pts20051005044 Politik/Recht, Unternehmen/Wirtschaft

Gewerbeverein: Stirbt die Schweiz mit minus 12% öffentlich Bediensteten?

Natürlich nicht, genauso wenig, wie abschlankende Konzerne!


Wien (pts044/05.10.2005/21:40) Der Versuch ist es wert. Die rigide Personalpolitik der Schweizer Regierung fordert das Opfer von zwölf Prozent Mitarbeitern in der öffentlichen Verwaltung. Beamte in unserem Sinn gibt es dort nicht. Wird die Schweiz nun eine Bananenrepublik, sorgt man sich im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV)?

Dabei müssen es ja sogar ein paar Promille mehr sein als die angekündigten zwölf Prozent. Dies deswegen, da nun der aller oberste Beamte, der Chef des Eidgenössischen Personalamtes nach 16 Jahren Tätigkeit wegen des für ihn zu radikalen Aderlasses das Handtuch wirft.

Da könnte man sich aber in Österreich doch auch ein Beispiel nehmen. Ergeben doch seriöse Gutachten, dass unser öffentlich-rechtlicher Bereich zumindest um dreißig Prozent zu fett ist. Und dass er trotz gegenteiliger Beteuerungen in den letzten fünf Jahren noch fetter wurde.

Bei 750.000 Öffentlich-rechtlichen halten wir derzeit. Zwölf Prozent weniger sind immerhin 90.000 Stellen, die der Steuerzahler zwar über üppige Pensionsregelungen, Abfertigungen und Arbeitslosenentgelte weiterhin alimentiert, aber doch moderater. Weniger Büroraum, weniger PCs, weniger WCs, weniger Ärmelschoner - das bringt schon etwas!

An der Pragmatisierung kann es ja wohl nicht liegen, wenn im österreichischen Verwaltungsbereich Personal abgebaut werden muss. Denn wie meinte schon im Sommer 2004 Fritz Neugebauer, Vorsitzender der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD): "Man soll nicht mit Begriffen argumentieren, die nicht mehr existieren." Mit dieser Aussage wies er die Forderung von Vizekanzler Hubert Gorbach in den Medien nach einem Ende der Pragmatisierungen zurück. Die Pragmatisierung sei schon vor Jahren abgeschafft worden, so Neugebauer.

Also, wenn es das Monster "Pragmatisierung" eh nicht mehr gibt, dann sind ja auch unsere Öffentlich-rechtlichen wie Schweizer Verwaltungsangestellte kündbar. Ob Neugebauer da wirklich sein Beamtenrecht kennt? Nachvollziehbar: "Lebenslang ist ein Urteil für Schwerverbrecher, aber nicht für einen Arbeitsplatz", sagte Zukunftsforscher Matthias Horx vergangenen Sonntag bei einer Podiumsdiskussion des Instituts für Offene Gesellschaft in Wien. Und Neugebauer wird ja diesen Vergleich seinen Schäfchen nicht nachsagen wollen!

Aber auch bei den deutschen Verwaltungsangestellten kommt Schwung auf. Der Aufstieg hängt künftig von Qualifikation und Arbeitsleistung ab. "Wer nichts leistet, bleibt picken", so der Leiter des öffentlichen Dienstes im deutschen - noch sozialdemokratisch geführten - Innenministerium.

Bei soviel Dynamik im Umfeld Österreichs und wenn ja bei uns niemand mehr pragmatisiert ist, müssten doch wohl auch die Schweizer Vorgaben hier nachzuvollziehen sein. 12 Prozent oder 90.000 Stellen abbauen - das wäre schon ein Signal einer gelungenen Diät!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
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E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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