pts20051106002 Politik/Recht, Handel/Dienstleistungen

Gewerbeverein: Ungarn, Österreichs Schwager war bei uns zu Gast!

Die wirtschaftliche Entwicklung des EU-Neulings ist Atem beraubend!


Wien (pts002/06.11.2005/23:15) Eineinhalb Jahre nach dem Beitritt Ungarns zur EU war im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV) ein hochkarätiges ungarisches Gremium zu Gast, um die Dinge aus Sicht unserer Nachbarn zu beleuchten. Als Co-Veranstalter trat wie immer bei derartigen Veranstaltungen der Österreichische Grenzlandverein (ÖGLV) in Erscheinung.

Es war eine sehr herzliche Veranstaltung, in der auch so manches Geheimnis preis gegeben wurde. Wie das unter Freunden halt so üblich ist. So berichtete etwa Ungarns Botschafter in Österreich, István Horváth darüber, dass Ungarn bereits in den 80er Jahren Geheimgespräche mit der Regierung Helmut Schmidt führte, die eine - nach heutiger Terminologie - "privilegierte europäische Partnerschaft" zum Ziel hatten. Da dachte in Österreich noch niemand so richtig an eine EWG-Mitgliedschaft. Auch die Ankündigung einer künftigen gemeinsamen Regierungssitzung Ungarn-Österreich - eine Formation wie sie nur in den Benelux-Ländern gehandhabt wird - war für die Zuhörer absolut neu. In der Tat wurde uns bewusst, dass wir wie "Schwäger" miteinander umgehen - besonders damals schon, als bei den gegen Österreich gerichteten EU-Sanktionen 2000 einzig Ungarn zu uns hielt.

Zur wirtschaftlichen Lage sprach dann der Hauptreferent, Gábor Dióssy, politischer Staatssekretär im ungarischen Ministerium für Wirtschaft und Verkehr.

Sein Resümee über die vergangenen 18 Monate:
+ Die wichtigste Erfahrung im ersten Jahr der EU-Mitgliedschaft war, dass der Übergang trotz der Befürchtungen vor dem Beitritt reibungslos vonstatten ging.
+ Im politischen Bezug gelangte Ungarn in der Gemeinschaft aus einer weniger aktiven, sich anpassenden Rolle in eine aktive, gestaltende und initiierende Situation.
+ Die positiven Auswirkungen der EU-Mitgliedschaft verspürten sowohl die wirtschaftlichen Akteure (steigende Subventionen, Aufhebung von Marktbeschränkungen) als auch die Staatsbürger (Grenzübertritt, Arbeitsstellen, Stipendien).

Die Erfolge stellte Dióssy leidenschaftslos dar:
+ Die Mitgliedschaft stärkt den Aufholprozess: Das Wachstum der Wirtschaft beträgt das Doppelte des Unionsdurchschnitts.
+ Der Kapitalzufluss aus dem Ausland ist beträchtlich. Im Jahre 2004 ist er auf 3,4 Milliarden Euro angewachsen.
+ Der Außenhandel mit den Mitgliedstaaten war auch 2004 aktiv. Im Verhältnis der neuen osteuropäischen Mitgliedstaaten war ein sprunghaftes Wachstum zu verzeichnen (Ungarns Export stieg um 30 %, der Import um 20 %).
+ Innerhalb des Exports ist der Anteil der Erzeugnisse mit hohem Verarbeitungsgrad weiter gewachsen (der Export von Maschinenanlagen um 18 %, der Export im Bereich Nachrichtentechnik um 30 %).

Was steht Ungarn nun bevor?
+ Die geplante Euro-Einführung im Jahr 2010. Dafür ist das Erfordernis der Erfüllung der Konvergenz-Kriterien zu erreichen.
+ Die Reform des Staatshaushalts und der großen Versorgungssysteme ist langfristig unumgänglich.
+ Die effektive Nutzung von EU-Mitteln beginnt bei der Ausarbeitung des zweiten Nationalen Entwicklungsplans und Lösungen der Mitfinanzierung.
+ Eine Senkung der Steuerlasten (Umsatzsteuer, Einkommensteuer) zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit wird voran getrieben.
+ Die Verbesserung der Qualität der Humanressourcen durch Schulung, Weiterbildung, Mobilität wird weiter gesteigert.

Keine Frage - Ungarn ist hervorragend aufgestellt. Und die Beziehungen der beiden Schwäger sind ungetrübt. Da passte wohl der Witz unseres Verwaltungsratsmitglieds Herbert Laszlo - selbst ungarischer Abstammung: Frage: Wer spielt heute abends Fußball? Österreich-Ungarn. Und gegen wen, bitte?

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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