ÖGV: Wien eröffnet ein neues Opernhaus. Was kann Berlin daraus lernen?
Dass mächtiger subventioniert wird und die Musiker das Dreifache verdienen!
Wien (pts057/20.09.2005/20:17) "Während Berlin sich abquält, seine drei Opernhäuser zu erhalten, ist Wien im Begriff, ein drittes zu eröffnen. Ist das nicht eine Demütigung für die deutsche Hauptstadt? Sieht man genauer hin, zeigt sich freilich rasch, dass Wiens Musikleben mit Berlins Situation unvergleichbar ist", schrieb vor Kurzem die Berliner Zeitung (BZ). Wir fühlen uns geehrt, seit wir wissen, wie das gemacht wird. 2006 benötigt dieses dritte Haus 20 Mio. EUR an Steuergeldern, 2007 gar 21,6 Mio.. Das ist ja weniger eine Demütigung Berlins als eine des österreichischen Steuerzahlers, meint man im durchaus der Kultur gegenüber aufgeschlossenen Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV).
Dabei hat ja Wien in Wahrheit auch noch im nahen Umfeld ein viertes Opernhaus von exquisiter Qualität: Bratislava. Und Berlin ist mit 3,45 Mio. Einwohnern nahezu doppelt so groß wie Wien!
"Dennoch, wie kann sich die Stadt ein eigenes Opernhaus leisten? - bohrt die BZ weiter. "Die Antwort ist einfach: Sie hatte bisher gar keins. Der musikalische Reichtum Wiens ist nur zum geringsten Teil ein Verdienst der Kommune selbst. Die Wiener Staatsoper und die Wiener Volksoper werden - wie das Burg- und das Akademietheater - vom Bund finanziert."
Wie gut die Wiener Kommune ihr Orchester saläriert erfahren wir etwas später: "So finanziert die Stadt selbst nur ein einziges Symphonieorchester, eben die künftig auch als Opernorchester tätigen Wiener Symphoniker, und sie finanziert sie gut: mit 10,5 Millionen Euro (zum Vergleich: die Berliner Symphoniker hatten mit 3,3 Millionen auskommen müssen, bevor ihnen sogar diese gestrichen worden waren). Das ist ein Mit- und Nebeneinander von Staat, Stadt und privatem Unternehmertum, wie es der deutschen Subventionstrennkost erstaunlich scheinen muss" - uns Wiener Steuerzahlern auch!
"Und die oft so ärgerliche, geradezu an Gedankenlosigkeit grenzende Unreflektiertheit, mit der in Wien Kunst und Kultur als etwas selbstverständlich zum Leben Gehörendes wahrgenommen wird, hat eben auch eine Strukturen erhaltende, in diesem Fall sogar eine Strukturen neu schaffende Kraft. Denn Strukturprobleme sind immer auch Mentalitätsprobleme" - und die Akzeptanz des Wieners in einer der teuerst verwalteten Städte der Welt leben zu dürfen.
Unbestritten ist, dass insbesondere Opernhäuser eine enorme Umwegsrentabilität bei Touristen erzielen. In solchen Kulturtempeln entfällt das Sprachproblem. Ob wir allerdings mit einem dritten - vom Steuerzahler hoch subventionierten - Opernhaus auch nur einen Touristen mehr in die Stadt locken, bleibt zu bezweifeln. Aber tolle Musiker müssen wir schon haben, wenn die drei Mal soviel kosten, wie ihre Berliner Kollegen!
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