Gewerbeverein: Die thermische Sanierung im Wohnbau muss forciert werden!
Selektive Steueranreize sind in diesem Bereich mehr als überfällig!
Wien (pts040/29.09.2005/22:30) Gemäß der aktuellsten Gebäude-Wohnungszählung wurden im vergangenen Jahrzehnt in Österreich nur 10,5% der älteren Wohnungen thermisch saniert. Jährlich wurde somit etwa ein Prozent des österreichischen Baubestandes Energie sparender ausgestattet. Oder noch dramatischer ausgedrückt: Ein Altbestandshaus wird nur alle hundert Jahre einmal thermisch saniert.
Die Gemeinnützigen liegen mit 20,6% thermischer Sanierungsrate vorne weg und schönen somit das Ergebnis noch. Wobei diese einen relativ jungen Baubestand halten. Bei Mehrwohnungsbauten (Miet- und Eigentumswohnungen) lag der Sanierungsanteil in den beobachteten zehn Jahren gerade bei mickrigen 7,2 Prozent. Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) fordert, dass ein umfassendes Regierungs- und insbesondere Steuerprogramm zu dieser Thematik umgesetzt wird.
Es geht nicht an, dass wir teure Energie bei den Wänden und Fenstern hinaus blasen. Da wird auch die zwingende Forderung der Beibringung eines Energieausweises ab Januar 2006 oder die Abweichung vom Kyoto-Ziel nichts Nennenswertes ändern, ist zu befürchten.
Wo überdurchschnittlich thermische Sanierungsmaßnahmen gefördert werden - in Tirol, der Steiermark, Ober- und Niederösterreich und neuerdings in Wien - wird auch massivst isoliert. Genau umgekehrt läuft der Trend in den Niedrigförderländern Burgenland, Vorarlberg und Kärnten. Diese Förderungen sind gut und müssen Flächen deckend ausgeweitet werden. Allerdings greifen sie alleine zu wenig.
Steuerlich wird thermische Sanierung gerade einmal so mickrig gefördert, dass sie sich im Skontobereich der Sanierungskosten befindet. Genau hier ist aber anzusetzen. Der steuerliche Sonderausgabenrahmen für derartige Sanierungen ist massiv zu erhöhen und spezielle Investitionsprämien sind im Steuerrecht vorzusehen. Eine steuerlich wirksame Auflösung der Mietzinsreserve ist ja nun nicht mehr möglich. Sie löste in den 90er Jahren einen wahren Renovierungsboom aus - allerdings mehr im kosmetischen als im thermischen Sanierungsbereich!
Darüber hinaus ist das Wohnrecht in einigen Punkten zu ändern, da sich derzeit Querulanten locker gegen jede Mehrheit mit Sanierungsbedürfnissen durchsetzen können.
Es ist zwar nett, immer wieder nach einer Steuersenkung im Sinne des Gießkannenprinzips zu schreien. Wichtiger wäre eine Steuerentlastung für jene, die die Volkswirtschaft von teuren Energiekosten befreien. Und die haben ja eben selbst auch den Vorteil, dass ihre Heizkostenrechnung im nächsten Frühjahr nicht wieder horrende Steigerungsraten ausweist!
Schlussendlich sei darauf verwiesen, dass seriöse Studien den Sanierungsbedarf im thermischen Bereich mit fünf Mrd. EUR oder 1,4 Prozent des BIP quantifizieren. Das sind dann schon einige tausend Arbeitsplätze im Bau- und Baunebengewerbe. Das wäre wohl die wahre Beschäftigungsinitiative!
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