pts20051130037 Politik/Recht, Bildung/Karriere

Gewerbeverein: Europäischer Berufsbildungsraum bringt uns in Schlingern!

Nur einfach alles über einen Kamm scheren, macht die Bildung nicht besser!


Wien (pts037/30.11.2005/19:53) Der Berufsbildung droht akute Gefahr durch die geplante Vereinheitlichung der Ausbildungssysteme in Europa - warnt der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV). Die europäischen Bildungsminister haben sich darauf geeinigt, einen "europäischen Berufsbildungsraum" nach dem Vorbild Großbritanniens zu gestalten, jenem Land, das sieht man von Cambridge und Oxford ab, "über eines der schwächsten Ausbildungssysteme in Europa" verfügt.

Statt Berufe zu erlernen, sollen Jugendliche laut dem geplanten Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) einzelne berufliche Fähigkeiten erwerben, die sich dann flexibel in der Arbeitswelt einsetzen ließen. Das klingt zwar verlockend, ist aber "fatal" für die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft.

In der österreichischen Berufsbildung ist traditionell die betriebliche mit der schulischen Ausbildung verzahnt. Es gibt ein tiefes Verständnis zwischen "Gelernten" und "Studierten": den Facharbeitern, Meistern und Ingenieuren. Diese erfolgreiche Tradition darf nicht aufs Spiel gesetzt werden. Zudem stiftet die duale Berufsbildung, die für die Produktqualität wichtige berufliche Identifikation und leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration Jugendlicher in die Gesellschaft.

Der ÖGV und seine zahlreichen handwerklichen Verbände fordern von der Bundesregierung, den "Europäischen Qualifikationsrahmen" als nicht kompatibel mit dem heimischen Berufsbildungssystem zurückzuweisen und einen Alternativvorschlag vorlegen. Die Zeit ist knapp - Stellungnahmen zum EQR können nur noch bis Ende Dezember abgegeben werden.

Ähnlich Fatales geschieht auch mit der Bologna-Strategie: In einer unlängst geführten Diskussion mit der Leitung der TU Bratislava betonte TU Wien Rektor Peter Skalicky, dass es Unsinn sei, jeder Uni-Studienrichtung die Dreiteilung Bachelor, Master, Doktor aufzuoktroyieren. In drei Jahren wird niemand fähig sein, etwa im Baubereich verantwortungsvoll Akademisches zu leisten. Glücklicher Weise hat noch niemand den Medizin-Bachelor angedacht.

Wie Sinologen in einem dreijährigen Bakkalaureat die chinesische Sprache erlernen sollen, ist ebenso ein großes Fragezeichen?

In der Tat ist ja nicht alles Gott gewollt, was aus Brüssel kommt!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
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E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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