pts20051127001 Politik/Recht, Unternehmen/Wirtschaft

Gewerbeverein: Sind die beiden Pensionsreformen in die Hose gegangen?

Seit 2001 steigt das gesetzliche Pensionsantrittsalter, nun sinkt das faktische!


Wien (pts001/27.11.2005/21:53) Da kann sich wohl niemand einen Reim darauf machen. Von 2003 auf 2004 sank das faktische Pensionsantrittsalter von 58,2 Jahren um ein halbes Jahr auf 57,7 Jahre. Doch einer reimt: Sigisbert (wer?) Dolinschek, BZÖ-Sozialstaatssekretär weiß, warum das so ist: Nach Abschaffung der Vorzeitigen Alterspension wegen langer Versicherungsdauer optiert man nun für die Berufsunfähigkeitspension, wenn man als zarter Jüngling/ine noch einmal auf den Mount Everest hinauf oder Arabistik studieren will. Auf der Strecke bleiben da die Einzahler in das Pensionssystem, befürchtet der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV).

Dolinschek tut sich leicht: für ihn wird sich zwar gewiss keine Staatssekretärspension mehr ausgehen, aber doch eine annehmbare Politpension. Immerhin war er von 5.11.1990 bis 3.2.2005 Nationalratsabgeordneter und überschneidend vom 26.1.2005 bis 3.2.2005 sogar gleichzeitig Abgeordneter und Staatssekretär. Der Mann hat also Kapazität.

Aber zurück von den Gipfeln eines Politikerlebens in die Niederungen der Pensionsfinanzierung. Wer bleibt auf der Strecke, wenn sich unser Pensionsantrittsalter wieder altitalienische Maßstäbe zum Vorbild nimmt?

+ Das sind einmal die jetzigen Zahler, insbesondere die ganz jungen, die alle in der Pensionspipeline Befindlichen durch päppeln müssen. Und nie auch nur einen Funken Chance haben, selbst eine anständige Pension mit Antrittsalter 57,7 Jahren zu erhalten.
+ Das sind die Arbeitgeber, die den allergrößten Teil der Pensionsfinanzierung leisten.
+ Und das ist der Steuerzahler selbst, da ja das System selbst mit 22,8 Prozent Beiträgen der Lohn- und Gehaltssumme nicht erhalten werden kann, sondern an die sechs Milliarden Bundeszuschuss (2004) erfordert.
Der ÖGV war stets für eine Reform des Pensionssystems - aber einer die greift. Was nun vorliegt, ist Machwerk. Bis heute hat - entgegen den Forderungen des ÖGV - niemand flankierende Maßnahmen zur Erhöhung des Pensionsantrittsalters durch die Pensionsharmonisierungsrunden beschlossen.

Es ist ja eigentlich simpel, das Pensionsantrittsalter um faktisch fünf Jahre anzuheben und zu glauben, der Markt regelt alles von alleine. Die einzige Maßnahme, die vom Arbeitsminister ausging war es, zu glauben, mit einem teuflischen Malussystem für +50-jährige die Beschäftigung dieser Alterskohorte aufrecht zu erhalten. Dem scheint aber nicht so zu sein.

Der ÖGV fordert die Politik auf, den Unfug des verstärkten Zugangs zur Pension durch die Berufsunfähigkeitsmasche zu unterbinden und faire Pensionsbedingungen für alle zu schaffen. Wenn ihm das schon nicht bei der ÖBB gelingt!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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