich in seiner Freizeit den Radetzkymarsch ansieht?: "Da bin ich ja dann voll in der Verantwortung. Nein das kann man von mir nicht verlangen".

Dann bitte verlangt nicht von im Kranbau unkundigen Bürgern, dass sie sich in mögliche Gefahren begeben!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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